Eigener Inhalt Hyundai i30 N: Mitten ins Herz

Wolfgang Plank

Es gilt als Erfolg, wenn eine Marke sich festsetzt in den Köpfen. Wenn beim Namen etwas funkt. Es ist nicht lange her, da fiel einem bei Hyundai preiswert ein - und fünf Jahre Garantie. Das fanden die Koreaner gut. Aber nicht gut genug. Weil sie mit ihren Autos auch ins Herz zielen wollen. Beim Design ist ihnen der Aufstieg längst gelungen. Auch in Sachen Technik und Sportlichkeit schielen sie unverhohlen nach oben.

 
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Das Ziel von Hyundai: Eine echte Alternative zu VW zu werden. Besonders mit dem wichtigsten Modell i30. Doch wer den König der Kompaktklasse angreift, muss sich auch dem GTI stellen. In Preis und Leistung. Nächste Woche ist es soweit. Motorsport können sie bei Hyundai. Was fehlte, war die Verbindung zum Alltag. Und also haben sie den i30 N gebaut: N steht für eine stilisierte Schikane, für Namyang – und für Nürburgring.

Mitte 2013 sind sie in die Eifel gezogen. Nach Meuspath. Als Außenstelle des europäischen Zentrums Rüsselsheim. Nicht, weil man bei Hyundai in Ruhe entwickeln will – im Gegenteil: Einen Steinwurf entfernt liegt die Döttinger Höhe, Zielgerade der Nordschleife. Wer in Sachen Sportlichkeit auf sich hält, testet eben auch und vor allem am Ring. Was auf der härtesten Rennstrecke der Welt hält, hält überall.

Für die Autos sind das schwere Zeiten. 90 bis 95 Prozent müssen sie geben zwischen Schwedenkreuz, Hoher Acht und Galgenkopf. Immer wieder 20,83 Kilometer, immer wieder 73 Kurven. 480 Runden Nordschleife sind 10 000 Kilometer. Eigentlich. Aber sie zählen so viel wie 150 000 auf normaler Straße. So brutal ist kein Prüfstand.

Albert Biermann ist gerne in der "Grünen Hölle". Immer dann, wenn er nicht gerade in Namyang ist, der koreanischen Test-Zentrale. Er ist der Chef für alles, was bei Hyundai mit Hochleistung zu tun hat. Und sein Job ist es, dass Kunden eben gerade nicht an Tiefpreis und Garantie denken, sondern an Fahrfreude. Für Biermann keine ganz neue Herausforderung. Bis 2015 war er oberster Entwickler der BMW M GmbH. Dort sind sie
ja bekanntlich nicht langsam unterwegs.

Natürlich weiß er, was ein Auto braucht, damit es auch den Puls beschleunigt: ordentlich Leistung, bissige Bremsen, gutes Fahrwerk. Klar. Doch am Ende ist es komplizierter. Nur wenn die Anlenkpunkte stimmen, passt auch die Geometrie, und nur dann lässt sich ein Auto zügig und kontrolliert bewegen. Eines greift ins Andere. Steifes Chassis, gute Balance, präzise Lenkung, große Räder mit viel Grip. Alles zusammen ergibt, was man Handling nennt.

Der Rest ist Feintuning. Wo die Bremse ihren Druckpunkt hat, wann genau das Gaspedal reagiert. Wer am oberen Ende der Skala fahren will, muss das Auto im Grenzbereich exakt auf Kurs halten können. Richtig gut geht das nur, wenn man ihm auch vertrauen kann.

Und also haben sie ein Auto hingestellt, auf das Verlass ist. Vor allem, wenn man eben kein Profi ist. Mit adaptivem Fahrwerk und einem willig gehorchenden Heck gegen das Untersteuern. Ein Auto, das sich kraftvoll beschleunigen und ebenso hart wieder verzögern lässt, vor allem aber sensationell präzise dirigieren. Für echte Kurvenfreude und den wohligen Schauer zwischendurch.

An Power haben sie nicht gespart. 250 PS leistet der Zwei-Liter-Turbo in der Serien-Version für 29 700 Euro. Den ersten echten Sportler des Hauses, so die Philosophie, sollen sich auch Jüngere leisten können. Die Performance-Variante (32 200 Euro) wartet mit 275 PS, elektronisch gesteuertem Differenzial und einem Norm-Sprint in 6,1 Sekunden auf. Dank Klappensteuerung lässt dann auch der zweiflutige Auspuff ordentlich von sich hören – und ab Januar kann man zudem verstellbare Stabis, härtere-Bremsbeläge und belederte Renn-Sitze ordern.

So oder so verlangt der i30 N sportlich-traditionell nach Gangwechseln in der Mittelkonsole. Eine besondere Freude für Asphalt-Puristen, die eine Automatik selbst mit Schaltwippen immer nur für die zweitbeste Lösung bei der Drehzahl-Suche halten. Für besonders schnelle Wechsel im Räderwerk gibt der i30 N automatisch Zwischengas.

Natürlich kann man auch ganz normal zum Einkaufen fahren. Mit vier Türen, ordentlich Platz und schickem Touchscreen. Womöglich waren deshalb die 100 limitierten "First Edition"-Exemplare in anderthalb Tagen vergriffen. Vielleicht aber auch, weil alle in "Performance Blue" lackiert waren. Das Blau, in dem Hyundai in der Rallye-WM unterwegs ist.

Egal. Beim Fahren soll es funken. Und der Lenkrad-Spaß Vorrang haben vor Rundenzeiten. Beides, sagt Biermann, hängt nicht unmittelbar zusammen. Und so will er Hyundais ersten Top-Sportler lieber an Schlägen pro Minute messen. Keine schlechte Idee für ein Auto, das mitten ins Herz trifft.

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