Zerstörte Fläche so groß wie Lettland Weltweit verschwinden Wälder – was das bedeutet

Markus Brauer/

Bis 2030 soll die weltweite Entwaldung gestoppt werden. Ist die Welt auf dem richtigen Weg, dieses Ziel zu erreichen? Einem Bericht zufolge scheint das in weiter Ferne.

 
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Abholzung des Regenwalds im Amazonasgebiet in Brasilien. Foto: Marcelo Sayao/epa/efe/dpa

Weltweit ist im Jahr 2023 laut eines Berichts Wald auf einer Fläche fast so groß wie Lettland zerstört worden. Damit liegt die Welt bei ihren Zielen zum Schutz von Wäldern weit zurück, wie aus dem von Forschungsorganisationen und zivilen Verbänden gemeinsam veröffentlichten Waldzustandsbericht („2024 Forest Declaration Assessment: Forests under fire“) hervorgeht.

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Die globale Waldzerstörung lag 2023 demnach 45 Prozent über dem Wert, der erforderlich wäre, um die Entwaldung bis 2030 zu beenden. Dazu hatten sich auf der UN-Klimakonferenz 2021 in Glasgow mehr als 140 Länder verpflichtet.

6,37 Millionen Hektar Wald gingen dem Bericht zufolge verloren. Die Auswertung, die auch mit Mitteln des Bundes gefördert wird, zeigt, wie weit sich ein Land oder eine Region vom erklärten Ziel der „Null-Abholzung“ befindet. Dazu wurden bis 2030 jährliche Zwischenziele formuliert und diese mit den tatsächlichen Abholzungsraten verglichen.

Viele tropische Regionen verfehlen Ziele

Fast 96 Prozent der gesamten Entwaldung habe 2023 in tropischen Regionen stattgefunden. Fast alle diese Regionen hätten die Ziele für das Jahr verfehlt: Afrika, Asien, Lateinamerika und die Karibik. Vor allem Landwirtschaft, Straßenbau, Brände und kommerzielles Holzfällen trieben die Zerstörung an. Von den tropischen Regionen hätte nur Ozeanien – die Inselstaaten des Pazifiks nördlich und östlich von Australien – sein Jahresziel erreicht.

Ein Luftbild der massiven Zerstörung von Hügeln und Wäldern durch die Abholzung im Osten des Bundesstaates Meghalaya im Nordosten Indiens. Foto: epa/dpa
Holzstämme werden in einem Sägewerk im brasilianischen Porto Velho gestapelt, das von kürzlich verkohlten und abgeholzten Feldern umgeben ist. Foto: AP/dpa/Andre Penner
Der Amazonas hat bereits eine Fläche von 88 Millionen Hektar verloren. Das sind fast 12 Prozent der Gesamtfläche des südamerikanischen Regenwalds. Foto: Imago/YAY Images

„Wir sind nur noch sechs Jahre von einer kritischen globalen Frist zur Beendigung der Entwaldung entfernt, und die Wälder werden weiterhin in alarmierendem Ausmaß abgeholzt, degradiert und in Brand gesetzt“, sagt Ivan Palmegiani von der Organisation Climate Focus, einer der Hauptautoren des Berichts. Eine Kurskorrektur sei aber möglich. Vor allem müssten die Industrieländer ihren exzessiven Konsum überdenken und die Waldländer unterstützen.

Fortschritte in Brasilien

Die größten Waldflächen seien in Brasilien, Indonesien, Bolivien und der Demokratischen Republik Kongo verloren gegangen. Obwohl Brasilien das Land mit der größten Abholzung weltweit sei, habe es nach der Amtsübernahme von Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva Fortschritte gemacht.

Die Entwaldung im brasilianischen Amazonasgebiet ging 2023 im Vergleich zu 2022 um 62 Prozent zurück. Der Amazonas-Regenwald gilt als CO2-Speicher und hat eine wichtige Funktion im internationalen Kampf gegen den Klimawandel.