Doch man täuscht sich auch allzu leicht. Moderne Gummis verkraften viel – und moderne Autos noch viel mehr. Anfahrt auf ein Hindernis mit Tempo 100. Im allerletzten Moment das Notmanöver: Haken links, Haken rechts, Schlagbremsung. Für die Elektronik kein wirkliches Problem. Für manche Fahrer schon. Es ist wie auf der Straße. Den ersten Schlenker schaffen die meisten im Reflex, das blitzschnelle Gegenlenken schon nicht mehr. Von den Fehlversuchen zeugen schwarze Spuren, die sich erst ineinander winden und dann im Bankett enden oder an der Leitplanke.
Die Truppe wechselt zur Agenten-Wende: Vollgas im Rückwärtsgang, Kupplung, voller Lenkeinschlag, in den zweiten Gang reißen und am Ende der 180-Grad-Drehung Gas geben. Sieht bei den Instruktoren so leicht aus wie im Film – erfordert aber ein Höchstmaß an Koordination. Selbst wenn die Strecke bewässert ist. Übt man im Alltag ja auch viel zu selten…
Auch mit einem Handicap lernt man umzugehen. Peripher erfassen wir 175 Grad – nehmen also mit Gesicht nach vorne noch unsere seitlich ausgestreckten Arme wahr, richtig scharf indes sehen wir gerade mal in einem Bereich von einem Grad. Und in der Regel fahren wir genau dahin – leider auch Richtung Gefahr, weil der Furchtsamen Blick genau dahin geht.
Zu lernen gibt es viel. Sehr viel sogar. Dass es einen gewaltigen Unterschied macht, an welcher Achse die Räder treiben. Dass ein drängendes Heck nicht das Ende ist, sondern erst der Anfang. Und dass man selten bloß hilfloser Passagier ist. Schließlich sind da noch Pedale, Lenkrad – und eben das Auge für die kluge Richtung.
Dass feige sei, wer bremst, und ähnliche Sprüche hört man nicht. Noch nicht mal bei den Kursen, in denen hohe Fahrkunst das Thema ist. Wäre auch ziemlicher Quatsch. Denn wer nicht bremst, war vor der Kurve womöglich nicht schnell genug. Eher stimmt da schon, dass länger schnell ist, wer später bremst. Und ja: Augen auf bei der Linien-Wahl. Nichts kostet so viel kostbare Zeit wie der unperfekte Weg.
Das Können der Instruktoren ist so beeindruckend wie deprimierend. Jahre an Lenkrad-Erfahrung kann man in zwei Tagen Hyundai Driving Experience nur ein ganz klein wenig aufholen. Leider. Würde die Zeit des eigenen Trainings doch nie vergehen… Immerhin haben sich am Ende eines Kurses diverse 19-Zöller aufgerieben für die Erkenntnis, dass auch mit Übung zwar nicht alles geht – aber verdammt viel. Wenn man nur weiß, wie.
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