Würth und Liqui Moly Der Modelkalender ist Geschichte

Theresa Schäfer
So sah der Würth-Modelkalender im Jahr 1987 aus. Foto: Würth

Jahrzehntelang hingen sie in Werkstätten und Fabrikhallen, doch die 2022er-Ausgabe des Modelkalenders von Würth wird die letzte sein. Liqui Moly hat schon in diesem Jahr keinen mehr herausgebracht.

 
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Jahrzehntelang hingen sie in vielen Werkstätten, Büros und Fertigungshallen: Die Modelkalender von Würth aus Künzelsau. Die 2022er-Ausgabe wird die letzte sein. Das erklärte der Hohenloher Montage- und Befestigungstechnikhersteller auf Anfrage unserer Zeitung. Vom Schmierstoffhersteller Liqui Moly, der seit 2018 zu Würth gehört, habe es schon in diesem Jahr keinen Kalender mit Models in erotischen Posen mehr gegeben.

Die Entscheidung für das Aus des Würth-Kalenders sei schon im vergangenen Jahr gefallen, sagte Alexandra Schneid aus der Unternehmenskommunikation des Schraubenherstellers. „Die klassische Rollenverteilung hebt sich immer mehr auf, Berufsbilder werden immer weniger im Verständnis von klassischen Rollenmodellen besetzt. Das unterstützen auch wir.“ Deshalb sei die Entscheidung gefallen, die Kalender, die es in zwei Versionen – einer mit weiblichen und einer mit männlichen Models gab – einzustellen.

Tweet löste Diskussion aus

Dieser Tage hatte ein Tweet der ARD-Korrespondentin Natalie Amiri eine Diskussion über solche „sexy Kalender“ entfacht: „What the f...“, twitterte die Journalistin zu einem Foto eines Würth-Modelkalenders. „ Gerade in einer Firma hängen gesehen. Dachte sind Relikte aus den 80‘s. Aber die sind ernsthaft von 2021 und 2022!!!! Das sowas (sic) noch von Firmen verschickt wird…“ Amiris Tweet wurde vielfach kommentiert und geteilt.

Die Würth-Sprecherin erklärte weiter, der respektvolle und wertschätzende Umgang miteinander sei ein „zentraler Bestandteil der Unternehmenskultur“ der Würth-Gruppe. „Chancengleichheit von Menschen, unabhängig von sexueller Identität, Hautfarbe, ethnischer Herkunft, Behinderung, Alter oder Religion ist uns sehr wichtig. Dies ist auch verbunden mit der konsequenten Entscheidung, den Modelkalender nicht mehr zu produzieren.“

Die Modelkalender des Hohenloher Unternehmens gab es seit 1984. Diverse Topmodels wie Heidi Klum, Claudia Schiffer, Laetitia Casta, Alessandra Ambrosio oder Karolina Kurkova waren über die Jahre darin abgebildet. Die Wandkalender waren begehrte Sammlerstücke. Seit 2003 gab es auch eine Ausgabe mit Männermodels. Bis 2016 wurde er lediglich an Kunden verschenkt, danach konnte man den Kalender auch kaufen.

Stihl stellte seinen Kalender 2020 ein

Die Kalender mit Models in freizügigen Posen sterben langsam aus: Der Kettensägen-Weltmarktführer Stihl aus Waiblingen hatte seinen Modelkalender schon mit der Ausgabe 2020 eingestellt.

Der Pirelli-Kalender, jahrzehntelang die unangefochtene Ikone für Erotik-Fotografie, hat seine Ausrichtung schon vor ein paar Jahren geändert. Der Fotograf Peter Lindbergh lichtete 2017 keine halb nackten Models mehr ab, sondern angezogene Schauspielerinnen wie Kate Winslet, Julianne Moore oder Penelope Cruz. 2022 fotografierte der Sänger Bryan Adams für den Reifenhersteller ausschließlich Musikerinnen und Musiker – auch die ziemlich angezogen. Einzig Billy Idol zeigte seinen nackten Oberkörper.

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