Züchten fürs Kürbisfest Auf dass Riesengroßes gedeiht

Der Bürgermeister aus Breitungens Partnergemeinde Petersberg, Carsten Froß (vorn), vergangenes Jahr im Paddel-Duell mit seinem Amtskollegen Ronny Römhild. Die Kerne der beiden Kürbis-Boote wurden aufbewahrt und getrocknet. Sie liegen nun für Interessenten im Rathaus bereit. Archivfoto: Birgitt Schunk Foto:  

Der Frühling hat noch nicht richtig Fahrt aufgenommen, da denkt man in Breitungen schon an den Herbst und das Kürbisfest im September. Wer dort einen gewichtigen Auftritt haben will, sollte sich jetzt das Saatgut besorgen.

 
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Breitungens Bürgermeister Ronny Römhild war einst Bürgermeister in Fambach und hat dort das Kürbisfest mit erfunden. Er holte das offizielle Wiegen des Kürbiszüchter-Verbandes „Great Pumpkin Commonwealth“ (GPC) in die Region und ging selbst unter die Kürbiszüchter. Wenn er Kerne eines besonders groß gewachsenen Exemplars sieht, denkt er umgehend an die nächste Saison.

So kam es, dass die Kerne jener beiden Riesenkürbisse, die man im vergangenen Herbst für das Kürbispaddeln auf dem Breitunger Kiessee ausgehöhlt hat, im Hause Römhild zum Trocknen ausgelegt wurden. Es ist Saatgut mit viel versprechenden Anlagen. Wer daraus Pflanzen züchtet, könnte mit etwas Geschick und Glück eine mächtige Ernte einfahren – und damit beim Kürbisfest im September punkten. „Wir geben die Kerne gerne aus“, sagt Römhild. Wer Kürbisgärtner werden möchte, kann sich welche, zusammen mit einer Kurzanleitung zur Aussaat und Pflege, an der Pforte des Rathauses abholen. Wichtig sei, die Kerne bald zum Keimen zu bringen. Mitte Mai können die Jungpflanzen ins Freie gesetzt werden. „Ein guter Kern, ein gut vorbereiteter Boden und vor allem reichlich Wasser“, nennt Römhild als Voraussetzung für erfolgreiches Kürbis-Gärtnern.

Kinder ans Beet

Die Pflanzen wachsen schnell, treiben große, gelbe Blüten und bilden ihre Früchte – botanisch Panzerbeeren genannt – in beeindruckender Geschwindigkeit aus. Diese Eigenschaften sorgten einst für den Grundgedanken des Kürbisfestes: Durch die Zucht sollten Kinder an die Natur herangeführt werden.

Das habe sich in all den Jahren nicht geändert, sagt Kürbisfan Römhild. Die Meistertitel beim GPC-Wiegen liegen zwar fest in der Hand von Erwachsenen, Hobbyzüchter, die mittlerweile bis aus Österreich anreisen, um ihre Riesenkürbisse in Breitungen an die Waage zu hängen. Doch auf die Teilnahme von Kindern wird nach wie vor Wert gelegt, für sie gibt es eigene Sparten. Und so sind auch in diesem Jahr wieder Kindergärten und Schulen in ganz Thüringen dazu aufgerufen, Kinder ans Beet zu holen und mit ihnen Kürbisse zu züchten. Die Pflanzen zu hegen und zu pflegen und zu beobachten, was aus einem kleinen Kern entstehen kann, „ist doch was Tolles“, findet Ronny Römhild. Das mache den meisten Kindern Spaß.

Römhild erinnert sich gut an den Beginn auf dem Nüßleshof 2009, es sei ein kleines Fest gewesen, wo man über Früchte mit deutlich weniger als 100 Kilo staunte. Zum Wiegen reichte damals noch eine handelsübliche Personenwaage.

Als er dann im Fambacher Gemeinderat vorgeschlagen habe, nach der Renaturierung des Nüßleser Schwimmbades im neu entstandenen Löschteich 2011 erstmals ein Kürbispaddeln zu veranstalten, habe er manch zweifelnden Blick geerntet.

916,5-Kilo-Rekord

Im Laufe der Jahre sind die Kürbisse und das Fest größer geworden. Nach zehn Jahren auf dem Nüßleshof zog es 2019 an den Kiessee nach Breitungen um. Zuvor, zum zehnten Fest 2018, stellte der Züchter Mario Weishäupl aus Bayern einen bisher ungeschlagenen Rekord auf: Sein Riesenkürbis war so schwer wie der Inselberg in Metern hoch, er brachte 916,5 Kilo auf die Waage. Das Kürbispaddeln am zweiten Tag war da längst zum feuchtfröhlichen Publikumsmagneten geworden.

Nachdem die Corona-Pandemie das zweite Breitunger Fest im Herbst 2020 auf ein reines Wiegen abspecken ließ, konnte es im vergangenen September wieder in größerer Form stattfinden. Die Organisatoren hoffen, dass das auch 2022 möglich ist und nicht eine weitere Corona-Welle für Einschränkungen sorgt.

Zum Organisationsteam zählen neben der Gemeinde Züchter aus der Region wie Mike Rohrdiek aus Wahles, Marcus Raßbach aus Fambach und Christina Sameith aus Heßles. Strandbad-Chef und Gastgeber Tobias Dämmig ist ebenfalls unter die Züchter gegangen, Mitarbeiter des Bauhofs kümmern sich ums sachgerechte Wiegen. Dazu kommen einige Vereine aus Fambach und Breitungen sowie eine Reihe von Sponsoren.

Bis zum 10. September haben die Kürbisse in diesem Jahr Zeit, zu wachsen, dann geht es auf die Waage.

Kohlrabi und Möhre

Beim Kürbisfest sind auch Schwergewichte anderer Sorten gefragt. Titel gibt es für den schwersten Kohlrabi, die schwerste Riesenmöhre und den schwersten Butternut-Kürbis sowie für den Sonnenblumenkopf mit dem größten Durchmesser.

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