Und dann ist da der Professor (Robert Hunger-Bühler). Er hatte den Wirkstoff zusammen mit seiner einstigen Studentin Arnold entwickelt, wurde von ihr aber ausgebootet, bevor Argon den Wirkstoff für einen Milliardenbetrag kaufte. Er hat die brisante Studie verfasst.
Dieser „Tatort“ wartet mit geballter Frauenpower auf, sowohl auf Ermittlerseite - neben den Kommissarinnen auch Staatsanwältin Anita Wegenast (Rachel Braunschweig) - als auch auf Schurkenseite, mit den Juristinnen auch die Wirkstoffentwicklerin. „Ob in Schweizer "Tatorten" neben dem Ermittlerinnen-Duo auch künftig mehrheitlich Frauen agieren, wird sich zeigen“, sagt Regisseurin Christine Repond im ARD-Interview. „Will man die sich ändernden Realitäten in unserer Gesellschaft einbeziehen, sollte man das zumindest im Auge behalten.“
Repond hat im Drehbuch von Stefanie Veith und Nina Vukovic die ursprünglich als Männerrolle gedachte Position der Kanzleispitze zusätzlich mit einer Frau besetzt. „Es gibt schon so viele Filme mit älteren, mächtigen Männern, und ich fand es an der Zeit, eine solche Rolle mit einer starken Frau zu erzählen“, sagt sie.
Das Verhältnis zwischen den Ermittlerinnen bleibt auch im vierten „Tatort“ aus Zürich diffus. Die einst offensichtliche Abneigung hat sich gelegt, aber sie fahren sich immer noch gegenseitig in die Parade, und sie sind sich immer noch nicht ganz grün.
Die französischsprachige Grandjean aus kleinen Verhältnissen, die sich im reichen Zürich nicht wohlfühlt, ist manchmal gnadenlos im Verhör, dann wieder ganz verwundbar, wenn sie ihrem Freund tränenreich sagt, sie fühle sich als Versagerin. Ott aus reichem Hause, das sie verabscheut, hält die Leute in der Pharmaindustrie für „kapitalistische Scheißwichser“ und bleibt beharrlich dabei, per Fahrrad zum Tatort zu fahren. Am charmantesten ist Grandjean, wenn sie einen Verdächtigen mit französischem Akzent als „Jammerlappen“ bezeichnet. Am witzigsten, wenn sie sich als Rapperin erst das Vertrauen einer Zeugin und dann den Beifall ihrer Kollegin sichert.