In Landkreisen mit hoher Inzidenz Gesundheitsministerium stoppt Schulöffnung

, aktualisiert am 19.02.2021 - 17:48 Uhr
 Foto: dpa-Zentralbild

Eigentlich sollten alle Grundschulen und Kitas in Thüringen ab Montag wieder öffnen - im eingeschränkten Regelbetrieb. Doch seit Tagen gehen die Infektionszahlen kaum noch runter oder steigen sogar. Nun zieht das Gesundheitsministerium die Notbremse.

 
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Erfurt - Landkreise mit einem besonders hohen Sieben-Tage-Inzidenzwert dürfen ihre Grundschulen und Kindergärten nicht wie alle anderen in Thüringen am Montag öffnen. Eine entsprechende Weisung hat das Thüringer Gesundheitsministerium nach dpa-Informationen am Freitag erlassen. Demnach sollen Landkreise, die mehr als 200 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen haben, ihre Einrichtungen geschlossen halten. Bei einer Inzidenz zwischen 150 und 200 soll eine Schließung erfolgen, wird aber nicht angeordnet.

Am Freitag lag nur der Landkreis Schmalkalden-Meiningen mit einem Wert von 212,9 über der 200er-Markierung. Der Unstrut-Hainich-Kreis lag mit einem Wert von 197,6 nahe dran.

«Wir sehen mit Sorge, dass der Rückgang der Infektionen seit einigen Tagen auf viel zu hohem Niveau stagniert», erklärte Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke). Man müsse daher reagieren, wenn man das Erreichte nicht aufs Spiel setzen wolle. Seit Freitag ist in Thüringen eine neue Corona-Verordnung in Kraft, nach der ab Montag Grundschulen und Kindergärten wieder im eingeschränkten Regelbetrieb öffnen können. Mit der nun erlassenen Weisung wird dies abhängig von der Inzidenz im jeweiligen Landkreis eingeschränkt.

Der Vorsitzende des Thüringer Lehrerverbands, Rolf Busch, reagierte empört auf die kurzfristig getroffene Regelung. «Es ist einfach nur beschämend, wie hier mit all den Menschen umgegangen wird, die von einer solchen Entscheidung betroffen sind», erklärte Busch. Sein Verband habe bereits Anfang der Woche gefordert, keine Schulöffnungen unabhängig von Inzidenzwerten zu beschließen. «Diese Art der Entscheidungsfindung und Kommunikation lassen sowohl das nötige Sachverständnis als auch den ebenso wichtigen Respekt für alle Betroffenen schmerzlich vermissen», betonte Busch.

Ein Sprecher des Thüringer Gesundheitsministeriums sagte gegenüber inSüdthüringen, dass der entsprechenden Brief aus dem Gesundheitsministerium verschickt worden sei, habe rein formale Gründe. Die Gesundheitsämter unterstünden diesem Ressort, nicht dem Bildungsministerium. Die darin verkündete Entscheidung hätten beide Ministerien einvernehmlich getroffen.

Dass die Entscheidung zu den Schul- und Kindergartenschließungen erst am Freitag und damit für Kindergartenkinder, Schüler, Eltern und Pädagogen sehr kurzfristig getroffen wurde sei, hänge wiederum maßgeblich mit der Entwicklung der Corona-Zahlen in den vergangenen Tagen zusammen. Diese hätten sich nicht so positiv entwickelt, wie es erwartet worden sei. Darauf hatte in einer Mitteilung zuvor auch Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) verwiesen. „In Hotspots kann es keine Schulöffnungen geben“, war sie dort zitiert worden. „Ich weiß um die Nöte der Familien. Kinder brauchen den Kontakt zu anderen Kindern. Das soll überall dort ermöglicht werden, wo es zu verantworten ist.“

Zumindest indirekt räumte der Sprecher aber auch ein, dass die Landesregierung mit ihrer Entscheidung auf die Kritik der vergangenen Tage an der geplanten Öffnung der Schulen und Kindergärten beispielsweise im Landkreis Schmalkalden-Meiningen ab Montag reagiert. Zwar bewerte die Landesregierung die Lage eigenverantwortlich. „Sie wird nicht getrieben“, sagte der Sprecher. „Aber selbstverständlichen berücksichtigen wir die Haltung derer, die selbst in verschiedenen Funktionen Verantwortung tragen.“

Nach Angaben des Sprechers gilt die nun getroffene Regelung vorläufig bis zum 15. März – so lange also wie die neue Thüringer Corona-Verordnung, die am Samstag in Kraft tritt.

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