Eigener Inhalt Panamera ST: Porsche mit großer Klappe

Wolfgang Plank

Vermutlich stellen sich ihnen in Zuffenhausen nur bei "Dreizylinder" die Haare noch mehr auf, als wenn sie das Wort Kombi hören. Ein Porsche, bei dem man spontan an Bretter denkt oder Baumarkt - nein, da will die Edelschmiede doch lieber mit Lifestyle in Verbindung gebracht werden und mit dynamischen Menschen, die wegen ihrer ausgefallenen Hobbys halt gelegentlich ein bisserl mehr zu verstauen haben.

 
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Damit man derart beladen nicht immer gleich den Cayenne bemühen muss oder gar ein markenfremdes Produkt, lässt Porsche nun auch in der Oberklasse Platz greifen. Weit öffnende Heckklappe, sechs Zentimeter niedrigere Ladekante – das war bislang eher nicht die Kernkompetenz derer mit dem Rössle.

Dabei merkt man gar nicht, dass man vor ordentlich Stauraum herfährt. Bis zur B-Säule nämlich ist auch der Sport Turismo ein ganz normaler Panamera. Soweit der Begriff "normal" in Zusammenhang mit High-Tech nicht schon despektierlich klingt. Erst weiter achtern zieht sich Porsches Jüngster ein wenig in die Länge – und zum Glück auch wuchtig in die Breite.

Damit das auch aerodynamisch hinhaut, läuft das Dach in einen Spoiler aus, der bis Tempo 170 flach anliegt, darüber hinaus – oder im Sport-Modus – um acht Grad ausfährt. Es sei denn, das optionale Panorama-Dach ist geöffnet. Dann erhebt sich das Flügelchen gegen störende Windgeräusche auf 26 Grad.

Am Ende bringt die ganze Kur maximal 1390 Liter und damit Raum für ein gerade mal kleines Köfferchen zusätzlich. Allerdings auch ein Plus an Kopffreiheit und auf Wunsch einen Extra-Platz. Wenn auch einen bescheidenen. Anstelle der wohlgeformten Einzelmulden in der zweiten Reihe lässt sich nämlich auch die Sitz-Option 2+2+1 ordern. Die dortige Mittelposition ist allemal besser als laufen – sehr viel mehr aber auch nicht.

Ohnehin ist auch beim ST der schönste Platz vorne links. Direkt hinter dem mittig thronenden – und immer noch analogen – Drehzahlmesser, der von gestochen scharfen Displays flankiert wird. Da finden sich dann digital Tempo und all die anderen nachrangigen Daten. Opulenter Kommandostand für die Reise ins Niemandsland der Fahrphysik.

Dort nämlich glaubt man sich, wenn der Panamera zeigen darf, was er wirklich kann. Weniger als einen Wimpernschlag braucht die Elektronik, um Allradantrieb, Sperren, Dämpfung und Ansprechverhalten auf das Optimum zu bringen. Derart unterstützt lassen sich selbst die knapp zwei Tonnen bewegen, als seien Masse und Geschwindigkeit aus der Formel für Radialkraft irgendwie verschwunden. Wer letzte Reserven in Sachen Dynamik heben will, kann sich noch die Hinterachslenkung gönnen, Luftfederung ist bis auf das Einstiegsmodell ohnehin Serie, für den Panamera 4 ST gibt es sie optional.

In die Schaufenster kommt der Eil-Transporter am 7. Oktober. Als V6-Benziner mit 330 PS bis hinauf zum V8-Turbo mit 550 PS. Dazu als Hybrid mit einer Systemleistung von 462 PS und 50 rein elektrischen Kilometern – sowie als Diesel mit 422 PS. Sofern die Politik den Selbstzünder bis dahin nicht generell in die Verbannung geschickt hat.

Die schlechte Nachricht: Bei knapp unter 100 000 Euro geht der Spaß überhaupt erst los. Auch wenn da schon ein schlaues Navi dabei ist, das drei Kilometer im Voraus weiß, wann es am besten den Acht-Gang-Automaten betätigt, Gas gibt oder bremst. Und nach oben ist angesichts einer umfangreichen Wunschliste reichlich Luft. Große Klappe braucht halt auch großen Beutel.

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