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Wolfgang Plank

Der Heilige Abend fällt dieses Mal für Einkäufe flach.Ein Grund mehr, schleunigst an Geschenke zu denken.

 
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Man könnte es als charmanten Disput unter Kirchenrechtlern abtun. Ob es denn sein dürfe, dass vierter Advent und Heiligabend auf ein und denselben Tag fallen? Nach diversen Streitigkeiten hat Papst Pius V. 1570 festgelegt: Darf sein. Weil nach kirchlichem Verständnis der Tag schließlich schon am Vorabend beginnt. Genauer: mit dem liturgischen Abendgebet. Was grob übersetzt heißt: Bis 18 Uhr dauert am 24. Dezember der vierte Advent, danach beginnt offiziell Weihnachten.

Nun könnte man einerseits fragen, warum der Heilige Abend zwar in höchstem Maße gefeiert wird, aber mitnichten ein Feiertag ist. Weder ein kirchlicher noch ein gesetzlicher. Und obendrein könnte man kühn einwenden, dass ein echter Weihnachtsgottesdienst dann streng genommen auch nicht vor 18 Uhr beginnen dürfte.

In der Praxis deutlich bedeutsamer scheint indes, dass Spätentschlossene in eben dieser Konstellation auf ein echtes Problem zusteuern: An einem sonntäglichen Heiligabend haben nämlich die Läden zu. Die allermeisten jedenfalls. Auf regionale Ausnahmen zu hoffen, wäre einigermaßen riskant – am Ende bliebe sonst womöglich nur die Tankstelle, die ja genau dieses Zweckes wegen so heißt und eben gerade nicht als bevorzugter Ort für besinnliche Geschenke-Auswahl gilt. Das weiß jeder, der dort schon mal in letzter Sekunde einen abgepackten Ups-fast-vergessen-Blumenstrauß für die Liebste erstanden hat. Da kommt sogar ein Geständnis besser an.

Dummerweise nicht an Heiligabend: So zu tun, als sei Weihnachten wieder wie die sprichwörtliche Überraschung über uns hereingebrochen – die Nummer zieht nicht. Schließlich laufen wir schon seit Wochen ziemlich entnervt an Regalen voller Dominosteinen, Spekulatius und Zimtsternen vorbei. Und an Palettentürmen mit Schoko-Nikoläusen und allerlei adventlichem Krimskrams obendrein.

Noch aber haben wir eine gute Chance auf stressfreie Besorgungen. Ausnahmsweise eben mal nicht auf den letzten Drücker, sondern schon vor dem ersten Advent. Und so hat die verflixte Feiertags-Regelung vielleicht sogar etwas Gutes. Und sei es nur zum Schutz des Portemonnaies. Geschenke-Rummel treibt immer auch den Preis. Das ist wie beim Sprit.

Dummerweise haben wir das ganze Jahr trotz bester Vorsätze wieder mal nichts notiert, was wir jetzt prima verwenden könnten. Aber egal. Gemessen an unserer sonstigen Strategie liegen wir zeitlich ja dermaßen im Plus. Das reicht dicke für einen gepflegten Einkaufsbummel. Am besten bricht man gleich in aller Früh auf – oder wenn sich die Uhr schon gen Ladenschluss neigt. In Fall eins sind die Massen noch nicht unterwegs, in Fall zwei schon völlig bedient auf dem Heimweg.

Als Notlösung bleibt noch die geballte Abendbestellung. Laptop, Couch – und dann suchen, was die Maus hergibt. Ist, zugegeben, nicht ganz so persönlich und bringt einen um das schöne Gefühl, klug Gewähltes auch stolz nach Hause zu tragen – aber zeitsparender halt eben auch.

Und wenn erst mal alles erledigt ist, kann man ohne Druck und herrlich befreit über den Weihnachtsmarkt schlendern. Sich ob seiner Zielstrebigkeit und Disziplin mit Lebkuchen belohnen, einem Tütchen gebrannter Mandeln oder einem Glühwein. Oder allem zusammen. Vor allem aber kann man seelenruhig denen zuschauen, die auf der hektischen Suche nach guten Gaben noch immer durch die Stadt hasten. Und ein klein wenig Schadenfreude geht auch im Advent . . .


Foto: AdobeStock

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