Zella-Mehliser Fundbüro Das Buch der Tausend verlorenen Dinge

Anica Trommer
Im Fundbuch notiert Amely Brandt, was im Stadtgebiet verloren wurde und im Fundbüro abgegeben wurde. Ein Kinderrucksacke und ein Fahrradhelm, eine Musikbox, eine Halskette und etliche Schlüssel liegen bei ihr. Foto: Michael Bauroth

Wenn in Zella-Mehlis etwas verloren geht, taucht es möglicherweise auf dem Schreibtisch von Amely Brandt wieder auf. Vor allem Schlüssel, Brillen, Regenschirme oder Schmuck landeten im vergangenen Jahr bei der Leiterin des Fundbüros.

 
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Zella-Mehlis - Seit 1991 führen die Mitarbeiter der Zella-Mehliser Stadtverwaltung Buch darüber, was die Bürger der Stadt verlieren und wiederfinden. Ein gutes Dutzend Seiten ist bereits gefüllt. Darunter ist so manche Kuriosität zu entdecken. 1998 wurde beispielsweise ein Besteck zum Messen des Blutzuckerspiegels abgegeben. Ansonsten sind es vor allem die alltäglichen Kleinigkeiten wie Regenschirme und Schlüssel, die auf Abwege geraten.

Seit 2018 trägt Amely Brandt ein, was im Fundbüro und damit auf ihrem Schreibtisch landet. Im vergangenen Jahr waren es vor allem Haustür- oder Autoschlüssel, erzählt sie. Gelegentlich wird ein Regenschirm vorbeigebracht, eine Uhr oder eine Brille. Eher ungewöhnlich war der Fund einer per Handy steuerbaren Musikbox oder die Halskette, die mitsamt Aufbewahrungsschachtel ins Fundbüro gebracht wurde.

Was Amely Brandt nicht in den Schreibtischschubladen unterkriegt, landet auf oder neben dem Tisch – wie der nahezu neue Kinderrucksack oder ein Fahrradhelm mit auffälligem Motiv. Auch Fahrräder – vom demolierten Drahtesel bis zum fahrbereiten Mountainbike – werden immer mal im Stadtgebiet entdeckt und im Fundbüro abgeliefert. Sie landen im Keller des Rathauses.

Daten werden aufgenommen

Vom Finder notiert die Mitarbeiterin des Einwohnermeldeamtes nicht nur den Namen und die Kontaktdaten, sondern auch, ob sie all das auch an den Besitzer der Fundsache weitergeben darf. „Einige Zella-Mehliser wollen sich beim Finder gern erkenntlich zeigen und bedanken, wenn sie den vermissten Gegenstand wiederhaben“, schildert sie den Grund für die Abfrage der Daten. Vor allem bei Schlüsseln oder Geldbörsen mit Dokumenten sei eine Wiederbeschaffung zeit- und mitunter auch kostenintensiv und der Besitzer umso dankbarer, wenn er sich beides sparen kann.

Taucht im Fundbüro ein Portemonnaie auf, in dem beispielsweise noch eine EC-Karte steckt, kontaktiert Amely Brandt das entsprechen Kreditinstitut, um den Besitzer ausfindig zu machen.

Ein halbes Jahr werden die Fundsachen im Rathaus aufbewahrt. Kommt niemand vorbei, um sie abzuholen, werden sie entsorgt. „Oder derjenige, der es gefunden hat, kann es abholen“, nennt Amely Brandt den zweiten Grund, warum sie die Daten des Finders akribisch notiert. Bei Schlüsseln wäre dies nicht üblich, beim Schmuck oder anderen Wertsachen käme das allerdings immer wieder mal vor.

Besitzer kennen sich aus

Um herauszufinden, ob es sich tatsächlich um den Besitzer einer Fundsache handelt, wendet die Stadtverwaltungsmitarbeiterin einen Trick an. Derjenige, der etwas sucht, muss es genauestens beschreiben. Bei einem Schlüssel wäre das beispielsweise ein auffälliger Anhänger, bei einem Schmuckstück die Farbe des Steins. So kann Amely Brandt genau erkennen, ob sie die richtige Person vor sich sitzen hat.

Doch nicht immer ist das Fundbüro erste Anlaufstelle, wenn ein Zella-Mehliser etwas verloren hat. Amely Brandt erinnert sich an einen Fall, bei dem Bürger Zettel in der ganzen Stadt verteilte, um einen Schüssel wiederzufinden. Der vermisste Gegenstand lang nur weniger Meter nebenan – auf ihrem Schreibtisch. Ein anderes Mal sei ein Rucksack abgegeben worden, in dem einen Zahnprothese lag. Der Besitzer konnte ausfindig gemacht werden.

•Der Besitzer einer Fundsache kann sie nach telefonischer Terminvereinbarung unter 03682/852330 oder -331 im Fundbüro (im Einwohnermeldeamt im Rathaus) abholen.

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