Reifenstecher in Schmalkalden Anschlag auf Kirchenmann

, aktualisiert am 06.03.2023 - 18:16 Uhr
Reifenstecher waren in Schmalkalden auf dem Kirchhof unterwegs. Foto: privat

Unbekannte Reifenstecher haben in Schmalkalden auf dem Kirchhof ihr Unwesen getrieben. Die Polizei sucht Zeugen.

 
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Schmalkalden - Ralf Gebauer, Dekan des Kirchenkreises Schmalkalden, ist sprachlos und wütend. Während er am Sonntagvormittag, zwischen 10.15 und 11.45 Uhr im Gemeindehaus an der Stadtkirche St. Georg Gottesdienst feierte, zerstachen unbekannte Täter die beiden vorderen Reifen seines Autos. Der 57-Jährige hatte das Fahrzeug, wie immer, auf dem Kirchhof geparkt. Gebauer erstattet Anzeige bei der Polizei.

Da am Sonntag kein Abschleppdienst zu erreichen war, musste der Dekan das Auto auf dem Kirchhof stehen lassen. Mit einem unguten Gefühl, wie er der Redaktion erzählte. Seine Vorahnung sollte sich bestätigen. In der Nacht war der Täter wieder aktiv. Als die Mitarbeiter der beauftragten Werkstatt am Montagmorgen die kaputten Reifen wechseln wollten, stellten sie fest, dass auch die beiden hinteren Reifen zerstochen waren. Gebauer informierte erneut die Polizei, welche die Anzeige aufnahm. Den Schaden beziffert er auf rund 800 Euro.

Sein Post auf Facebook, mit dem er Zeugen für den Vorfall sucht, wurde mittlerweile 90 mal geteilt. Die Reaktionen reichten von „Wirklich unglaublich“, über „Was geht nur in den Köpfen von Menschen vor, die so etwas tun“ bis „Unfassbar, was für kranke Menschen es gibt“. Die Information auf Facebook hatte auch ein Mitarbeiter des Autohauses gelesen, aus dem der Pkw stammt. Der Mann hatte gleich am Montag, ohne Aufforderung, vier neue Reifen bestellt. Was für eine tolle Geste. Ralf Gebauer war überwältigt.

Die Aktion sei gezielt gegen seine Person gerichtet, ist Dekan Ralf Gebauer überzeugt. Das habe er der Polizei explizit so mitgeteilt. Auf dem Kirchhof standen sowohl am Sonntag als auch in der Nacht zum Montag auch andere Pkw. Nur die Reifen an seinem Auto waren platt.

Zeugen, die sachdienliche Hinweise zum Täter oder der Tat geben können, werden gebeten sich mit der Polizei unter der Telefonnummer 03693 591-0 in Verbindung zu setzen.

Schmiererei und Eierwurf

Die Tat sorgt auch bei Bürgermeister Thomas Kaminski für Kopfschütteln. Zumal seit geraumer Zeit Schmierereien und Graffiti an öffentlichen und privaten Gebäuden wiederzunehmen. Erst am Wochenende tobten sich Unbekannte mit der Spraydose am ehemaligen Arbeitsamt in der Bahnhofstraße 46 aus. Hier hat die Polizeistation ihren Sitz. Eine Polizeistreife entdeckte am Sonntagmorgen die sieben, in rot und weiß angesprühten Schriftzüge, vermutlich angebracht mit der Schablone. Die beschmierte Sandsteinfassade zu reinigen, kostet geschätzte 2000 Euro.

Im Februar hatten Unbekannte das Schmalkalder Wahlkreisbüro des SPD-Bundestagsabgeordneten Frank Ullrich beschmiert und mit einem Ei beworfen (wir berichteten). Die Aktion auf dem Kirchhof, nur wenige Meter vom Wahlkreisbüro entfernt, bestärkt Ullrich in seiner Forderung nach einer Videoüberwachung des Areals. „Es ist ein Unding, was sich hier einige Leute herausnehmen“, sagte ein verärgerter Ullrich unserer Redaktion. Unter diesen „Chaoten“ leide letztlich die ganze Stadt. Wenn jemand Probleme hat, könne er gern auf ihn zukommen, bietet der SPD-Mann Gespräche an. Aber zerstören, schmieren, sprühen oder Eier werfen, das gehe gar nicht. Der Bundestagsabgeordnete denkt da auch an die Folgekosten. Er hofft, dass die Täter geschnappt und bestraft werden. Und sei es, dass sie gemeinnützige Arbeit leisten. In diesen Tagen will Frank Ullrich mit Bürgermeister Thomas Kaminski Möglichkeiten prüfen, der Situation angemessen zu begegnen und Konsequenzen zu ziehen.

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