Als einzige Frau ergriff sie vor Martin Luther Kings berühmter "I Have a Dream"-Rede das Wort. Ihre Rede war ein leidenschaftlicher Aufschrei gegen die Ungerechtigkeit: Sie habe die Paläste von Königen und Präsidenten betreten, "doch in Amerika durfte ich nicht einmal in einem Hotel einen Kaffee trinken".
Liebe ohne Grenzen
Auch ihr Privatleben war ein Statement. Sie liebte Männer, sie liebte Frauen – offen und selbstbewusst. Und sie adoptierte zwölf Kinder unterschiedlicher Herkunft und Religion. Ihre "Regenbogenfamilie" war keine Image-Pflege, sondern gelebte Vision.
"Ich wollte beweisen, dass Menschen verschiedener Hautfarben, Kulturen und Religionen miteinander leben können – wie Brüder und Schwestern." Heute wird Baker auch als frühe queere Ikone gefeiert.
Heldin in Frankreich, Liebesbriefe in Berlin
1926 brachte sie ihre wilden Rhythmen auch nach Berlin. In ihren Memoiren schrieb sie später: "Berlin, das ist schon toll! Ein Triumphzug. Man trägt mich auf Händen. In keiner anderen Stadt habe ich so viele Liebesbriefe, Blumen und Geschenke bekommen."
Doch bei ihrem zweiten Besuch 1929 hatte sich das politische Klima verändert. Nationalistische Blätter hetzten gegen sie, nannten sie einen "Halbaffen". Nach drei Wochen reiste sie überstürzt wieder ab.
Baker starb wenige Tage nach ihrer letzten großen Show in Paris am 9. April 1975. 46 Jahre später folgte die höchste Ehrung: die Aufnahme ins Panthéon. In seiner Gedenkrede würdigte Präsident Emmanuel Macron sie als eine "Kämpferin, eine Künstlerin, eine Frau, die nicht nur das schwarze Volk verteidigt hat – sondern die Menschheit."
Warum ihr Erbe heute mehr denn je zählt
Sie war Tänzerin, Spionin, Aktivistin, Mutter, Liebende. Und in allem – kompromisslos. In einer Zeit, in der alte Feindbilder wiederkehren und in vielen Ländern Nationalismus und Ausgrenzung wieder salonfähig werden, bleibt ihr Leben ein Wegweiser: für Courage, Vielfalt und die unerschütterliche Überzeugung, dass man die Welt verändern kann – auch mit Plüschbananen.