Eigener Inhalt Nach dem Unfall von Berlin: Erst denken, dann reden

Wolfgang Plank
 Quelle: Unbekannt

Tag für Tag kommen irgendwo im Land Menschen ums Leben, weil im Straßenverkehr etwas gründlich schiefgefahren ist. Mal ist die Ursache grobes Fehlverhalten, mal Leichtsinn, mal technisches Versagen - aber ab und an ist ein schwerer Unfall einfach Folge unglücklicher Umstände.

 
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So wie kürzlich auf der A9 bei Schleiz, als ein schleudernder Kleinbus vier Motorradfahrer tötete, die bei Starkregen unter einer Autobahnbrücke Schutz gesucht hatten.

Es ist noch nicht heraus, was genau dazu geführt hat, dass vergangenen Freitag in Berlin ebenfalls vier Menschen starben. Die Spekulationen reichen weit: von Raserei bis Epilepsie. Womöglich stimmt nichts davon – auch wenn sich Anzeichen verdichten, gesundheitliche Probleme könnten Ursache der Irrfahrt gewesen sein. Fest steht, dass ein Porsche Macan mit hohem Tempo von der Straße abkam und die Fußgänger an einer Ampel tödlich verletzte. Unter den Opfern war ein dreijähriger Junge.

Vielleicht auch deshalb überschlugen sich nur Minuten nach dem Unglück die politischen Wortmeldungen. Für Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) gehören "solche panzerähnlichen Autos" nicht in die Stadt. Oliver Krischer, Vize-Chef der Grünen im Bundestag, fordert gar eine Obergrenze für große SUV in Innenstädten. Was immer das heißen soll.

Der Reflex ist offensichtlich. Bei Grünen zumal: Porsche, SUV, Tote – da muss ein Verbot her. So unsinnig es sein mag. Als ob Menschen vor einem schleudernden Golf sicherer wären. Und: Gegen Herzattacken oder andere Anfälle am Steuer hilft auch Tempo 30 nicht. Konsequent wäre etwas anderes: Wer in Städten Unfälle mit Autos ausschließen will, muss Städte für Autos sperren. Auch die von Polizei und Feuerwehr übrigens, denn selbst Blaulicht-Fahrten enden ab und an im Crash. Auf die Frage, wer dann hilft und löscht, haben die Herren Krischer und von Dassel sicher eine Antwort.

Und falls doch noch Autos fahren sollen – wo beginnt dann das "große SUV"? Schon beim Tiguan, exakt beim Macan oder doch erst bei Cayenne, Q7 und X5? Hätte der Mann in Berlin einen VW-Bus gesteuert – kein Grüner wäre auf ein SUV-Verbot gekommen. Obwohl ein T6 schon mit kurzem Radstand 20 Zentimeter länger ist als ein Macan und locker 200 Kilo schwerer.

Selbstverständlich darf man mit allem Recht darüber nachsinnen, wieviel Auto eine Stadt verträgt. Man darf sich Gedanken über City-Maut machen und darüber, wie groß und schwer Gefährte überhaupt noch werden sollen. Gerne vernünftige und praktikable Vorschläge – auch und gerade von den Grünen. Wohlfeile Parolen zählen nicht dazu.

Und also wäre es klüger, die Herren Krischer und von Dassel würden beherzigen, was man – keinen Kilometer vom Unfallort – im Berliner Regierungsviertel das zweite Struck’sche Gesetz nennt. Benannt nach dem früheren Verteidigungsminister und SPD-Fraktionschef Peter Struck. Höchst rustikal formuliert und deswegen so einleuchtend: "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten!"

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