Wolf in der Rhön Zellaer Wölfin als Urheberin bei Schafsriss

Die Wölfin, die jüngst das Schaf beim Grimmelbachstausee gerissen hat, war die bei Zella ansässig. Das Ergebnis der Individuen-Analyse war jetzt überraschend schnell da. Landtagsabgeordneter Martin Henkel fordert das Umweltministerium zum Handeln auf, sollte die Wölfin ein abnormales Verhalten an den Tag legen.

 
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Die friedliche Grimmelbachaue bei Kaltensundheim war jüngst Schauplatz eines Wolfsangriffes auf ein Schaf. Es war die Zellaer Wölfin, die hier erneut zugeschlagen hat. Unterhalb der Wiese auf dem Foto lag das tote Schaf. Foto: Iris Friedrich

Die ansässige Wölfin trägt die amtliche Bezeichnung GW 1422F – es ist die Fähe, deren Spur man in der Region nun schon seit einer ganzen Zeit verfolgen kann. Die Anzahl der Attacken auf Haustiere hat jüngst zugenommen; dabei wurde die Wölfin schon als verursachendes Individuum bestimmt, so etwa bei Damtieren aus Kaltenlengsfeld. In der vergangenen Woche hatte das Thüringer Umweltministerium die genaue Zuordnung eines Kaltensundheimer Schafsrisses zu diesem Wolf noch nicht bestätigen können, man rechnete erst in einer bis zwei Wochen mit den Ergebnissen der Genetikprobe. Doch nun ist es offenbar schnell gegangen: Am Freitagnachmittag wurde Harald Bräutigam von den Agrarhöfen Kaltensundheim per Mail darüber informiert, dass man den Riss der territorialen Wölfin Zella/Rhön zuschreibt.

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Sobald das Protokoll schriftlich bei den Agrarhöfen eingegangen ist, will man dort einen Antrag auf Schadensersatz stellen. Doch das ist nicht alles: Den Geschäftsführer des landwirtschaftlichen Betriebes treibt angesichts der sich häufenden Angriffe Sorge um. Er will sich mit dem Jagdverband in Verbindung setzen und plädiert dafür, dass auch Wölfe ins Jagdrecht aufgenommen werden. Auch er sieht die Wölfin zu einem immer größeren Problem werden: „Die Vorfälle sind ja nun schon im Wochentakt.“

Nach Einschätzung des Umweltministeriums ist die Wölfin allerdings nicht trächtig oder führt Junge – sie sei wohl scheinträchtig, hieß es vor wenigen Wochen zu einem Foto, das sie mit Gesäuge zeigt. Eine Wurfhöhle oder Junge habe man nicht gefunden.

Henkel fordert Tötung bei Auffälligkeiten

Vor dem Hintergrund zunehmender Wolfsrisse fordert der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Henkel (CDU) aus Geisa ein Vorgehen gegen solche Raubtiere, wenn sie zur Gefahr werden. „Schadensfälle wie die neun getöteten Damtiere bei Diedorf konnten durch labortechnische Untersuchung inzwischen eindeutig als Wolfsrisse verifiziert werden“, heißt es in einer Mitteilung des Abgeordneten. Bei den Vorfällen in Oberalba (sechs getötete Damtiere aus einem Gehege) und in der Ortslage von Oechsen (ein getötetes Schaf) stehe das Ergebnis noch aus. „Sollte sich der Verdacht eines Wolfrisses in Oechsen bestätigen, haben wir es hier mit einer neuen Qualität der Angriffe auf Nutztiere zu tun. Mit dem mutmaßlichen Vordringen in geschlossenes Siedlungsgebiet ergeben sich über die Entschädigung hinaus neue Fragen: Warum dringt ein Wolf (oder Wolfshybride) in eine Ortslage vor? Ist dies als artgerechtes oder als abnormes Verhalten zu betrachten? Was kann vorbeugend unternommen werden, um solche Vorfälle zu vermeiden? Wie sollen sich die Menschen verhalten? Besteht eine Gefahr insbesondere für kleinere Kinder?“, so Martin Henkel.

Er sieht in erster Linie die Thüringer Landesregierung und vor allem Umweltministerin Anja Siegesmund in der Pflicht, für Aufklärung zu sorgen und Lösungen vorzulegen. „Außer Frage steht, dass durch Wolfsrisse Geschädigte schnell und unbürokratisch entschädigt werden müssen. Doch ist das nicht genug. Ich sehe grundsätzlich eine Gefahr für die Kulturlandschaft des Biosphärenreservats Rhön“, so Henkel. Wenn die arbeitsintensive Schafhaltung durch Wolfsrisse zusätzlich erschwert werde, verstehe er gut, wenn Betroffene die Schafhaltung aufgeben wollen. Doch stelle sich dann die berechtigte Frage, wer die Landschaftspflege im Land der offenen Fernen künftig übernehmen soll? „Die an mich herangetragenen Sorgen und die zunehmende Verunsicherung teile ich. Sollte sich das getötete Schaf in Oechsen als Wolfsriss bestätigen, fordere ich die unverzügliche Tötung beziehungsweise Entnahme des verantwortlichen Tieres. Wolfsrisse in Ortslagen sind inakzeptabel“, erklärt er. Der Vorfall könnte belegen, dass die natürliche Scheu vor dem Menschen zumindest bei diesem Tier gestört sei. Mit einem strengen Winter lasse sich das Verhalten schließlich nicht erklären. „Ministerin Siegesmund fordere ich auf, die Sorgen der Bevölkerung endlich ernst zu nehmen. Dazu gehört auch, die Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht zu prüfen, so wie in Niedersachsen geschehen. Dort können verhaltensauffällige Wölfe unter strengen Vorgaben seit Kurzem getötet werden“, schreibt Martin Henkel.