Eigener Inhalt Rettet den Diesel – den sauberen Diesel

Wolfgang Plank
 Quelle: Unbekannt

Könnte Rudolf Diesel den Niedergang seines Lebenswerkes verfolgen - er würde in seinem nassen Grab irgendwo im Ärmelkanal wohl mehr Umdrehungen pro Minute erreichen als die 172 seines Ur-Motors. Und nicht nur ihm käme es vor, als habe sich eine unheilige Allianz verschworen, dem Hochverdichter den Zylinderkopf abzureißen. Das Interessante daran: Alle Beteiligten tragen Anzug. Fast alle Krawatte.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Da sind die Herrschaften in den obersten Etagen der Autobauer. Findig im Schmieden von Allianzen gegen den Wettbewerb und mindestens ebenso trickreich im Öffnen von Thermofenstern. Männer, die Neuwagen verantworten, obwohl man von ihnen ganz sicher keinen Gebrauchtwagen kaufen würde. Die noch die kleinste Gesetzeslücke schamlos haben ausnutzen lassen, weil ihnen Rendite wichtiger war als Umwelt, Gesundheit und Rechtfertigung von Kundenvertrauen. Manche gingen sogar noch einen Schritt weiter.

Und da sind die Oberen der Politik, die dem im Wortsinn grenzwertigen Treiben über mindestens ein Jahrzehnt mindestens tatenlos zugesehen haben. Voran Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und diverse seiner Vorgänger – aber eben auch Kanzlerin Angela Merkel höchstselbst, die längst im Amt war, als die ersten Warnhinweise kamen. Alle haben sie den Selbstzünder gepriesen – jetzt wollen sie ihn verbieten. Am liebsten über Nacht.

Zwischen Betrug hier und Lethargie da tobt eine aberwitzige Debatte, in der Feinstaub, Stickoxid und CO2 sich plötzlich zu einem einzigen Gemisch ballen. Irgendwas mit Klima und Luft halt. Auf jeden Fall schädlich. Und also schnell ein Verbot. Irgendeines. Es gilt schließlich Handlungsfähigkeit zu demonstrieren. Da kommt der Diesel wie gerufen, dem man so wunderbar das "alte-Stinker"-Etikett ankleben kann. Und mit dem Elektro-Auto wird der Retter der Einfachheit halber gleich mit ausgerufen.

Dabei ist ein ordentlich gereinigter Diesel kein Hexenwerk. Es gibt ihn längst. Er ist nur aufwändig und teuer. Womöglich zu teuer für einen Kleinwagen. Weil viel Chemie hinter dem Brennraum dazugehört. Wässrige Harnstofflösung wird elektronisch gesteuert in den Abgasstrang gespritzt und setzt dort Ammoniak frei. Der wandelt die Stickoxide in Stickstoff und Wasserdampf um.

Nur ganz so wartungsfrei, wie man uns immer vorgegaukelt hat, ist das System eben nicht. Pro hundert Liter Diesel werden nun mal im Schnitt fünf Liter Harnstoff zerstäubt. Aber triebe es Hersteller wirklich in den Ruin, wenn sie größere Tanks verbauen würden? Oder Kunden in die Verzweiflung, wenn sie während der so üppigen Wartungsintervalle AdBlue selbst nachfüllten?

Weder noch. Müsste man halt ein bisschen Kofferraum drangeben. Oder verschiedene Behälter-Größen anbieten. An Radios offeriert man doch auch für jedes Auto mindestens drei verschiedene. Wahlweise gibt’s das Zeug, das zwar klebt, aber weder giftig noch ätzend ist, fassweise an jeder besseren Tankstelle. Der Lkw-Fahrer kippt ja längst selbst nach. Und wäre nicht denkbar, die Autohäuser böten Auffüllung zum Selbstkostenpreis an? In großen Gebinden geordert, kostet der Liter AdBlue keine 30 Cent. Da ist fast der Kaffee teurer, den es beim Kundendienst gibt.

Fest steht: Stießen die Dieselmotoren die Menge Abgase aus, die in den Papieren steht, wäre das Problem der Stickoxide ein deutlich kleineres – und die Debatte um Fahrverbote vermutlich überflüssig. Deswegen aber einen erprobten, zuverlässigen und konkurrenzlos sparsamen Antrieb auszurotten, wäre schon aus ganz praktischen Gründen ein Unsinn. Schließlich fällt bei der Herstellung von Benzin zwangsweise auch Diesel an. Solange es also an den Zapfsäulen Super gibt, muss der ja irgendwo verfeuert werden…

Bei unseren Recherchen erhalten wir Unterstützung von Herstellern und Agenturen. Dies hat keinen Einfluss auf den Inhalt der Berichterstattung.

Bilder