Ich mag diesen Brauch. Schließlich erinnert er mich an meine eigene Kindheit. Damals gab es noch in jedem Dorf Krapfenbäckerinnen, die ins Haus kamen, um mit den Frauen der Familie tagelang und körbeweise die "Sträubla", wie sie bei uns hießen, herzustellen. Leider musste ich auch tagelang austragen und wurde nicht in die Geheimnisse des Krapfenbackens eingewiesen. Erste Versuche scheiterten kläglich. So holt dann auch der Vater an einem sonnigen Samstagmorgen beim Bäckermeister unseres Vertrauens 100 Stück ab. Während meine Älteste und der Mann im Haus das frische, mit Puderzucker bestaubte Backwerk in Papiertüten legen und für stetigen Nachschub sorgen, ziehen mein Kommunionkind und ich los. Von früh um zehn bis nachmittags um vier. Wir haben Glück. Fast überall wird uns die Tür geöffnet. Manchmal gibt es Süßigkeiten zurück, manchmal ein kleines Kuvert. Nur eine einzige Tüte bleibt übrig. "Probieren wir es einfach am Abend noch einmal", sage ich zu meiner Tochter und stelle die Tüte in unseren Hausflur auf die übereinandergestapelten Bleche, die dort bereits auf die Rückkehr zur Bäckerei warten. Zwei Stunden später wollen wir uns noch einmal auf den Weg machen. Leider waren wir aber nicht die ersten, die diese Idee hatten. Im Hausflur führt eine schwarze Straße vom Hof draußen unter unsere alte Haustür hindurch direkt ins Schlaraffenland. Ameisen. Wie die kleinen Viecher die Krapfen so schnell gefunden haben, weiß der Heilige Geist! Der kommt allerdings erst an Pfingsten.