Eigener Inhalt Opel Insignia Sports Tourer: Kollege Kombi

Wolfgang Plank

Da können sich Designer noch so sehr an die Limousine verschwenden - wer in Deutschland vielfährt, ordert bevorzugt Laderaum. Aus Tradition. Und darum zeigt man in Rüsselsheim beim Kombi seit jeher Kompetenz. Bis zum Caravan von 1953 reicht die Erfahrung zurück – die Lastesel-Version des Olympia Rekord. Auch Kadett B, Ascona und was sonst noch folgte - stets gab es Ableger mit geräumigem Gepäckabteil.

 
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Nun also der Insignia Sports Tourer. Seit 2008 praktischer Wegpacker mit schnittigem Design. In zweiter Generation und in all dem Gezerre um den Verkauf an Peugeot aber so etwas wie ein Aufbruch. Die Botschaft: zu neuen Ufern mit neuem Flaggschiff.

Trotz fünf Metern kommt uns Opels Großer mit Schwung. Kollateralnutzen der lässigen Linien: Die Sitze rücken näher an den Asphalt, und so geht es vorne wie hinten höchst freiheitlich zu. Ein Gefühl, das sich per gewaltiger Überkopf-Verglasung noch steigern lässt. Opel-üblich gibt’s das vordere Gestühl auf Wunsch mit Rücken-Siegel, verstellbaren Wangen, Belüftung und Massage. Da darf die Fahrt gerne auch länger sein.

Das Cockpit bleibt dank Touchscreen beinahe knopflos, und Wichtiges schickt der Insignia vors Auge. Vor allem aber kann er einpacken. Bis 1665 Liter verschwinden achtern – und zwar ohne störende Radkästen. Weil die Ladefläche gar zwei Meter in der Tiefe misst, ist sogar spontanes Übernachten möglich. Pfiffig: Für den Fuß-Schwenk zur Heckklappen-Ouvertüre weist ein auf den Boden projiziertes Logo die rechte Stelle.

Getrieben wird Opels Jüngster von einem 1,5-Liter-Benziner mit 140 und 165 PS. Darüber wartet ein Zwei-Liter-Turbo mit 260 PS. Trost für alle Handlungsreisenden: Als 1,6-Liter-Diesel wartet Kollege Kombi mit 110 und überraschend agilen 136 PS auf. Die reichen locker überall hin. Wer’s souveräner mag – der Zwei-Liter reicht 170 PS an. Und bei nur 1200 Euro Mehrpreis kann da schon mal der Bauch über den Kopf siegen. Im Top-Benziner finden sich Acht-Stufen-Automatik samt Allrad serienmäßig, beim großen Diesel kann man
wählen.

Apropos Allrad. Der war bislang nicht unbedingt die Domäne derer mit dem Blitz. Doch die neue Technik ist ein Meisterstück. Was die Hinterräder an Kraft aus dem Differenzial beziehen, bemisst je Seite eine elektrisch gesteuerte Lamellenkupplung. Der feine Kniff: Wo andere für besseres Einlenken das kurveninnere Rad bremsen, leitet der Insignia um. Wäre doch schade, das schöne Drehmoment in schnöde Wärme umzuwandeln.

Allerdings schlägt sich der Parade-Opel auch frontgetrieben ordentlich. Das Fahrwerk arbeitet trotz Hang zum Komfort ausreichend stabil, die Lenkung präzise. Zudem macht sich bemerkbar, dass der Insignia zum Vorgänger 200 Kilo abgespeckt hat. Deutlich mehr Spreizung dürfte jedoch die optionale Dämpfer-Verstellung vertragen.

Ganz sicher Premium sind die optionalen LED-Matrix-Leuchten. Sie liefern bugwärts hellstes Licht – und schneiden klug aus, was andere blenden würde. Dazu sticht ein Fernlicht-Strahl bis zu 400 Meter gleißendes Weiß in die Nacht. Auch in Sachen Helfer ist der Insignia gerüstet. Er hält auf Wunsch Abstand und Spur, äugt in den Querverkehr und zur Not bremst er auch. Rückblickend betrachtet erweist die Vogelblick-Kamera als gute Wahl. Knapp zehn Quadratmeter sind nicht überall gut einsehbar.

Los geht’s bei 26 940 Euro, der mittlere Diesel startet bei 29 625, und für den Top-Benziner mit Allrad ruft Opel ab 42 500 auf. Das ist ganz schön viel Auto fürs Geld.

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