Wiedereinweihung am 7. Dezember Notre-Dame soll auch Macron Glanz verleihen

Stefan Brändle

Am 7. Dezember ist es soweit: Fünf Jahre nach dem verheerenden Brand bereitet sich die Pariser Kathedrale Notre-Dame auf ihre glanzvolle Wiederauferstehung vor.

 
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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron beim Besuch der Baustelle. Foto: AFP/Sarah Meysonnier

Am 7. Dezember erhält Paris ein Wahrzeichen und seinen geistigen Mittelpunkt zurück. Vertreter des französischen Präsidenten Emmanuel Macron und der Erzbischof Laurent Ulrich haben am Mittwoch bei getrennten Anlässen bekannt gegeben, dass die im April 2019 weitgehend ausgebrannte Notre-Dame-Kathedrale in weniger als einem Monat ihre Pforten neu öffnen soll.

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Am 7. Dezember wird Macron demnach rund 2000 hohe Gäste zur Neueinweihung einladen. Tags darauf, einem Sonntag und kirchlichen Marientag, sollen mehrere Bischöfe in der frühgotischen Basilika auf der Seine-Insel eine vierstündige Messe abhalten. In der Woche darauf wird das Publikum wieder in das Monument eingelassen. Dann ist Notre-Dame endlich wieder das spirituelle und – als Ausgangspunkt der Kilometerzählung im Land – geografische Zentrum Frankreichs – Kirche und Kulturerbe in einem.

850 Millionen Euro an Spenden

Einige Bauarbeiten sind noch im Gang, wovon Gerüste außerhalb des Chorteils zeugen. Auch der Vorplatz wird noch völlig neu gestaltet. Unklar ist, ob einzelne Kirchenfenster wie von Macron gewünscht, einen zeitgenössischen Zuschnitt erhalten. Zuvor hatte der politisch isolierte Präsident schon auf seine heftig umstrittene Idee verzichten müssen, den emblematischen Spitzturm auf dem Dachfirst durch eine moderne und eher gewagte Konstruktion zu ersetzen.

Im Innern erstrahlt das über die Jahrhunderte dunkel gewordene Gotteshaus nun in einem glänzenden Dekor hell geschliffener Kalksteinwände. Dank den großen und kleinen Spenden im Umfang von 850 Millionen Euro erscheint die Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert wie verjüngt. Dieser „französische Erfolg“ strafe die Unkenrufe vom Niedergang der Nation Lügen, hieß es am Mittwoch aus dem Präsidialamt. Frankreich habe die Baufristen eingehalten und seinen Ruf einer „Nation der Erbauer“ gerechtfertigt.

Macron darf nicht in der Kathedrale reden

Macron wird die restaurierte Kathedrale bereits nächste Woche besuchen, um hunderten von Arbeitern und Handwerkern für die Leistung zu danken – und von einer Kamera begleitet in den Dachstuhl zu steigen. Am 7. Dezember will er als Zeremonienchef vor Staatsgästen und Künstlern aus der ganzen Welt eine laut seinem Umfeld „sehr gefühlvolle“ Rede halten.

Doch die Wiederauferstehung von Notre-Dame wird für den Präsidenten kaum zum politischen Jungbrunnen. Auf das stärkste Bild mit einer Rede im renovierten Kirchenschiff muss er verzichten. Die strikte Trennung von Kirche und Staat in Frankreich erlaubt es nicht, dass der republikanische Präsident in einem religiösen Gebäude offiziell das Wort ergreift. Er muss sich deshalb mit einem Festzelt auf dem Vorplatz begnügen.

Der Papst hat abgesagt

Dazu kommen Differenzen mit den Kirchenvertretern. Laut Pariser Medien hat der Pariser Erzbischof klargemacht, dass es nicht in Frage komme, die Bauspenden für den präsidialen Auftritt zu verwenden. Ein getrennter Spendenappell zugunsten der Einweihungszeremonie wurde aber ganz im Unterschied zu den generösen Gaben für den Wiederaufbau ein Flop, wie Le Canard Enchaîné in seiner neuen Ausgabe schreibt.

Welche Prominenten „Macrons Parade“ – wie sich das satirische Enthüllungsblatt ausdrückt – beiwohnen werden, vermochte das Elysée am Mittwoch noch nicht zu sagen. Eine Absage kam offenbar bereits aus dem Vatikan: Papst Franziskus soll dem Drängen Macrons nicht stattgegeben haben. Lieber besucht er wenige Tage später die französische Insel Korsika.