Eigener Inhalt Ford Fiesta: Die Party geht weiter

Wolfgang Plank

Wahrscheinlich glauben sie bei Ford, dem Ideal des Kleinwagens ziemlich nahe gekommen zu sein. Was kein Wunder wäre nach mehr als 40 Jahren Fiesta. Und weil nach sieben Generationen jeder beherzte Schritt auch einer weg sein könnte von dem, was 17 Millionen Kunden schätzen gelernt haben, ist die Veränderung behutsam ausgefallen.

 
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Verlässlichkeit, das wissen nicht nur Autobauer, ist in Zeiten des Wandels eben auch ein Wert.

Und doch ist der Neue nur oberflächlich betrachtet bloß der Alte mit einer schmucken Sicke im Dach. Genau hingesehen nämlich: gestrecktere Karosse, quer liegende Heckleuchten, aggressive Schürzen – manchmal steckt Eleganz eben im Detail. Auch im Innenraum. Das Cockpit hat sich schön angreifbar gemacht und bleibt nur untenherum ein bisschen plastikhart. Ansonsten alles schick geformt, sauber verarbeitet und – oberhalb der Basis-Version – überragt von einem Touchscreen mit bis zu acht Zoll Bildschirmdiagonale.

Längenmäßig hat sich der Fiesta um sieben Zentimeter zum Vorgänger auf 4,04 Meter abgesetzt. Auch weil das von unten drängende Plus-Modell des Ka nach Abstand verlangt. Das macht Fords Jüngsten vorne etwas luftiger, hinten indes sind Passagiere unter 1,80 Meter weiter im Vorteil. Der reine Frachtraum ist mit 292 Litern auch nicht gerade üppig, mit umgeklappter Rücklehne lässt sich aber immerhin ein guter Kubikmeter wegpacken.

Beim Vortrieb sind aller guten Töpfe drei. Mehr Zylinder nämlich sucht man – zumindest bei den Benzinern – vergebens. Ohne Atemhilfe gibt’s zum Marktstart an diesem Wochenende überschaubare 70 und 85 PS, mit Druck dann schon 100 und 125. Für die im Herbst folgende Edel-Version "Vignale" und den sportlichen "ST-Line" dürfen es sogar sensationell spritzige 140 PS sein. Da ist dann auch der Spaß serienmäßig.

Für die dank Dauer-Ärger kleiner werdende Schar der Diesel-Anhänger hält Ford einen 1,5-Liter-Vierzylinder mit 85 und 120 PS bereit. Vor allem letzterer verrichtet seinen Job souverän und akustisch unaufdringlich. Doch Marktanteile oberhalb von zehn Prozent trauen die Kölner dem Selbstzünder im Fiesta eher nicht mehr zu.

In guter Tradition haben sich die Ford-Entwickler aber nicht nur dem Motor gewidmet, sondern auch dem Fahrwerk. Das trimmt selbst in der Komfort-Variante den Wagen schön auf Kurs, zeigt die wahren Qualitäten aber vor allem in der modifizierten und spürbar strafferen Version für den "ST-Line". Erst wenn man es zu wild treibt, schiebt der Fiesta leicht, aber gut kontrollierbar über die Vorderräder. Auch weil die Sensoren durchaus Freiheiten am Lenkrad erlauben. In jedem Fall hat man nie den Eindruck, in einem Kleinwagen zu sitzen.

Das gilt auch in Sachen Assistenz. Die Spur hält der Fiesta ab Werk, den Rest kann man zu fairen Preise zubuchen. Für 600 Euro Aufpreis etwa hält der Fiesta Tempo und Abstand, erkennt Fußgänger, Verkehrszeichen sowie nachlassende Aufmerksamkeit am Steuer und zur Not bremst er auch. Für etwas mehr Geld äugt er obendrein in Querverkehr, tote Winkel – und parkt ein.

Die Preisliste beginnt bei 12 950 Euro, für den "ST-Line" muss man 17 800 Euro aufwärts veranschlagen, und bei "Vignale" steht ganz vorne schon die Zwei. Dazwischen tummeln sich wahlweise drei oder fünf Türen, ein Dutzend Farben und zwei Dutzend Ausstattungspakete.

Wer’s noch ein wenig ausgefallener schätzt, sollte sich womöglich bis zum Frühjahr 2018 gedulden. Dann kommt zum einen der Fiesta "Active" mit mehr Abstand zum Asphalt, Dachreling und Plastikplanken an den Radkästen, vor allem aber der echte "ST". Auch mit einem Dreizylinder – allerdings mit 1,5 Litern und 200 PS. Das ist dann Party pur.

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