Eigener Inhalt Fiat 500 : Da glüht was

Wolfgang Plank

Wir erinnern uns drei Jahre zurück: Irgendwo in Italien. Irgendein Dorf. Irgendein Bett. Die Liebste lockt, und der nicht mehr ganz junge Gatte greift zum blauen Wunder. Doch die Power-Pille fällt dem Lendenlahmen aus dem Fenster - in den Tank eines Fiat 500. Und siehe da: Prompt wächst der Kleine zu ungeahnter Stärke.

 
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Natürlich war die Geschichte nur ein Werbespot. Aber ein sehr hübscher. Zumal die erhebende Wirkung beim 500X nicht nachließ. Mehr Bodenfreiheit, dickere Backen – alles blieb. Sogar die schicken Proportionen. Da war sie, die geländetaugliche Kompakt-Familienkutsche. Wie geschaffen für eine SUV-Welt, in der offenbar keiner mehr den Einstieg unterhalb der Gürtellinie sucht, um mal im Viagra-Bild zu bleiben.

Nun haben die Italiener – letzte Zweideutigkeit – Hand angelegt. Leicht neues Outfit, etwas mehr Chic – und ein neuer Spot, in dem Fiats Jüngster von Gestern nach Morgen und wieder zurück blitzt und brennt wie einst Doc Browns DeLorean in "Zurück in die Zukunft".

Der Antrieb macht’s eben, haben sie in Turin gedacht und dem 500X zwar keinen Fluxkompensator verpasst, wohl aber zwei neue Benzinmotoren mit Partikel-Filter, deren Codename "Firefly" allerdings mehr eine Hommage an die überaus effektive Energiegewinnung des Glühwürmchens sein soll denn eine Reminiszenz an den zeitreisenden Marty McFly.

Sei’s drum: Sowohl das kleine Triebwerk mit dem Hubraum dreier Bierdosen und 120 PS wie auch das potentere (!) mit dem Plus von einem Zylinder, 300 Kubik und 30 PS helfen dem 500X ordentlich nach vorne. Und zwar anders als vermutet: Der Dreizylinder mit Schaltgetriebe macht deutlich mehr Rabatz, als der zwanghaft doppelkuppelnde 1,3-Liter, dessen Mehrleistung irgendwo im Räderwerk zu versacken scheint.

Beim Selbstzünder indes ist man im Zweifel am besten dran, wenn man den Größten hat. Erstens lässt sich wahlweise eine Automatik mit luxuriösen neun Stufen ordern – vor allem aber macht uns nur dieses Modell in Sachen Allrad kein X für ein U vor. Auch wenn kaum ein 500X je mehr als einen Kiesweg sehen dürfte. Die jeweils kleinsten Motoren – ein 1,6-Liter-Saugbenziner mit 110 PS sowie ein 1,3-Liter-Diesel mit 92 PS – sollte nur erwägen, wer dem Vortrieb abgeschworen hat. Immerhin sind leer bis zu 1,6 Tonnen zu bewegen. Wegpacken kann der 500X auch. Der Kofferraum fasst 350 Liter, umgeklappt sind es knapp dreimal so viel.

Innen zeigt Fiat Liebe zum Detail. Nicht nur wegen des neugestalteten Cockpits. Für alltäglichen Kram gibt es zwei Handschuhfächer und diverse Ablagen. Ab Werk hält der 500X Spur und Tempo – und Verkehrszeichen erkennt er auch. Auf Wunsch wahrt er Abstand, späht in tote Winkel und wirft im Notfall den Anker.

Erfreulicherweise ist der 500X kein verzärteltes Weichei wie viele seiner Konkurrenten, sondern trotz seines knuffigen Aussehens ein richtig harter Bursche. Das liegt daran, dass er eigentlich nur oben Fiat ist, untenherum aber Jeep Renegade. Und so straff wie man vermutet, ist das Fahrwerk auch. Das macht mit Kurven richtig Laune, auf längeren Strecken nur, wenn man kein ausgewiesener Komfort-Sucher ist. Die Lenkung könnte deutlich präziser sein, dafür sind die Bremsen ein Gedicht.

Die Türen öffnen sich ab 17 490 Euro, der City Cross beginnt bei 19 190 Euro, und im Outdoor-Look "500X Cross" sind 20 990 Euro fällig. Da glüht was – auch ohne viel Kohle.

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