Eigener Inhalt C40 Plug-In: Der Volt-Volvo

Wolfgang Plank

Der Idee vom kleinen Hubraum plus Gebläse bleibt Volvo auch beim Plug-In-Modell des Wikinger-Schiffchens treu.

 
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Wikinger werden gerne als wilde Gesellen beschrieben. Nichts fürchtend außer das Tor nach Walhall versperrt zu finden. Diese Kühnheit scheint den Nordmännern geblieben. So wollen sie bis Jahresende bei Volvo den Absatz im Vergleich zu 2014 um die Hälfte steigern, was hierzulande
60 000 Autos bedeuten würde. Auch und gerade mit Strom. Und der Wind steht günstig. Gut 53 000 Wagen kamen 2019 in Deutschland an den Mann oder die Frau. Hinter dem XC60 auf Platz zwei: der XC40. Obwohl – oder vielleicht weil – er den ersten Dreizylinder der Firmengeschichte an Bord hat.

Zu knurrigen, aber quirligen 180 PS steuert ein Aggregat mit Wicklung weitere 82 bei. Die gute Nachricht: Weil am Doppelkuppler angedockt, greift der E-Motor per Übersetzung ein. Die nicht ganz so gute: Allrad fällt beim Doppelherz-XC40 leider aus.

Dafür kann man wählen: Geballte Wucht, kluge Kombination für theoretische 1,9 Liter Verbrauch – oder bis zu 45 Kilometer rein elektrische Fahrt. Allerdings müsste man dafür schon mit der Gelassenheit eines Zen-Mönches gesegnet sein. An die 30 Strom-Kilometer und eine Fünf im Schnitt lassen sich aber ohne Lähmung im Gasfuß hinbekommen.

Das Fahrwerk zeigt sich eher kommod. Was kein Schaden ist, weil es sportlich straffe Konkurrenten zuhauf gibt. Obendrein bleiben so Reserven, falls es – wider Erwarten – doch mal in tieferes Geläuf geht. Die Lenkung indes dürfte direkter sein. Und zu heftig sollte man den XC40 Plug-In nicht in die Kurve treiben – 1,8 Tonnen streben durchaus Richtung Tangente.

Ansonsten gibt sich Volvos Jüngster fast so nobel wie die großen Brüder. Vor allem die breite C-Säule ist ein Blickfang. Leider in des Wortes doppelter Bedeutung. In der Rückschau wird die Welt nämlich eng – und die Kamera zur guten Idee. An Platz herrscht im 4,40 Meter langen XC40 kein Mangel. Vorne sitzt man überaus bequem – und auch hinten, sofern man sich durch die etwas enge Luke gefädelt hat. Weil sich der 10,7 kWh
speichernde Akku in den Kardantunnel schmiegt, finden hinter der zweiten Reihe auch beim Plug-In 460 Liter Gepäck Platz, umgeklappt knapp das Dreifache.

Erwärmen soll der Wagen mit einem Mix aus nordischer Kühle und Understatement. Das beginnt beim Blech und endet beim Hochformat-Touchscreen über dem fast schalterlosen Cockpit. Der schwedische Weg war eben schon immer etwas Besonderes. Vor allem in Sachen Sicherheit: Droht die Abdrift Richtung Gegenspur, greift der XC40 selbst ins Volant. Und wenn’s per Bremse zum Vordermann nicht mehr reicht, weicht er aus. Der optionale "Pilot Assist" fährt – zeitlich begrenzt – bis Tempo 130 selbstständig, und aus der Cloud gibt’s Warnungen vor allerlei Ungemach.

Auch an Kleinigkeiten haben die Nordmänner gedacht. In der Mittelkonsole hat ein Müllbehälter seinen Platz, das Handschuhfach nimmt ein Täschchen an den Haken, der Frachtraum-Deckel versteckt sich im Untergrund – und in der Tür hat es Ablagen, die den Namen verdienen. Dass dafür die Bassboxen ins Armaturenbrett wandern mussten – gut so. Kann man beim Aussteigen schon keine Gitter demolieren.

Das Ganze ist nicht unbedingt ein Schnäppchen: 49 000 Euro ruft Volvo für den Schweden mit Stecker auf. Kleiner Tipp: Für 4500 Euro Umweltbonus oder die halbe Dienstwagensteuer besser mit 20-Zöllern bescheiden. Ansonsten liegt der XC40 Plug-In über den geforderten
50 Gramm CO2 pro Kilometer.

Freunde reinen E-Antriebs müssen sich noch bis Jahresende gedulden – wer indes weiter schnell sein will, sollte nicht zögern. Ab Mai gilt bei Volvo die Tempo-Beschränkung auf 180. Aber wer würde schon Hybrid fahren, um zu rasen?


Grafik: AdobeStock

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