Weil alle immer höher thronen wollen, mag sich keiner mehr im Wortsinn herabgesetzt fühlen. Selbst im absoluten Luxussegment geht es nicht mehr ohne Luft nach unten. Bentley und Maserati halten für potenzielle Fahrten im Felde bereits Passendes bereit, Rolls-Royce folgt in Bälde.
Der Erfolg freut die Hersteller – und bereitet ihnen Kopfschmerzen. Denn mit dem SUV-Absatz zeigt auch die Kurve fürs Abgas nach oben. Wie sie ihre Durchschnittswerte für CO2 bis 2021 auf offizielle 95 Gramm je Kilometer senken sollen, ist vielen Autobauern vermutlich noch ein Rätsel. Hinten raus kommt ohnehin mehr. Viel mehr. Die Umweltorganisation ICCT beklagt, dass die Kluft zwischen offiziellen Daten und tatsächlichem Ausstoß auf durchschnittlich 42 Prozent gestiegen sei. Ein Rekordwert.
Und die Käufer? Bejammern mit Leichenbittermiene die Erderwärmung, während sie ihr Dickschiff zum Bioladen steuern. Angespornt von Politikern, denen kein Flug zu weit ist und keine Konferenz zu klein, um den Klimawandel anzumahnen. Die Unterschrift für den Schutz der Eisbären geht den Deutschen ebenso leicht von der Hand wie das Kreuzchen bei Top-Motor und Exclusive-Paket. Nirgendwo hat der blaue Umweltengel weniger zu lachen als im Autohaus.
Wenn es um Vortrieb geht, hat Nachhaltigkeit Pause. Da kümmert kein Regenwald mehr, kein Ozonloch und keine Pol-Schmelze. Dabei dürfte, wer es wirklich ernst meint mit dem Schutz von Mutter Erde, bestenfalls noch Fahrrad fahren. Was auch blöd ist mit zwei Kästen Mineralwasser, im Wolkenbruch oder zum 30 Kilometer entfernten Arbeitsplatz.
Also wird brav weitergeheuchelt. Und am Ende werden es die Staats- und Regierungschefs schon irgendwie richten. Mit lascheren Grenzwerten oder längeren Übergangsfristen. Muss ja einen Grund haben, dass noch nicht mal die Umweltministerin Mumm zu offener Kritik hat: "Eigentlich dürften SUV nur für Bauern und Jäger erlaubt sein", hat Barbara Hendricks kürzlich in Berlin erklärt. Um aber sofort nachzuschieben: "Ich sage das jetzt nicht als Vorschlag, sonst werde ich wieder aufgespießt."