Eigener Inhalt Lexus R L: Nobler Dreireiher

Wolfgang Plank

Es ist ein bisschen schwierig, bei Japan und fünf plus zwei nicht ziemlich schnell an "Die sieben Samurai" zu denken - den Kultfilm von Akira Kurosawa aus dem Jahr 1954. Umso mehr, als die wie mit einem Schwert gezackte Front des Lexus RF L schon sehr an Helme erinnert, wie sie die edlen Krieger einst gerne trugen. Aber vielleicht ist das ja zu viel der Phantasie. Zumal zwei der Samurai ziemlich klein sein müssten.

 
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Offiziell also ist es die Lang-Version des RX – und das erste siebensitzige Lexus-Modell für den europäischen Markt. Zu diesem Zweck ist der RX L bei gleichem Radstand auf fünf Meter Länge und 1,70 Meter Höhe gewachsen. Kindern bietet das Klappgestühl in dritter Reihe auskömmlich Platz, für Erwachsene ist es besser als laufen – viel mehr aber auch nicht.

Sogar gestreckt gibt sich Toyotas Nobel-SUV zackig. An den Flanken tobt das Licht zwischen Kniffen und Kanten, Falzen und Furchen. Und über all die blechernen Berge und Täler wölbt sich ein Dach, das himmelsgleich zu schweben scheint. Natürlich ist die mit Glas verkleidete C-Säule nur ein nicht ganz billiger Trick – aber ein schicker eben auch. Dennoch kann der Design-Kniff nicht ganz verschleiern, dass da schon ein sehr wuchtiges Teil steht.

Die ausladende Erscheinung hat innen große Vorteile. Vorne wie in Reihe zwei thront man erhaben wie der Tenno. Umgeben von feinem Leder, einem Bildschirm von Laptop-Größe und Laser-gravierten Hölzern in einer Technik, wie sie Yamaha für seine besten Konzertflügel verwendet. Der Wagen erkennt, welche Sitze belegt sind und steuert danach Heizung und Belüftung, die Klimaanlage strömt geruchsfrei Gereinigtes aus den Düsen. Auch im Auto gilt, was die Japaner Omotenashi nennen: Gastfreundschaft.

Große Geste auch beim Fahrgefühl. Maßstab ist unbedingter Komfort. Und da lässt es der RX L an nichts fehlen. Wer allerdings ungern sänftig unterwegs ist, sollte den Drehregler besser auf Stellung "Sport" arretieren. Anderenfalls kann man die gut 2,2 Tonnen Kampfgewicht nur ansatzweise zügig durch schnelle Kurven zirkeln.

Aber Lexus’ Jüngster ist auch nicht für flottes Flitzen gebaut, sondern für relaxtes Reisen. Akzeleriert wird im RX L darum auch mit Hybrid-Technik. Zusätzlich zum 3,5-Liter-Sauger mit 262 PS werkelt an jeder Achse noch ein Motor mit Wicklung. Zusammen werden daraus 313 PS. Allerdings lässt sich die Batterie nicht an der Steckdose laden, so dass sich der reine Elektro-Betrieb auf zwei, drei Kilometer beschränkt.

Gepaart ist das Doppelherz-Mobil mit einem stufenlosen CVT-Getriebe, das wunderbar sanft sortiert, vom Spurten aber wenig hält. Doch wozu Eile – bei Tempo 200 regelt der RX L sowieso ab. Also lieber geschirmt gegen den Lärm dahingleiten, behütet von diversen Assistenten – und bei Bedarf vierradgetrieben. Gerne darf’s auch großes Gepäck sein. Das Abteil steckt ohne Hintersassen knapp 1,7 Kubikmeter weg, selbst bei voller Belegung bleiben noch 211 Liter. Die Heckklappe öffnet selbstverständlich elektrisch. Und sofern man den Schlüssel in der Tasche hat, genügt ein Ellbogen-Schwenk am Logo.

Der Einstieg in den RX L beginnt bei 67 000 Euro, für die Top-Ausstattung Luxury Line ruft Lexus ab 79 800 Euro auf. So oder so bekommt man ab Werk eine ordentliche Portion Exklusivität. Einem Lexus begegnet man schließlich nicht an jeder zweiten Kreuzung – dem Samurai ja auch nicht.

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