Wittenberg/Sonneberg Bondar überragt, Bulov entscheidet Drama

Martin Blechschmidt
Die Liste der Sonneberger Sieg-Garanten ist auch diesmal lang: Herausragend dennoch Kapitän Marius Bondar (links) sowie Anatoli Bulov (rechts). Fotos (2): Carl-Heinz Zitzmann Quelle: Unbekannt

Nach einem neuerlichen Handball-Drama bleiben die Sonneberger Oberliga-Handballer auch nach dem 3. Spieltag ungeschlagen. Beim SV Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz spielen sie remis 29:29 (13:12).

 
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Wittenberg/Sonneberg - Die Männer des Sonneberger Handballvereins (SHV) bleiben in Deutschlands vierthöchster Spielklasse ungeschlagen. Anatoli Bulov traf nach der Schlusssirene vom Strafwurfpunkt zum viel umjubelten 29:29-Remis. Die vorangegangenen 60 Spielminuten waren für den Aufsteiger aus der Spielzeugstadt, aber auch für den anderen Neuling in der Mitteldeutschen Oberliga und Gastgeber Wittenberg/Piesteritz, nichts für schwache Nerven. Bei den Spielzeugstädtern ging erneut Kapitän Marius Bondar voran und traf sage und schreibe insgesamt 14 (!) Mal ins Schwarze. Zweitbester Torschütze war diesmal Konstiantyn Ustymenko, für den sieben Treffer im Spielprotokoll vermerkt wurden.

Ziemlich angeschlagen traten die Gäste aus Südthüringen die Fahrt nach Wittenberg/Piesteritz an. Oleg Kumogorodskyy war angeschlagen, und Torhüter Adrian-Tudor Radulescu fiel gar gänzlich aus. Der starke Neuzugang zwischen den Pfosten wurde schmerzlich vermisst. Umso glücklicher waren die Sonneberger, dass es dennoch mit einem Punktgewinn klappte. Auf der Torhüterposition bezog diesmal einzig Tizian Bittermann seinen Posten. Der Mann aus Rödental agierte im ersten Durchgang noch stark, parierte gar zwei Strafwürfe, hatte in der zweiten Hälfte aber immer wieder Pech in seinen Aktionen, wobei er von seiner Abwehr mehrfach im Stich gelassen wurde. Letztlich reichte es dennoch zum Punktgewinn, was ihm auch Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben geben muss. Radulescu wird wohl noch zwei, drei Wochen nach seinem Muskelfaserriss fehlen.

In der Stadthalle zu Wittenberg begannen die Spielzeugstädter gar nicht schlecht, lagen zwischenzeitlich mit 5:2 in Front und hielten den Vorsprung auch noch in der Folgezeit (8:5, 10:8, 12:10) - bis kurz vor der Pause. In den verbleibenden drei Minuten vor dem Pausentee aber glückte den Südthüringern nichts mehr, und die Hausherren waren am Drücker. Mit drei Treffern in Folge drehten sie das Spiel und gingen mit einer eigenen 13:12-Halbzeitführung in die Pause.

Aus der Kabine zurück, wollten die Gastgeber auch schnellstmöglich eine Vorentscheidung herbeiführen. Mit schnellen Angriffen stellten sie die Sonneberger Defensivreihe immer wieder vor Probleme. Einige Zeitstrafen taten ihr Übriges, sodass Wittenberg/Piesteritz zwischenzeitlich mit vier Toren führte (18:14/37.). Auch in der 45. Spielminute waren es noch drei Tore, denen die Sonneberger hinterherliefen (21:24). Kurz darauf erwischte es Kumogorodskyy mit der dritten Zeitstrafe; er musste vorzeitig zum Duschen. Die Zeichen standen auf Niederlage.

Doch immer wieder war es Kapitän Bondar, der nun an den Ketten zerrte und seine Farben im Spiel hielt. Neun seiner insgesamt 14 Treffer erzielte er im zweiten Durchgang. So auch in der Endphase, als die aufopferungsvoll kämpfenden Sonneberger wieder herankamen. Das 24:25, zehn Minuten vor Schluss, läutete eine dramatische Endphase ein. Zwar führten die Hausherren drei Minuten später wieder mit drei Treffern (28:25), doch eben jener Bondar erzielte den 26., 27. und 28. Sonneberger Treffer. Der zwischenzeitliche 29. Treffer der Gastgeber fiel nach 57 Minuten und 34 Sekunden. In den verbleibenden beiden Minuten gelang es keinem Team mehr, aus dem Spiel heraus ein Tor zu erzielen.

65 Sekunden vor Schluss nahm die Sonneberger Bank eine Auszeit, um den letzten Spielzug zu besprechen. Dieser klappte sogar, und Patrick Prikryl tauchte frei in der Luft vor dem gegnerischen Kasten auf. Einzig ein Torerfolg blieb ihm verwehrt, sodass die Wittenberger wiederum selbst im Ballbesitz waren und noch eine gute halbe Minute ausspielen mussten. Sie selbst nahmen 26 Sekunden vor Schluss eine Auszeit ...

Die Spannung war greifbar; der erste Sieg für Wittenberg lag genauso in der Luft wie die erste Sonneberger Niederlage. Doch der Sport schreibt oftmals seine eigenen Geschichten. Ausgerechnet Prikryl, der vorher noch am gegnerischen Torhüter gescheitert war und den Ausgleich für Sonneberg vergeben hatte, eroberte in der Deckung das Leder und schickte Anatoli Bulov zum Gegenstoß. Im Prinzip mit der Schlusssirene wurde er regelwidrig beim Torwurf gehindert. Abwehr durch den Kreis hieß die richtige Entscheidung der Schiedsrichter, was einen Strafwurf zur Folge hatte.

Schon wieder ein spielentscheidender Strafwurf - diesmal ging es aber nicht um den Sieg, wie in der Vorwoche, sondern um zumindest einen Punkt. Kapitän Marius Bondar, der sich vorher extrem aufgerieben und selbst schon drei Strafwürfe getroffen hatte, überließ den Ball aber dennoch Anatoli Bulov. Der Linksaußen mit dem feinen Händchen behielt zum Glück die Nerven und hämmerte den Ball in die Maschen. Unentschieden! 29:29! Sein Blick ging noch kurz zur Anzeigetafel, ehe er unter einer Jubeltraube begraben wurde.

Den USV Halle zu Gast

Am Ende sicherlich in gewisser Weise ein glücklicher Punkt, der aber dennoch hart erkämpft wurde. Diese Mentalität war in den bisherigen drei Saisonspielen das große Plus der Spielzeugstädter. Genau deshalb haben sie auch nach dem 3. Spieltag noch nicht verloren. Vielleicht aber auch, weil sie das sprichwörtliche Glück des Tüchtigen hatten.

Wie dem auch sei, am kommenden Samstag, 19 Uhr, geht’s schon wieder weiter. Der Ticketverkauf auf der Homepage hat bereits begonnen. Am Mittwoch zwischen 16 und 18 Uhr können außerdem Tickets in der Geschäftsstelle in der Köppelsdorfer Straße 100 (neben dem Lidl-Parkplatz) erworben werden. Dann empfängt man zum zweiten Heimspiel der noch jungen Saison den USV Halle und will für die nächste Überraschung sorgen - egal ob mit Glück oder Mentalität. shv Seite 24

Sonneberg: Bittermann; Ustymenko (7), Müller, Bondar (14/3), Kumogorodskyy (2), Dietrich, Spörke (3), Prikryl, Honcharov (1), Bulov (2/1), Levitskiy

Strafwürfe/Wittenberg: 3/5, Sonneberg: 4/4 - Zeitstrafen/Wittenberg: 2, Sonneberg: 7 + 1 Rote Karte - Disqualifikation: Kumogorodskyy (Sonneberg/48./3x 2 Minuten), Bielec (Wittenberg/56./grobes Foulspiel)

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