Freigegeben Viel Platz für Graffiti-Sprayer

Anica Trommer
Patrick Valdivia Foto: Michael Bauroth

Graffiti-Künstler haben auf der Skateranlage an der Beckerwiese ab sofort freie Hand. Die Stadtverwaltung hat die Seiten der Rampen als Übungsflächen für Sprayer freigegeben. Darauf haben viele Jugendliche sehnsüchtig gewartet.

 
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Zella-Mehlis - Wenn Patrick Valdivia die Sprayflasche in die Hand nimmt, dann ist er in seinem Element. Vor vier Jahren entdeckte der Suhler seine Leidenschaft für die Graffiti-Kunst und nutzt seitdem jede Möglichkeit, aus einer grauen Wand eine bunte Leinwand zu machen. „Das kann jeder mit Mühe und Geduld lernen. Ein besonderes Talent muss man eigentlich nicht haben“, sagt er. Vor allem große Flächen, wie etwa das Trafo-Häuschen an der Schönauer Straße/Ecke Obermühle, haben es ihm angetan. Um sie farbenfroh mit Schriftzügen, Tieren oder anderen Motiven zu versehen, schreckten ihn nicht einmal Minusgrade und eiskalte Finger ab, erzählt er.

Am Donnerstag ist der Platz zum Austoben eher begrenzt. Patrick Valdivia möchte das Wort Kids, also Kinder, sprühen. Es soll seitlich an einer Rampe auf dem Skaterplatz an der Beckerwiese stehen. Ab sofort sind die nämlich freigegeben für jeden, der gern mit der Sprayflasche hantiert. Egal, ob er langjähriger Profi ist oder es noch werden will.

„Das ist ein Herzensprojekt“, sagt Michaela Exel vom Kinder- und Jugendfreizeittreff. Mit Workshops weckten sie und ihre Mitarbeiter regelmäßig die Lust der Jugendlichen an dieser Art der Gestaltung. Immer wieder kämen die dann aber auf sie zu und fragten nach, wo sie in Zella-Mehlis legal weiterüben könnten. „In vielen Städten gibt es da bereits Möglichkeiten und nun auch bei uns“, sagt Anne Schlegel, Fachbereichsleiterin Stadtmarketing und Tourismus in der Zella-Mehliser Stadtverwaltung.

Längst haben sich Graffiti und Street Art als Kunstform etabliert. Anders als die Schmierfinken, die ihre Kritzeleien immer wieder im Stadtgebiet hinterlassen, sind die Sprüh-Künstler willkommen in Zella-Mehlis. „Wir möchten die Stadt damit noch bunter gestalten“, sind sich Bürgermeister Richard Rossel und Anne Schlegel einig. An Trafo-Stationen, auf Verteilerkästen und an Garagenwänden haben verschiedene Graffiti-Künstler schon gewerkelt.

Jetzt erhalten auch diejenigen, die sich noch nicht an das ganz große Werk herantrauen, eine Fläche zum Ausprobieren. „Das ist toll und ein Beitrag zur Identifikation der Jugendlichen mit ihrer Stadt“, betont Michaela Exel. Außerdem verbinden die Mitarbeiter der Stadtverwaltung damit die Hoffnung, dass diejenigen, die sich künstlerisch probieren wollen, künftig von Hauswänden, öffentlichen Toiletten und Bushaltestellen abließen.

Viele ältere Fans

Die älteren Bürger der Stadt finden Gefallen an den professionell gestalteten Kunstwerken, bestätigt Patrick Valdivia. Neugierig fragten sie nach, wenn er und seine Kollegen arbeiteten. Und so mancher entscheide sich daraufhin, seine Scheune oder Garagenwand ebenfalls gestalten zu lassen. „Zella-Mehliser, die Lust darauf haben oder Sprayer, die mal so ein Projekt angehen wollen, können sich gern an uns wenden und wir vermitteln den Kontakt weiter“, sagt Michaela Exel.

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