Der Suhler Waffenhersteller C. G. Haenel will das künftige Sturmgewehr der deutschen Streitkräfte ganz überwiegend in Deutschland fertigen und dabei seinen gemeinsamen Südthüringer Fabrikstandort mit Merkel nutzen. Die Herstellung werde „mit einem Fertigungsanteil von rund 90 Prozent in Deutschland realisiert und speziell auch der Wirtschaftsregion Südthüringen zugutekommen“, teilte Haenel/Merkel-Chef Olaf Sauer am Montag in seiner ersten Reaktion nach dem spektakulären Großauftrag mit. Haenel ist eine Schwesterfirma der Merkel Jagd- und Sportwaffen an der Stadtgrenze von Schleusingen und Suhl.

Das Haenel-Modell „MK 556“ hatte sich gegen das Angebot des langjährigen Bundeswehr- Hauslieferanten Heckler & Koch (Baden-Württemberg) im Rennen um den 250-Millionen-Euro-Auftrag durchgesetzt. Die Haenel-Waffe habe einen leichten technischen Vorsprung und sei um 50 Millionen Euro billiger, hieß es in Militärkreisen. Allerdings wurden Fragen laut, ob und wie die kleine Firma Haenel den Bau von 120 000 Waffen stemmen kann.

Als Teil der Merkel-Gruppe fertige Haenel in einem „ebenso leistungsfähigen wie modernen Produktionsunternehmen mit hoher Fertigungstiefe“, erklärte Sauer dazu. Merkel und Haenel bildeten alle Kernkompetenzen des Waffenbaus mit 120 spezialisierten und hoch qualifizierten Mitarbeitern ab. Mit anderen Worten: Haenel mit seinen offiziell nur neun Mitarbeitern wickelt den Auftrag gemeinschaftlich mit Merkel ab. Sauer ist Geschäftsführer beider Firmen. Sie gehören dem Gewehr- und Pistolenspezialisten Caracal aus Abu Dhabi, der wiederum Teil des staatlichen Rüstungskonzerns Edge der Vereinigten Arabischen Emirate ist.

Geschäftsführer Olaf Sauer erklärte: „Insbesondere die Rohrfertigung als einer der wesentlichen Faktoren für hochwertige Qualität ist am Standort Suhl in der Merkel-Gruppe mit den erforderlichen Kapazitäten vorhanden.“ Der Ruf der Büchsenmachertradition in Suhl/Zella-Mehlis speist sich vor allem aus der Qualität der hier über die Jahrhunderte verfeinerte Tradition der Gewehrlauf-Fertigung. Sauer verwies darauf, dass Haenel bereits jetzt Lieferant von Behörden und der Bundeswehr sei. So kommen das Scharfschützengewehr der Bundeswehr sowie das Sturmgewehr der Hamburger und sächsischen Polizei aus Suhl. Letzteres, die „CR 223“, gilt als zivile Variante des nun für entwickelten Bundeswehr-Modells „MK 556“. Auch Thüringer Polizei-Spezialkräfte wurden schon mit der „CR 223“ gesichtet.

Die Traditionsmarke C.G. Haenel mit Suhler Wurzeln seit 1840 war erst 2008 wiederbelebt worden. Unter diesem Namen werden heute vor allem Militär-, Polizei- und Sportwaffen hergestellt, während sich Merkel ganz auf die Jagdwaffenproduktion konzentriert. Ursprünglich hatte auch Haenel vor allem den zivilen Markt im Visier gehabt. Die seit einigen Jahren betriebene Ausweitung auf Produkte für bewaffnete Organe („Behördenwaffen“) begründete Sauer mit zunehmenden Exportrestriktionen für Jagdwaffen. Die Erschließung neuer Kundenkreise in Militär und Polizei sei „unvermeidbar“ gewesen, um das Unternehmen und dessen Arbeitsplätze zu sichern.

Der Bundeswehr-Großauftrag war auch auf Kritik gestoßen, da damit erstmals seit 1990 wieder im großen Stil Kriegsgerät in Suhl hergestellt wird. Zudem fürchten manche, dass eine erfolgreiche Haenel-Militärwaffe Teil der weltweiten Exportaktivitäten der Eigentümer werden könnte. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind derzeit am Bürgerkrieg im Jemen beteiligt. Südthüringer Vertreter der Linkspartei hatten am Wochenende ein Verbot der Kriegswaffenproduktion gefordert. Die designierte Linken-Bundesvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow nannte den Auftrag „ein vergiftetes Geschenk, da diese Waffen für militärische Konfliktlösungen eingesetzt werden“. Der Thüringer Linken-Fraktionschef Steffen Dittes schlug Haenel vor, stattdessen Fahrräder herzustellen. er

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