ZDF-"Küchenschlacht" Weidacher schafft es bis ins Finale

Bettina Knauth
Ein Selfie mit Koch-Vorbild Johann Lafer (rechts). Foto: /privat

Bei der „Küchenschlacht“ kochte sich Gerhard Nüßlein aus dem Landkreis Coburg in der letzten Woche bis ins Finale. Dabei gab’s für die Zuschauer auch Traditionelles aus Franken.

 
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Weidach - Faschingsfans kennen Gerhard Nüßlein als Bauchredner. Mit seinem Huhn Hertha begeisterte er sein Publikum bei den Weidacher Sitzungen. Nun glänzte der 51-Jährige, der als Betriebskoordinator bei der HUK Coburg arbeitet, mit einem anderen Hobby im Fernsehen: Eine Woche lang rang Nüßlein mit anderen Kandidaten um den Wochensieg bei der ZDF-Küchenschlacht. Und damit um einen Platz in der „Champions Week“. Natürlich begleitet ihn auch sein Alter Ego Hertha im Januar ins Fernsehstudio nach Hamburg-Bahrenfeld.

„Jetzt kommt, glaube ich, eine echte Partybombe“, kündigte Fernsehkoch Mario Kotaska den Kandidaten aus dem Coburger Land an. Er sei gespannt, „was der Gerdi außer seinen selbstdarstellerischen Fähigkeiten am Herd so drauf hat“, fügte der Küchenschlacht-Moderator der letzten Woche hinzu. „Ein vernünftiges Ergebnis möchte ich am Schluss haben“, gab der gebürtige Eichstätter als Ziel aus. Der letztjährige Jahressieger, „Hobbykoch 2020“ Simon Maus komme ebenfalls aus Eichstätt, erhöhte Kotaska gleich zu Beginn den Druck auf Nüßlein. „Und meine Schwester war seine Kindergärtnerin“, setzte der 51-Jährige selbst noch einen drauf.

Los ging es am Montag wie immer mit dem „Leibgericht“. Der Informatiker aus Weidach hatte „Saure Kalbsleber mit zweierlei Kartoffelpüree“ ausgewählt, die er mit Rapunzelsalat auf den Tisch brachte. „Saure Leber ist ein traditionelles Gericht bei uns in Franken“, erläuterte Nüßlein den Zuschauern am Bildschirm. Wichtig seien Essig, Zucker, dazu Weißwein und Kalbsfond zum Ablöschen, so sein Tipp. Seine Mutter, eine Hauswirtschafterin, habe das schon in der Klosterschule kochen gelernt, berichtete er. Als die „ausgezeichnete Köchin“ früh starb, wollte der Mittzwanziger ihre Rezepte nicht in Vergessenheit geraten lassen. Und fing selber an zu kochen. Gerichte für Familie und Freunde zuzubereiten, empfindet der zweifache Vater als guten Ausgleich zu seinem IT-Alltag, berichte er am Telefon: „Wie ein Handwerker kann ich dann etwas produzieren, was man sehen kann.“ Privat darf es gerne mal etwas Einfaches sein. Aufläufe zum Beispiel liebt er, Schnitzel mit Pommes sowieso, aber auch Käsespätzle oder Knödel. Inzwischen kocht Nüßlein auch viel vegetarisch, „natürlich mit regionalen Produkten“. Was kommt bei ihm nicht auf den Teller? „Alles, was glitschig und schleimig ist, Austern zum Bespiel“, so der Hobby-Koch.

In der Sendung durfte Kotaska „ruhig mal hinlangen“, um die Kalbsleber zu probieren. „Die sollte aber nicht mehr weiter garen“, folgte gleich der Tipp des Gastgebers. Vor der Aufzeichnung hätte Nüßlein seine Koch-Vorbilder Alfons Schubeck oder Johann Lafer als Moderatoren vorgezogen, „aber der Mario war super!“ Zum Countdown, zwei Minuten vor dem Anrichten, kam der bisher so gelassene 51-Jährige etwas ins Rotieren. „Die Zeit war im Studio der größte Feind“, schildert er im Gespräch, „in 35 Minuten Kochzeit etwas hinzuzaubern, ist echt eine Herausforderung.“ Immer wenn der Teller dann vorne stand, sei alle Anspannung von ihm abgefallen. Nüßlein: „Ich wusste, ich habe mein Bestes gegeben.“ Außer am Montag: Als Herausforderung bezeichnete Juror Dieter Müller ausgerechnet die Kalbsleber. Sie werde es schwer haben, prophezeite er. Skeptisch blickte Nüßlein dem Urteil entgegen: „Mir haben mindestens drei Minuten gefehlt!“ Zum Abschmecken war er nicht mehr gekommen. Seine Hoffnung, „dass es halt trotzdem irgendwie schmeckt“, sollte sich erfüllen. „Schön und farbenfroh“ fand Müller das Püree, die Soße sei lecker, mit „schöner Säure“, geschmacklich sei alles fein abgestimmt. Nur die Leber hätte etwas kürzer gebraten sein können. Müllers Fazit: „Ein feines und geschmackvolles Gericht!“

Am Dienstag war es Hertha vorbehalten, Nüßleins Vorspeisen-Beitrag anzukündigen: „Der Gerry macht heute für Euch eine Süßkartoffel-Suppe Surf und Turf mit Käsetoast“. Dass auch Huhn in der Suppe sei, konnte der Ausführende dann nur flüstern, weilte doch Hertha noch in der Nähe. Als Aromen gehörten Sesampaste, Kokosmilch, Koriander, Petersilie und geröstete Kokoschips zu seinem Gericht, verriet Nüßlein. Mit dem Zeitlimit gab es dieses Mal kein Problem. Juror Karlheinz Hauser, den er wegen seiner Geradlinigkeit schätzt, schmeckte die „ausgewogene“, „schön abgeschmeckte“ Suppe. Auch der Käsetoast (mit Butter!) fand seinen Beifall: „Eine hochinteressante Kombination!“ Erneut erreichte das Gericht des Informatikers als drittes die nächste Runde.

Heiß und fettig ging es dann am Motto-Tag Mittwoch zu: „Frittiertes“ stand auf dem Speiseplan. Nüßlein versuchte Juror Tarik Rose zu beeindrucken mit einem „Hühner(l)ei“, zu dem er Brokkoli-Nuggets, Avocado (mit frittiertem Wachtelei als „Kern-Imitat“) und Joghurtdip sowie einen Tomatensalat servierte. Hertha konnte ihm nicht helfen: „Sie ist ziemlich angefressen“, berichtete er, weil er am Vortag mit Huhn gekocht habe. Dafür zeigte das ZDF ein altes Faschingsfoto von Nüßlein, auf dem er mit Strapsen und Stöckelschuhen als Dr. Frank N. Furter aus der „Rocky Horror Picture Show“ zu sehen war. „Viel Spektakel“ sah Kotaska auch auf dem Probeteller, den der Kandidat fotografiert hatte. Dass die Nuggets noch etwas gebraucht hätten, wie Nüßlein meinte, merkte Rose nicht. Dafür lobte er das auf den Punkt gegarte Wachtelei, den Aufwand („viel zu probieren“) und den feurigen Dip. Sein „Hühner(l)ei“ brachte Nüßlein den Tagessieg.

„Es ist toll hier“, warb Nüßlein am Donnerstag: „Bewerbt Euch Leute, es macht mega viel Spaß!“ Auf Kotaskas Nachfrage, ob er eher ein Rezept- oder ein Bauch-Koch sei, schwieg „Gerdi“. „Ich koche am liebsten aus dem Bauch heraus – mit Inspiration aus Rezepten“, verrät Nüßlein am Telefon. Mit laminierten Rezeptvorlagen präsentierte sich der Weidacher in der Sendung gut vorbereitet. Den Platz im letzten Kochduell erkochte er sich in der vegetarischen Runde mit seinen Champignon-Röstlingen, mit Bratkartoffeln, Apfel-Zwiebel-Chutney und Gurkensalat. Juror Christoph Rüffer zeigte sich derart positiv überrascht von den „Buletten“ auf Pilz-Zwiebel-Basis, dass er den 51-Jährigen als ersten ins Finale schickte. Der Champignongeschmack käme „volle Granate“ durch, lobte er, „das schmeckt 1 A!“

Im rein bayerischen Finale kochte Nüßlein am Freitag gegen die „ambitionierte“ Flugbegleiterin Kathrin Deininger aus München um den Wochensieg und den letzten Startplatz in der ersten „Champions Week“ des Jahres. Beide mussten eine „in Gewürz-Molke pochierte Lachsforelle mit Blattspinat und Kartoffelcreme“ nach Rezept von Kotaska zubereiten. Mit der Gewürzmolke, die unter anderem Koriander, Nelken, Sternanis, Knoblauch, und Muskatblüte enthielt und laut Kotaska dem Gericht mit ihrer Säure den „Kick“ geben sollte, hatte der Kandidat beim Probekochen am heimischen Herd gekämpft, karamellisiert doch beim Verkochen ihres 95-prozentigen Wasseranteils die restliche Molke. Mit den Wunschzutaten Petersilie und Pistazien verfeinerte der Hobbykoch die Creme, mit Wein verlieh er dem Fisch mehr Charakter. „Die kommt echt gut rüber“, lobte Kotaska kurz vor dem Anrichten die Sauce. Passend zum Fischgericht garnierte Nüßlein den Teller mit einem großen Chip in Korallenstruktur, gebraten aus Mehl, Milch und Wasser.

Die Forelle selbst müsse „super saftig sein“ und ihn „richtig anlachen“, erwartete Zwei-Sterne Koch Thomas Martin. Zunächst probierte der Juror das Gericht der Konkurrentin. Während er Nüssleins als „glasiger gegart“ lobte, gefiel ihm das schaumigere und cremigere Püree Deiningers besser. Beim Weidacher fand er „fast zu viel Aromatik“. Hin und hergerissen zwischen den zwei völlig unterschiedlichen Ausführungen, entschied sich Martin letztlich für die von der Münchnerin präsentierte leichtere Variante. Gerade beim Fisch müsse die Gesamtkomposition stimmig sein, so der Juror. „Ich habe mit viel Power alles auf eine Karte gesetzt, um mich abzuheben – und verloren“, kommentiert der Zweitplatzierte im Nachhinein.

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