Eigener Inhalt 60 Jahre Fiat 500: Congratulazioni, Scatoletto!

Wolfgang Plank
 Quelle: Unbekannt

Wenn die Post jemanden auf einer Briefmarke verewigt, ist er entweder ziemlich alt, hat Besonderes geleistet - oder beides. Das ist in Italien nicht anders. Zu ehren galt es ein Auto, das Millionen Menschen Mobilität gebracht und unser ehemals liebstes Urlaubsland auf vier Räder gestellt hat: der Fiat 500. Oder "Nuova Cinquecento", wie der vor 60 Jahren vorgestellte Winzling im Original hieß.

 
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Klein zu sein war damals kein Makel. Im Gegenteil. Wer konnte sich schon ein großes Auto leisten? Selbst Deutschland war zu dieser Zeit noch mit Goggo, Isetta oder Lloyd unterwegs.

Hatte der zweisitzige 500 Topolino mit seinen freistehenden Kotflügeln den Motor noch vorn und den Antrieb hinten, setzten die Entwickler beim 500 Nuova auf einen luftgekühlten Zweizylinder im Heck. Der versprach gute Traktion, niedriges Gewicht und geringe Kosten. Mehr als Tempo 85 indes gaben die 13 PS aus 479 Kubik nicht her.

Viel schneller allerdings wollte man mit einem nicht mal drei Meter kurzen Wägelchen ohnehin nicht fahren, das mit 1,32 Meter so breit wie hoch war und oben lediglich über ein Faltdach verfügte. Nicht zu vergessen:
die hinten angeschlagenen "Selbstmördertüren". Trotzdem besserte Fiat schon zum Turiner Autosalon im Herbst 1957 auf 15 PS nach und senkte den Preis von
3390 auf 2990 Mark. Plus 180 Mark extra für die optionale Heizung.

Innen war alles spartanisch. Ein fingerdünnes Bakelit-Lenkrad, Rundinstrument, zwei Kippschalter, zwei Kontrolllampen, ein Aschenbecher – das war’s. Gestartet wurde mit einem Hebel auf dem Mitteltunnel. Erst später kamen gepolsterte Rücksitze, Kurbelfenster und ein Heckfenster im Dach. Die Türscharniere wanderten nach vorne, der Motor erstarkte auf 18 PS, im 500 Sport gar auf 21,5.

Und die von Carlo Abarth mit Weber-Vergasern modifizierten Triebwerke brachten es – inklusive polierter Kanäle – auf bis zu 26 PS. Beflügelt von diesem Erfolg, präsentierte Abarth in den folgenden Jahren auch Versionen mit 583 und 689 Kubikzentimeter Hubraum, die bis zu 38 PS leisteten und im Renntrimm bis zu 140 Stundenkilometer sausten.

1960 wurde eine Kombi-Version mit um 90 Grad nach rechts geneigtem Motor unter dem Namen "Giardiniera" (Gärtnerin) vorgestellt. Der liegende Motor ermöglichte zusammen mit der auf 3,18 Meter verlängerten Karosserie einen geräumigen Kofferraum, der durch Umklappen der Rücksitze noch vergrößert werden konnte. Damit wurde erstmals im Pkw-Bau ein Unterflurmotor verwirklicht. Bremsen und Felgen wurden vom Fiat 600 übernommen.

20 Jahre nach seinem Erscheinen verschwand der Fiat 500 vom Markt. Vor allem, weil er die wachsenden Anforderungen in Sachen Sicherheit nicht mehr erfüllten konnte. Im Sommer 2007 trat der neue Fiat 500 das Erbe an. Schon im November 2012, gute fünf Jahre nach dem Start, knackte die Produktion die Marke von einer Million. Und auch dieses Modell erobert Herzen außerhalb Italiens: Drei von vier Autos gehen in den Export.

Offiziell wurden einschließlich der "Giardiniera" und einiger Sondermodelle 3 702 078 Exemplare des Cinquecento Nuova gebaut. Allein in Italien, sind nach Schätzungen von Experten noch immer gut eine halbe Million davon unterwegs. Heute wie damals liebevoll "Scatoletto" genannt: das Schächtelchen. Congratulazioni!

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