Eigener Inhalt Peugeot 508: Vive la Coupé!

Wolfgang Plank

Eigentlich führt der Name in die Irre. Schließlich bedeutet "Coupé" etwas Abgeschnittenes. Die Verkürzung dessen, was vorher irgendwie zu lang war. Da galt schon im Kutschen-Bau, also lange vor der Erfindung des Automobils. Gemeint hingegen ist etwas anderes: ein sportlich eleganter Wagen mit abfallendem Dach und - streng genommen - zwei Sitzplätzen. Etwas Feines demnach.

 
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Bei Peugeot weiß man um diese Besonderheit, schließlich haben die Franzosen sich mit dem 508 ganz bewusst dafür entschieden. Ein mutiger Schritt in einem Segment, das seit dem Aufmarsch der SUV-Armada einen schleichenden Niedergang erlebt. Alsdann: Vive la Coupé!

Schwungvoll haben sie ihn gezeichnet – und bei nur 1,40 Metern Höhe geduckter und kürzer als den Vorgänger. Selbstbewusst präsentiert er seine schnittige Nase, trägt den Löwen deutlich sichtbar im Grill, der einer Zielflagge ähnelt, und zeigt in den Heckleuchten die markentypischen Krallen. Die Botschaft: Kommt nur. Ich warte schon auf euch.

Sportlich in jedem Fall der Zustieg: Die rahmenlose Tür eröffnet ordentlich Breite, aber nicht allzu viel in der Vertikalen. Innen wartet der 508 mit schicker Umgebung, makelloser Verarbeitung und viel Freiheit auf. Selbst in zweiter Reihe. Vorausgesetzt, man ist erst einmal drin und trägt sein Haupt nicht höher als 1,85 Meter. Ein kleines Opfer muss man für das Flachdach halt schon bringen. Dafür fährt man vor einem Gepäckfach her, das mit 487 Litern und umgeklappt mehr als anderthalb Kubikmetern so manchen Kombi vergessen macht.

Zum Marktstart Mitte Oktober gibt es handgeschaltete 1,6-Liter-Benziner mit 180 und 225 PS – sowie ein Signal an alle, die den Hochverdichter gerne zum Altmetall packen würden: einen 1,5-Liter-Turbodiesel mit auskömmlichen 130 PS sowie einen Zwei-Liter mit 160 und souveränen 180 PS. Natürlich SCR-gereinigt und nach 6d-temp. Für das große Triebwerk spricht neben der Leistung die sanft sortierende Acht-Stufen-Automatik. Für den schnellen Eingriff von Hand gibt’s serienmäßig Schaltwippen am Lenkrad. Ein Abgesang auf den Selbstzünder sieht ganz sicher anders aus. Im Januar 2019 folgt ein eleganter
Kombi und später dann noch der erste Plug-In der Marke mit zusätzlichem E-Motor.

So oder so nimmt man am besten dort Platz, wo ein solches Auto den meisten Spaß macht: vorne links. Es gibt zertifizierte Sitze der "Aktion Gesunder Rücken", einen hübschen Schalthebel – und wer sich für die sportliche GT-Version entscheidet, kann die Federung von zart gen hart drücken. Das ist zwar nicht typisch französisch, aber gut für die Laune.

Zumal man den Blick kaum von der Straße wenden muss. Auch im 508 setzt Peugeot auf das i-Cockpit: kleines, tief sitzendes Lenkrad und oben, weit über dem doppelt abgeflachten Kranz, das Display. Ein bisschen ungewohnt sieht’s aus, ebenso wie die gegenläufige Anzeige von Tacho und Drehzahlmesser – dafür sind die "Toggle Switches" eine Sensation: schicke Schalter unter dem Touch-Screen, die den Namen auch verdienen.

An Assistenz ist so ziemlich alles im Angebot. Sogar ein Nachtsichtgerät. Klug aber ist vor allem die Rundum-Kamera. Rückblickend betrachtet nämlich ist die Welt im 508 doch sehr verengt.

Bei 31 250 Euro geht’s los, der Top-Diesel in der GT-Version kostet ab 46 450 Euro, und für "508 mit Allem" ruft Peugeot an die 55 000 Euro auf. Es reicht also nicht, dass einem beim Anblick des 508 das Herz aufgeht – der Geldbeutel muss es schon auch.

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