Helios Klinik Hildburghausen Vielfältiges Programm zur "Woche der seelischen Gesundheit"

Jessica Helbig
Ein Vater trägt seine Tochter auf den Schultern. Seelische Gesundheit in der Familie ist der Schwerpunkt der diesjährigen "Woche der seelischen Gesundheit". Foto: picture alliance/dpa/Christin Klose

Zur „Woche der seelischen Gesundheit“ geben die Helios Fachkliniken einen Einblick in den Psychiatrie-Alltag. An vier Tagen gibt es Vorträge, Beratung und Mitmachangebote rund um die psychische Gesundheit. Im Fokus steht dieses Jahr die Familie.

 
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Hildburghausen - Was haben die Fernseh-Moderatoren Sarah Kuttner, Tobias Krell und Markus Kavka gemeinsam? Klar, sie stehen gern vor der Kamera. Aber noch etwas anderes eint die drei Promis: Sie sprechen offen über psychische Erkrankungen. Kuttner, Krell und Kavka sind drei von mehreren Prominenten, die sich bei der diesjährigen „Woche der seelischen Gesundheit“ engagieren. In Interviews sprechen sie unter anderem darüber, wie man mit Menschen, denen es psychisch nicht gut geht, am besten umgeht und was sich im gesellschaftlichen Umgang mit psychischen Erkrankungen ändern sollte.

Die „Woche der seelischen Gesundheit“ findet in diesem Jahr vom 8. bis zum 18. Oktober statt. Unter dem Motto „Gemeinsam über den Berg – Seelische Gesundheit in der Familie“ werden in dieser Zeit bundesweit zahlreiche Veranstaltungen, sowohl digital als auch live vor Ort, angeboten. Sie wollen über psychische Erkrankungen aufklären, Vorurteile abbauen, über Präventions- und Hilfsangebote informieren.

In diesem Jahr sind zum ersten Mal auch die Helios-Fachkliniken in Hildburghausen mit dabei. Vom 11. bis zum 14. Oktober bietet das psychiatrische Krankenhaus kostenfreie und für alle offene Veranstaltungen rund um das seelische Wohlbefinden und psychische Erkrankungen an. Jeder Tag steht dabei unter einem anderen Schwerpunkt, etwa „Familie und Kinder“, „Beruflicher Alltag in der Psychiatrie“ oder „Ältere Gesellschaft“. Es gibt Vorträge, Testangebote zum Ausprobieren und Möglichkeiten, mit Ärzten und Klinikpersonal ins Gespräch zu kommen.

Kontaktsperren, finanzielle Sorgen, Homeschooling und Homeoffice – Insbesondere für Familien stellt die Corona-Zeit eine große psychische Belastung dar. Erste Studien haben inzwischen gezeigt, dass psychische Erkrankungen unter Kindern und Jugendlichen während der Pandemie zugenommen haben. Aber auch Erwachsene leiden, Depressionen und Angstsymptome beispielsweise haben sich auch bei ihnen nachweislich verstärkt.

Dennoch holen sich Betroffene nicht immer die Hilfe, die sie benötigen. Während ambulante Therapiemöglichkeiten mehr denn je gefragt sind, das Angebot aber nach wie vor begrenzt ist, sieht die Situation bei den stationären Behandlungsmöglichkeiten anders aus. „Die Kliniken sind wider Erwarten gar nicht voll, auch unsere nicht“, sagt Dr. Ulrich Kastner, Ärztlicher Direktor der Helios Fachkliniken Hildburghausen und Chefarzt der Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie. Dabei seien es gerade die erwachsenen Familienmitglieder, etwa Mütter und Väter mit Depressionen, die noch nicht wider in der gleichen Zahl wie vor der Pandemie kommen würden. Und die, die kommen, blieben für viel kürzere Zeit.

Doch woran liegt das? Ulrich Kastner sieht den Grund für das Fernbleiben in den vielfältigen familiären Aufgaben, die Mütter und Väter noch immer erfüllen müssen. „Familien haben zur Zeit noch andere Themen“, erklärt er. Den eigenen Job sichern, sich um die Schulausbildung ihrer Kinder kümmern, die noch nicht lange wieder in Präsenz stattfindet – Viele hätten noch das Gefühl, nicht wegzukönnen. Psychische Erkrankungen und das eigene Wohlbefinden ständen da oft hintenan.

Auch deshalb habe sich das psychiatrische Krankenhaus in Hildburghausen dazu entschlossen, bei der „Woche der seelischen Gesundheit“ mitzumachen. Ein niederschwelliges Angebot wolle es in dieser Woche bereitstellen, zu dem jeder vorbei kommen, sich informieren und Fragen stellen könne. So gibt es etwa eine eine offene Sprechstunde zum Thema „Psychiatrie im Alter“, Informationen zum Thema „Borderline“ und eine Beratungsstunde, in der Fragen von pflegenden Angehörigen beantwortet werden.

Annett Rottenbach, Leiterin des Sozialdienstes, hat die „Woche der seelischen Gesundheit“ in der Helios-Klinik zusammen mit Ulrich Kastner konzipiert. Sie hofft, dass das Programm auch dazu beiträgt, mit Vorurteilen gegenüber der Psychiatrie und psychischen Erkrankungen aufzuräumen. „Es geht auch darum, Barrieren abzubauen“, sagt sie. Noch gebe es nämlich viele Berührungsängste. Darum berichten einen Tag lang Mitarbeiter der Klinik aus ihrem beruflichen Alltag in der Psychiatrie, an zwei anderen wiederum haben Besucher die Möglichkeit, selbst mal bei einem Intelligenz-, Aufmerksamkeits- oder Demenztest mitzumachen.

Im Zuge der „Woche der seelischen Gesundheit“ wird die Buchhandlung am Markt in Hildburghausen ausgewählte Literatur zum Thema auf einem Aktions-Tisch bereitstellen. Auf diese Weise wolle man „auch aus der Klinik herausgehen“, sagt Annett Rottenbach. Geht es nach ihr, soll es im nächsten Jahr aber nicht dabei bleiben: „Nächstes Jahr wollen wir auch noch andere Akteure mit ins Boot holen“, so die Sozialarbeiterin. Sie hat dabei vor allem Beratungsstellen und andere (psycho-)soziale Angebote im Landkreis im Blick – zum Beispiel die Schuldnerberatung, die Erziehungsberatungsstelle und verschiedene Selbsthilfegruppen. Schließlich ist der Weg von einer psychischen Erkrankung zurück ins normale Leben oft lang – und braucht auch über die psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung hinaus Unterstützung.

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