Winter in den 1950ern Die Berge waren damals schon kahl

Die 1950er Jahre im Kleinen Thüringer Wald zwischen Erlau, Adlersberg und Vesser hat Werner Heerlein aus Erlau (Landkreis Hildburghausen) fotografiert. Viele Bäume auf den Thüringer Gipfeln waren zehn Jahre zuvor einer Naturkatastrophe zum Opfer gefallen. In die Zeit fällt auch einer der kältesten Winter – selbst die großen Flüsse waren zugefroren.

„Als ich in meinem Archiv stöberte, sind mir Winterbilder aus den Jahren 1955-1960 ins Auge gefallen. Fotografiert hat sie Werner Heerlein aus Erlau“, schreibt uns „Freies Wort“-Leser Wolfgang Härtel. Es sind Bilder vom Karnevals Umzug 1955. Zur damaligen Zeit lebten viele Umsiedler aus Sudeten-Deutschland aber auch vom Rheinland in Erlau. „Sie, der Gemeinderat und der Volkschor organisierten und feierten fröhlich Karneval. Leider ist das Ganze nach vier, fünf Jahren wieder eingeschlafen“, berichtet der Zeitzeuge. Auch starker Schneefall konnte den Umzug nicht aufhalten.

Andere Aufnahmen zeigen Erlau im Winter, eine Skitour zum Stutenhaus und einen Besuch an der „Walter Ulbricht Schanze“ in Vesser. Auch schon damals musste Schnee zusammengetragen werden, damit das Springen durchgeführt werden konnte. Die 1950/51 erbaute Vessertalschanze ist die größte Natur-Sprungschanze in Deutschland, der Schanzenrekord aus dem Jahr 2002 liegt bei 99 Metern. Heute wird hier nicht mehr gesprungen.

Und noch etwas fällt auf: Der Adlersberg hat fast keine Bäume. Am 13. und 14. Juni 1946 hatte der Durchzug einer Sturmfront im Raum Südthüringen 1,6 Millionen Festmeter Fichten in den steilen Hochlagen am Rennsteig zu Boden geworfen. Die örtliche Forstverwaltung verfügte zu diesem Zeitpunkt, auch kriegsbedingt, nur über eine geringe Zahl von Waldarbeitern, Traktoren und Rückepferden. Es galt, 21 000 Hektar, davon 16 000 Hektar Bergwald mit Steillagen, zu beräumen, die dort liegenden 4,7 Millionen Festmeter Bruchholz zu bergen. Die Borkenkäferbekämpfung war der zweite Schwerpunkt der Arbeiten. Für die Wiederaufforstung der Brachflächen mussten aus allen Teilen des Landes Setzlinge beschafft werden.

„Der kalte Winter 1955/56 brachte starke Verluste unter dem Rehwild, die kurz nach Einsetzen der Kälteperiode im Februar einsetzten und mit deren Abklingen wieder aufhörten. Als Todesursache wurde allgemeine Unterkühlung festgestellt“, schreibt die „Zeitschrift für Jagdwissenschaft“ 1957.

Der Februar 1956 gehört zu den kältesten Monaten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, er war sogar vielerorts der kälteste Einzelmonat überhaupt. Besonders ist, dass der Winter zuvor, insbesondere der Dezember 1955, eher mild war. Nach einem recht durchschnittlichen Januarverlauf, stellte sich eine ungewöhnlich beständige Winterwetterlage im Februar ein. In der Nacht zum 9. Februar wurden schon Rekorde in Sachsen eingestellt, wie mit -30,8 Grad in Görlitz, die bis heute nicht unterboten wurden. Bei den Schneehöhen wurden keine Rekorde gebrochen, da eisige Kaltluft naturgemäß sehr trocken ist und keine extremen Schneefälle bringt. Fast alle großen Flüsse waren nach den eisigen und klaren Nächten zugefroren, sogar der große Rhein.

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