Eigener Inhalt Jaguar Mark 2: Die Eisenfaust im Seidenhandschuh

Wolfgang Plank
 Quelle: Unbekannt

Die Allerwenigsten dürften sich noch an die Tourenwagen-EM von 1963 erinnern. Eher mehr schon an die TV-Krimiserie "Inspector Morse". Hier wie dort spielt ein besonders britisches Auto eine Rolle: der Jaguar Mark 2. In diesen Tagen werden die ersten Exemplare der rundgeschwungenen Limousine 60 Jahre alt

 
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Das 1959 auf der British Motor Show vorgestellte Modell gilt als Vorläufer aller sportlichen Jaguar-Limousinen. Die Karosserie hatte gegenüber dem Mark 1 einige Retuschen erfahren, bei der insbesondere die Fensterflächen vergrößert wurden, und Scheibenbremsen waren an allen vier Rädern Serie.

Der bis 1969 rund 84 000 Mal gebaute Mark 2 gehört bis heute neben dem XJ von 1970 zu den absoluten Klassikern der Marke. Wohl auch deshalb, weil er den Leitspruch von Unternehmensgründer Sir William Lyons geradezu typisch verkörperte: die Idee von "Grace, Pace, Space", zu Deutsch Anmut, Tempo und (viel) Platz.

Mit dem legendären XK-Reihensechszylinder – die Top-Version schöpfte aus 3,8 Litern 220 PS – war der Mark 2 der Konkurrenz damals kräftemäßig weit überlegen und wurde dank Tempo 200 bis 1964 als schnellster viertüriger Serienwagen geführt. Zugleich bot er gediegenen Komfort auf langen Strecken, ein unverwechselbares Design und typisch britisches Interieur. Vor allem aber kostete er deutlich weniger als vergleichbare Modelle.

Vorne lag der Jaguar Mark 2 auch sportlich. Auf den Rennstrecken war er Anfang der 1960er-Jahre das Maß der Dinge. Seine Dominanz brachte ihm die respektvolle Bezeichnung "Eiserne Faust im seidenen Handschuh" ein. Zu den größten Erfolgen zählten die Europameisterschaft der Tourenwagen 1963 mit den Deutschen Peter Lindner und Peter Nöcker am Steuer sowie vier Siege bei der Tour de France. Ebenfalls 1963 brach ein nur leicht modifiziertes Modell in Monza vier internationale Geschwindigkeitsweltrekorde.

Die Überlegenheit des Mark 2 blieb auch der britischen Polizei nicht verborgen. Nach der Eröffnung der ersten Autobahn-Teilstücke auf der Insel wuchs der Bedarf nach potenten und vor allem standfesten Streifenwagen. Dass der Mark 2 auch bei den Gegenspielern der Bobbys durchaus geschätzt war, zeigt der rote Mark 2 aus dem Film "Buster" (1988) – mit Phil Collins in der Rolle des legendären Posträubers Ronald Briggs.

Zehn Jahre nach der Präsentation lief der letzte Mark 2 vom Band. Einen Nachfolger gab es nicht, da Jaguar mit Einführung des XJ nur mehr ein Modell bei den Limousinen führen wollte.

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