Wie viele Nähgruppen sich bildeten, wie viele Häuser zu Nähstübchen wurden, ist nicht ganz raus. Es müssen Dutzende gewesen sein. Zu jenen tatendurstigen Menschen, die immer die Ärmel für ihre Stadt und die Gemeinschaft hochkrempeln, gehört Almut Romeis. Die Brotteroderin hat sich mit anderen zur Nadelarbeit zusammengetan. „Ich selbst habe ein Stück von etwa 180 Metern zusammengenäht“, berichtete sie freudestrahlend beim Morgenkaffee in der Skiarena.
„Wir haben aus dem Stübchen ein Büdchen gemacht“, erzählte Heiko Neuberger. „Und bei einem Bierchen und Sektchen losgelegt. Das ging ganz locker.“ Mutter Anneliese hat tatenkräftig mitgeholfen, die Tochter ebenso.
Ein Lindwurm
Auch im Inselbergbad und beim „Fitnessfuchs“ entstanden lange Sockenflechten. Sven Büchner hat an beiden Produktionsstätten mitgemacht. Das „Rödeln“ ging dem Installateur einfach von der Hand. „Die Männer haben eher getackert, die Frauen genäht. Jeder so, wie es am besten gepasst hat.“
Es war schließlich Ronny Kaufmann, bei dem Fäden zusammenliefen. Der junge Mann hat als Spezialist für Veranstaltungen ein Händchen für die Organisation.
Er hat mit einigen Helfern schon beizeiten im Skistadion Posten bezogen, die Teilstücke entgegengenommen, näher hingeschaut und schließlich die Schlaufen gelegt. „Jede Naht musste sitzen“, sagte der Chefkontrolleur. „Der Bürgermeister war zunächst für eine andere Anordnung der Bänder, aber wir haben ihn überstimmt.“ Bis um 1 Uhr nachts war die Truppe auf den Beinen, um 4.30 Uhr ging es weiter. Der Regen war überraschenderweise hilfreich gewesen, hat wie ein Wäschespüler gewirkt. „Alles schön weich und geschmeidig gemacht“, so Kaufmann.
Schließlich wurde die gesamte asphaltierte Skistrecke im Skistadion belegt – nicht nur einfach oder doppelt, sondern mehr als 20-fach. Auch der Abschnitt Richtung Hornschlittentrasse. Sockenschlangen, ein Lindwurm mit Übergröße.
Dass Wasungen am Ende vorne lag, war aus Sicht vieler Brotteroder betrüblich. Allerdings waren im Vorfeld auch gespenstische Zahlen kursiert. Der Konkurrent sollte 30 Kilometer oder mehr geschafft haben ...
Möglicherweise war es der Karneval, der am Ende den Ausschlag gab. Die Werrataler sind wohl besser ausgerüstet, können im Wettbewerb der Nähmaschinen mehr Technik aufbieten. „Die haben viele Maschinen stehen, sind uns einfach voraus“, sagte Ralf Baumhämmel und fügte anerkennend hinzu: „Und die Wasunger haben eben auch sehr rührige Vereine. Die legen sofort los, wenn es um etwas geht.“
Ulrike Sachs hat schon am Mittag in die Tasten gegriffen und einige Zeilen an die Redaktion geschrieben. „Wenn unsere Menschen für etwas brennen, geben sie ihr letztes Hemd, beziehungsweise ihre letzten Strümpfe.“ Es habe halt nicht sollen sein, die „Wösinger“ hätten das Rennen gemacht. „Man muss halt auch verlieren können, aber darin sind die Bergstädter ja geübt“. Sie flachste: Und diejenigen die nun keine Strümpfe mehr haben, hätten im Hoppe-Laden vorbeischauen können.
Girlande an Schanze
Tatsächlich gab es noch einen gewissen Spielraum: Die Barfüßler waren unter den rund 300 Menschen, die am Donnerstagmorgen in der Arena zusammengekommen waren, in der Minderheit.
Wie mit dem Sockenband nun umgegangen wird, war zunächst noch unklar. „Wir haben überlegt, die Ruine des ehemaligen Hotels ‚Krone’ damit zu schmücken“, sagte Heiko Neuberger. Oder eben eine große Girlande an der Schanze aufzuhängen. Der Bürgermeister hätte sich vorstellen können, die beiden Bänder aus Brotterode-Trusetal und Wasungen zusammenzufügen und einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde zu beantragen. Daraus wird nichts werden: Zu viel Stoff.
>>> Wasungen ist von den Socken und feiert Party