Zum Wochenende Die Super-Kraft des Glaubens?

Ute Borchert
Ute Borchert in der Steinbach-Hallenberger Stadtkirche. Foto: Sascha Willms

Das Bibelwort für dieses Wochenende stellt uns vor eine echte Herausforderung: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ – heißt es beim Evangelisten Markus (Mk 9, 23). Als wenn das so einfach wäre: Glaube nur richtig und dann wird dir alles gelingen! Das ist irgendwie ein unbehagliches Wort.

 
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„Du sitzt nur im Rollstuhl, weil dein Glaube nicht groß genug ist.“ – und so manche andere Aussage könnte uns als Entgegnung einfallen. Wird der Glaube dabei nicht mit einer Zauberkraft verwechselt?

Wie so oft ist es empfehlenswert zu schauen, in welchem Zusammenhang diese Worte stehen. Da kommt ein Vater mit seinem Sohn, der seit Kindheit an unter epileptischen Anfällen und weiteren schweren Beeinträchtigungen leidet und erbittet bei den Gefährten des Wanderprediger Jesu um Hilfe. Er hat von den vielen Heilungen gehört, die schon geschehen sind, und wünscht sich diese nun für sein Kind. Doch die Jünger Jesu können ihm nicht helfen.

Verzweifelt wendet der Vater sich direkt an Jesus: „Wenn du ihn heilen kannst, dann lass uns nicht im Stich, hilf uns!“ bittet er. „Was heißt ´wenn du kannst´?“ fragt Jesus und sagt: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ Der Vater bekennt: „Ich glaube – hilf meinem Unglauben!“ Da wendet sich Jesus dem Jungen zu und heilt ihn, macht ihn dauerhaft gesund.

Der Vater hat diesem Jesus vertraut und wagt es, ihn zu bitten. Dieses bedingungslose Vertrauen auf Jesus und das folgende Wagen ist offenbar das Wesen des Glaubens. Die Jünger kommen auch ins Grübeln und fragen Jesu später, warum sie den Jungen nicht heilen konnten. Daraufhin antwortet Jesus ihnen: „Solche Heilung geht nur mit Beten.“

Mit Beten – das heißt, wenn man Gott darum bittet? Wer heilt also? Offenbar nicht der Glaubende mit seiner Glaubenskraft, sondern Gott. Der Glaubende bittet lediglich Gott darum im Gebet. Das Gebet aber ist Ausdruck einer Beziehung: Der Betende ist mit Gott verbunden. Er gehört zu Gott und pflegt diese Beziehung durch das Gespräch des Glaubens. Das Gebet ist eine Beziehung des Vertrauens und solches Vertrauen ist nichts anderes als der Glaube.

Der Vater in unserer biblischen Geschichte wusste, dass er seinem Kind nicht helfen konnte und suchte deshalb Hilfe bei anderen. Als Jesus ihm diese herausfordernden Worte sagt, wird er sich überfordert gefühlt haben. Er möchte gern glauben und sieht gleichzeitig sein Unvermögen. Doch hat er ein Fünkchen Hoffnung, dass Jesus ihm helfen kann und bittet: „Hilf meinem Unglauben!“ gerade damit zeigt er, dass er den richtigen Glauben hat – keine große Zauberkraft, sondern ein demütiger Glaube, ein Erkennen der eigenen Hilflosigkeit, zugleich aber ein Hilferuf zu Jesus. Hier zeigt sich der Glaube als Beziehung, als flehendes Gebet.

„Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt“ – wissen wir jetzt, wie es gemeint ist? Wenn jemand sagt: „Du musst nur richtig an das glauben, was du dir vorgenommen hast, dann schaffst du es auch.“, dann entspricht dies nicht dem christlichen Glauben. Der Christ weiß, dass er selbst nichts schafft. Aber er weiß durch den Glauben, dass er mit Jesus zu Gott gehört. Aus dieser wundervollen Einheit heraus, wird keine unverzügliche Heilung oder die Erfüllung von Wünschen erwartet werden, sondern: „Dein Wille geschehe“, so lautet letztlich die Bitte des Glaubenden.

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