Eigener Inhalt Toyota GRMN: Mehr Sport wagen

Wolfgang Plank

Sie zeigen wirklich ihr Bestes, behaupten sich in der Langstrecken-WM, jagen rund um den Erdball über Schotter, Schnee und Asphalt - und doch packt die Wenigsten beim Namen Toyota ein ehrfürchtiger Schauer. Das soll sich ändern. Von der Faszination Motorsport darf künftig deutlich mehr auf die Serienautos abstrahlen. Eine Spur Le Mans, ein Hauch Rallye Monte Carlo, ein bisschen "Grüne Hölle".

 
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Mit dem Yaris startet die Aufholjagd in Sachen Emotion. Das Top-Modell der Baureihe ist schließlich schnell und siegreich. Nach fast 20 Jahren Rallye-Pause gelang Toyota damit auf Anhieb Platz drei in der Weltmeisterschaft und ein mehr als ordentliches Comeback. Nur kaufen kann man so ein WRC leider nicht. Jedenfalls nicht mit den dicken Backen, nicht mit knapp 400 PS, nicht mit Allradantrieb.

Ein Brüderchen im Geiste jedoch haben sie schon mal straßentauglich gemacht. Ertüftelt von der hauseigenen Rennsport-Schmiede "Gazoo Racing", deren Namen die ersten beiden Buchstaben des Kürzels GRMN stellt – die beiden anderen stehen für "Meister of Nürburgring". Nirgendwo sonst sammelt man so viel Erfahrung, wie bei der Jagd über die Nordschleife. Toyotas Botschaft: Wir können auch knackig.

Was sie in Handarbeit in den GRMN gepackt haben, ist vorrangig ein Kompressor-Motor mit 212 PS, der ganz ähnlich auch unter der engen Haube des Lotus Elise sirrt. Umzubauen gab es dennoch Einiges. Weil sie bei Toyota das technisch Feine wollten – aber Motorraum beim Yaris nun mal nicht unbegrenzt zur Verfügung steht.

Ein ähnlich schicker Technik-Transfer ist den Ingenieuren beim Antrieb gelungen. Über ein Torsen-Differenzial gelangt die turbolochlose Kraft ohne nennenswerte Verluste an die Vorderräder, wo sie von einer für Kleinwagen-Verhältnisse beeindruckend präzisen Lenkung in die rechte Richtung gebracht wird.

Das ganze Paket steht auf strammen Federbeinen, die klaglos einen Rennkurs meistern, aber eben auch Kopfsteinpflaster können. So oder so sucht der knapp vier Meter kurze Bonsai-Bolide bei gepflegter Bogenfahrt erst erfreulich spät den Weg Richtung Ausgang und lässt sich per Lastwechsel gut dirigieren. Das liegt an diversen Achs-Verstrebungen, vor allem aber an den 1135 Kilo, mit denen ein Auto heutzutage als leichtester "Hot Hatch" seiner Klasse durchgeht.

Wer es darauf anlegt, kommt mit dem Yaris GRMN in 6,4 Sekunden auf 100 und weiter bis 230 – das Gegenteil erledigen Bremsen, die auch nach mehrmaligem Zangengriff nicht weich werden. Allenfalls die Schaltwege wünschte man sich kürzer und präziser. Denn für den vollen Spaß verlangt das Triebwerk nach reichlich Drehzahl und steter Handarbeit im sechsstufigen Räderwerk. Dass dabei dann mehr als 7,5 Liter durch das mittig platzierte Endrohr verrauchen, muss man in Kauf nehmen. Sparsamkeit ist nun mal nicht die Kernkompetenz eines Sportlers – Effizienz hingegen schon.

Groß wägen muss man ohnehin nicht mehr. Die vom limitierten Krawall-Yaris für Deutschland reservierten 104 Exemplare waren in weniger als 72 Stunden verkauft. Allenfalls kann man sich damit trösten, 30 900 Euro gespart zu haben. Aber Vorsicht: GRMN wird bei Toyota ganz sicher kein Einzelfall bleiben. Als nächstes dürfte der Auris einen rundum ertüchtigten Ableger bekommen – samt Sportsitzen, Alu-Pedalen und rennsportnaher Gazoo-Lackierung aus viel Weiß mit etwas Rot und Schwarz.

Sehr viel Zeit zum Überlegen wird da aber wohl auch nicht bleiben.

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