WHO-Notfallausschuss tagt wegen Virus-Explosion Was die neue Mpox-Variante so gefährlich macht

Markus Brauer/

Die Krankheit Mpox hat 2022 die Welt aufgeschreckt, wurde aber schnell unter Kontrolle gebracht. Jetzt gibt es eine neue, gefährliche Variante.

 
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Die WHO ist wegen einer neuen Untervariante in Afrika so besorgt, dass sie einen Notfallausschuss einberufen hat. Foto: Imago/Science Photo Library

Die Virusinfektion Mpox tritt weiter in allen Teilen der Welt auf. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Zahl der laborbestätigten gemeldeten Fälle im Juni gegenüber dem Vormonat etwas zurückgegangen, von 963 auf 934. Weil aber weniger getestet und nicht alle Fälle gemeldet werden, geht die WHO davon aus, dass die Zahl wahrscheinlich höher liegt. 

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WHO wegen neuer Virus-Variante besorgt

Die WHO ist wegen einer neuen Untervariante in Afrika so besorgt, dass sie einen Notfallausschuss einberufen hat. Die darin vertretenen unabhängigen Experten beraten an diesem Mittwoch (14. August) darüber, ob es sich um eine „Notlage von internationaler Tragweite“ (PHEIC - Public Health Emergency of Internatonal Concern) handelt. So eine Notlage wurde 2020 wegen der Corona-Pandemie ausgerufen, ebenso 2022 wegen des damaligen Mpox-Ausbruchs. 

Im Juni wurden unter anderem 100 Mpox-Fälle aus der WHO-Region Europa gemeldet, 175 aus Nord-, Mittel- und Südamerika und 567 aus der Region Afrika. Dort traten 96 Prozent der Fälle in der Demokratischen Republik Kongo auf. Mangels Testmöglichkeiten sei in dem Land nur ein Viertel der vermuteten Fälle getestet worden. Davon waren zwei Drittel positiv. „Die Zahl der bestätigten Fälle ist daher eine Unterschätzung der tatsächlichen Belastung“, heißt es seitens der WHO. Insgesamt sind der WHO seit 1. Januar 2022 bis Ende Juni 2024 aus 116 Ländern 99.176 im Labor bestätigte Fälle gemeldet worden. 208 Infizierte sind gestorben.

Ausufernde Mpox-Fälle in Afrika

Neue Fälle sind aus vier Ländern in Afrika gemeldet worden, die vorher keine Mpox-Erkrankungen kannten: Burundi, Ruanda, Kenia und Uganda. Das Risiko bestehe, dass sich die Krankheit weiter ausbreitet und auch ferne Länder erreicht, erklärt Mpox-Expertin Rosamund Lewis.

Die Welt sei durch internationale Flüge sehr vernetzt. Die WHO betont aber, dass sie keine Reisebeschränkungen empfehle, so Lewis weiter. Vielmehr müssten Menschen über Risiken aufgeklärt werden und Behörden wachsam sein, um Ausbrüche frühzeitig zu entdecken.

Das steckt hinter der Krankheit Mpox

Mpox löst Hautausschlag aus, die Betroffenen entwickeln oft hohes Fieber und Muskelschmerzen. Die Krankheit ist vor allem für Kinder gefährlich. Der Notfallausschuss der WHO besteht aus unabhängigen Experten. Wann genau er zusammentritt, ist noch nicht klar. Mpox wurde früher „Affenpocken“ genannt.

Die Viren gehören zu einer Unterfamilie der Pockenviren. Ähnlich wie bei diesen bilden sich im Verlauf einer Infektion oftmals Bläschen am Körper. Foto: Imago/HalfPoint Images

Was die Erklärung einer Notlage bringt

Mit der Erklärung einer solchen Notlage rüttelt die WHO Regierungen auf, ihre Überwachung zu verstärken, nach Ausbrüchen Ausschau zu halten und sich auf eine mögliche Ausbreitung vorzubereiten. Alle Maßnahmen werden von Regierungen beschlossen, die WHO hat keine Befugnisse, Maßnahmen anzuordnen.

Von Juli 2022 bis Mai 2023 bestand bereits eine von der WHO ausgerufene Mpox-Notlage. Damals gab es Fälle in zahlreichen Ländern, auch in Deutschland. In der Demokratischen Republik Kongo hat sich aber seit September 2023 eine neue Variante entwickelt, Klade Ib, die nach Angaben der WHO „gefährlicher sein könnte als vorherige Varianten. Sie verbreitet sich von Mensch zu Mensch“.

Was verbirgt sich hinter der Mpox-Varainte Ib?

„Es ist ohne Zweifel die gefährlichste der bekannten Mpox-Varianten“, sagt John Claude Udahemuka, Dozent an der Universität Ruanda. Die Variante Klade Ib (römisch 1b) verbreite sich ohne Sexualkontakte von Mensch zu Mensch, löse schwerere Symptome aus als andere Varianten und sei für Kinder lebensgefährlich, erklärt Udahemuka.

aut Experten wird Mpox nicht leicht von Mensch zu Mensch übertragen, das Risiko für die Allgemeinbevölkerung ist sehr gering. Foto: Imago/Science Photo Library

Infektionen mit der sogenannten Klade Ib sorgen für stärkeren Ausschlag am ganzen Körper und länger anhaltende Symptome. Mit Klade bezeichnet man in der Biologie eine geschlossene Abstammungsgemeinschaft, die einen gemeinsamen Vorfahren und alle seine Nachfahren enthält.

Wie Mpox übertragen wird

Die Mpox-Übertragung fand bislang entweder durch Kontakt mit Wildtieren und deren Fleisch (Klade I) oder über Sexualkontakte statt, vor allem unter Männern, die Sex mit Männern haben (Klade II).

Die neue Variante habe sich zwar zunächst über Sexarbeiterinnen ausgebreitet, inzwischen gehe sie aber unabhängig von derlei Kontakten von Mensch zu Mensch, sagt Udahemuka. In einer Schule hätten sich zum Beispiel viele Kinder beim Spielen mit einem Infizierten angesteckt.

Die Mpox-Übertragung fand bislang entweder durch Kontakt mit Wildtieren und deren Fleisch (Klade I) oder über Sexualkontakte statt, vor allem unter Männern, die Sex mit Männern haben (Klade II). Foto: Imago/Pond5 Images

Pockenschutzimpfung gab Herdenimmunität

Ob der Impfstoff gegen Pocken, der auch vor den bisher bekannten Varianten von Mpox schützt, gegen die neue Variante wirksam ist, sei noch nicht erforscht, so Udahemuka. Seit den 1970er Jahren sind Mpox-Fälle bei Menschen vor allem in Zentral- und Westafrika bekannt.

Lange gab es durch die Schutzimpfungen gegen Pocken eine Herdenimmunität. Seit die Pocken 1980 weltweit ausgerottet und die Schutzimpfungen eingestellt wurden, ist die Zahl der Mpox-Fälle gestiegen.

Info: M(onkey)pox

Was ist Mpox?
Mpox – wie die WHO die Krankheit seit einiger Zeit nennt – ist eine Viruserkrankung. Die Viren gehören zu einer Unterfamilie der Pockenviren. Ähnlich wie bei diesen bilden sich im Verlauf einer Infektion oftmals Bläschen am Körper. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel zwei Wochen.

Woher stammt Mpox?
Die Erkrankung war bis Anfang 2022 praktisch nur aus einigen afrikanischen Ländern bekannt. Im Frühjahr entdeckten Ärzte dann plötzlich zahlreiche Fälle in anderen Ländern. Die WHO rief wie bei Corona einen internationalen Gesundheitsnotstand aus, dieser wurde im Mai 2023 wieder beendet, nachdem die Fallzahlen deutlich gesunken waren. Bekannt wurden insgesamt bislang rund 3700 Fälle hierzulande.

 

Ansteckend sind nur symptomatisch Erkrankte bei engem Kontakt. Foto: Imago/Panthermedia

Welche Symptome rufen die Viren hervor?
Die Virus-Erkrankung ruft nach Angaben der britischen UK Health Security Agency (UKHSA) meist nur milde Symptome hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Ansteckend sind demnach nur symptomatisch Erkrankte bei engem Kontakt. Laut Experten wird Mpox nicht leicht von Mensch zu Mensch übertragen, das Risiko für die Allgemeinbevölkerung ist sehr gering. Laut UKHSA zählen zu den ersten Krankheitsanzeichen: Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schüttelfrost und Erschöpfung. Es könne sich ein Ausschlag entwickeln, der sich oft ausgehend vom Gesicht auf andere Körperteile ausbreite. Der Ausschlag sehe je nach Phase unterschiedlich aus und könne Windpocken und Syphilis ähneln.

 

Es gibt keine spezifische Therapie oder Impfung gegen Mpox. Foto: Imago/Pond5 Images

Gibt es eine Therapie gegen Monkeypox?
Es gibt keine spezifische Therapie oder Impfung gegen Mpox. Die Ständige Impfkommission (Stiko) beim Robert-Koch-Institut empfiehlt für die Impfung gegen Mpox (Affenpocken) den Impfstoff (Vakzin) Imvanex. Dieser Impfstoff, der primär in der EU zum Schutz vor Pocken zugelassen war, erhielt am 25. Juli 2022 zusätzlich die Zulassung zum Schutz vor Affenpocken.