Eigener Inhalt Seat Arona: Ibiza hoch frech

Wolfgang Plank

Man wüsste schon gerne, ob die Leute bloß mehr Hochbeiniges ordern, weil kaum noch Alternativen im Angebot sind – oder aber kaum noch Alternativen im Angebot sind, weil die Leute bloß mehr Hochbeiniges ordern. So oder so: Fast jedes vierte neu zugelassene Auto rollt durch die Republik, als gäbe es hier bestenfalls Feldwege. Und als seien Fahrten in die Stadt eine Art Expedition.

 
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Vor allem die Kurzen gewinnen an Höhe. Da war es nur eine Frage der Zeit, wann auch Seat unterhalb des großen Ateca Gehobenes nachreichen würde. Seit Anfang November steht mit dem 4,14 Meter messenden Arona die jüngste Version der Katalanen in Sachen City-Eroberung im Schaufenster.

Und das ganz schön zackig. Rund um das aus dem verbrüderten Ibiza bekannte Interieur haben sie in Martorell scharf geknifftes Blech gefalzt. Mit breiten Schultern, steilerer Frontscheibe, einem Dach im Targa-Look und auch sonst jeder Menge Raffinesse. Von Allrad mal abgesehen. Trotz des großen X in der C-Säule. Getriebene Räder wiegen halt nicht nur extra, sie kosten auch. Und zwar Geld und Sprit.

Für ganz neben der Spur taugt der Arona also nur bedingt – zum Verlassen ausgetretener Pfade indes sehr wohl. Knapp 70 Kostüm-Kombinationen kann sich der Arona überwerfen. Und im Radkasten finden sogar 18-Zöller Platz. Trotz knapp kalkulierter Außenmaße bleibt innen auskömmlich Raum. Auch für Hintersassen. Bei voller Bestuhlung fasst das Gepäckfach sehr gute 400 Liter, umgeklappt sind es 1280. Und schick genarbte Oberflächen lassen das Interieur nicht wirklich nach hartem Plastik aussehen.

Punkten kann Seats Jüngster obendrein mit Touchscreen und induktiver Ladeschale. Mitte kommenden Jahres kann man zudem das digitale Cockpit ordern sowie Amazons Sprachassistentin Alexa. Ebenfalls nicht selbstverständlich sind Helfer, die auf Fußgänger achten, zur Not bremsen und – auf Wunsch – Spur und Abstand halten, in tote Winkel spähen oder das Parken übernehmen.

Vorwärts geht’s mit beatmeten Dreizylindern, die aus dem Hubraum dreier Bierbüchsen ordentliche 95 und angenehme 115 PS freisetzen. Die stärkere Motorisierung ist aber auch deshalb die bessere Wahl, weil ab Werk stets eine elektronische Differenzialsperre verbaut ist. Das gilt ebenso für die 1,6-Liter-Diesel mit identischen Leistungen. Allerdings kann man hier das 7-Gang-DSG nur mit der schwächeren Version koppeln. Bei den Benzinern ist es umgekehrt.

Ganz oben wartet noch der überaus spritzige 1,5-Liter-Turbo aus dem Golf mit 150 PS – und am unteren Rand der Skala folgt Ende 2018 was richtig Pfiffiges. Ein Dreizylinder mit 90 PS, der Erdgas (CNG) und Bio-Methan verfeuert. Sparsamer – und obendrein umweltfreundlicher – geht’s dann nur noch mit dem Fahrrad.

In Sachen Fahrverhalten kommt dem Arona sein geringes Gewicht von 1165 Kilo zugute. Er bleibt auch in flotten Kurven angenehm neutral und nervt nicht ständig mit elektronischen Eingriffen. Und weil Seat-Kunden im Schnitt jünger sind, dürfte auch die eher straffe Auslegung gut ankommen. In der Top-Version "FR" kann man den Grad der Dämpfung sogar wählen. Die Lenkung indes müsste sich nicht gleich so synthetisch anfühlen wie bei einer Playstation.

Die Türen öffnen sich ab 15 990 Euro. Einsteigen sollte da aber nur, wer sich für Komfort kein bisschen erwärmen kann. Mit einem Mindestmaß an Annehmlichkeiten ist man ab 17 500 aufwärts dabei. Doch egal wie – am Ende bekommt man mit dem Arona einen Hochbeiner, der noch einmal deutlich frecher ist als der bestimmt nicht langweilige Ibiza.


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