Eigener Inhalt Hart am Gas

Wolfgang Plank
 Foto: AdobeStock

Keine Lust auf Tempolimit? Im Kart kann man mal richtig loslegen. Nur auf die Linie sollte man achten.

 
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Nächsten Sonntag Sao Paulo, dann noch Abu Dhabi – am 25. November ist die Formel-1-Saison 2018 schon wieder Geschichte. Und wieder heißt der Weltmeister nicht Sebastian Vettel. Im rein elektrischen Pendant Formel E dagegen hat die Titeljagd noch nicht einmal begonnen. Erste Station wird am 15. Dezember Riad sein, vier Wochen später surren die schnellen Akku-Heizer in Marrakesch. Nach Berlin kommen sie am 25. Mai 2019.

Ganz egal, ob die Power nun aus dem Tank kommt oder aus dem Akku – stets geht es um Sieg. Und den Reiz der Geschwindigkeit. Auch wenn man Überholmanöver lieber auf der Strecke sieht als an der Box. Leider ist die extrem schnelle Art automobiler Fortbewegung stets auch extrem teuer. Und darum sind die wenigen Cockpits nur ein paar wenigen Fahrern auf der Welt vergönnt. Weil die entweder wahre Meister an Volant und Pedalerie sind – oder aber eine ganze Menge Sponsoren-Geld mit in den Rennstall bringen. Im Idealfall sogar beides.

Weil unsereinem im Regelfall weder ausreichend fahrerisches Feingefühl noch nennenswerte Finanzpolster vergönnt sind, bleibt – nein: eben nicht die Straße. Wir machen genau den Parcours unsicher, auf dem selbst die Besten der Rundstrecken-Zunft dereinst angefangen haben: die Kartbahn.

Da ist nach schon wenigen Runden heraus, wer Gefühl hat für Geschwindigkeit, für hartes Anbremsen und weiches Einlenken. Vor allem aber, wer im Kanal aus Reifenstapeln die ideale Linie zu erkennen vermag. Und wer sich Rad an Rad behaupten kann – ohne unfair werden zu müssen.

Nun könnte man einwenden, dass es für einen heißen Reifen bald schon zu kühl sein dürfte. Da würden sie in Skandinavien herzlich lachen, weil dort gerne auch auf Eis und Schnee gefahren wird, hierzulande behilft man sich mit Indoor-Karting. Landauf landab findet man Kurse, die sich durch ehemalige Fabrikhallen schlängeln. Nicht ganz so flüssig meist wie die längeren Strecken im Freien, aber eben mit einem schützenden Dach über dem Kopf und gänzlich ohne Wetter-Stress. Ticket lösen, Helm auf, Start. So einfach geht Grand-Prix-Gefühl.

Oder etwa doch nicht? Meist zeigt sich schon in der ersten Kurve, dass die flotte Nummer von der Bande aus doch um einiges simpler aussieht. Schon bei überschaubaren sechseinhalb PS im Kreuz geht die gedachte Linie gerne nur allzu bald in gepflegte Querfahrt über. Bei stärkeren Karts noch viel eher. Macht zwar Eindruck, kostet aber Zeit. Denn wer seitlich rutscht, kommt nach vorne eben nicht voran. Und gezählt wird nun mal in Sekunden, nicht nach Haltungsnoten.

Grundsätzlich gilt auch im Kart die eherne Regel, dass länger schnell ist, wer später bremst. Doch an Verzögerung mit links muss man sich erst gewöhnen – und auch daran, dass hektisches Hantieren jede Rundenzeit versaut. Also: Kurve außen anfahren, gefühlvoll nach innen zum Scheitelpunkt ziehen, beschleunigen und nach außen tragen lassen. Anders machen es die Profis auch nicht. Bloß viel schneller.

Die Hatz ist übrigens nicht nur was für schnelle Jungs. Weil sie abseits der Strecke meist mehr auf die Linie achten als Herren, sind Damen beim Kartfahren durchaus im Vorteil. So sauber kann der Strich gar nicht sein, dass man 20 Kilo wettmacht. Und ja: Glaube keiner, dass man da nur ein bisschen am Lenkrad dreht. Nach 20 Runden Vollgas hat der Ungeübte gerne mal Rücken. Und Arme gleich mit. Ist halt Sport.


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