Weihnachtspost Unterhaltsame Einblicke in ein fast geheimes Archiv

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Weihnachtssterne, wie sie jetzt viele Märkte, Häuser und Wohnungen schmücken. Foto: Oliver Benkert

In Melkers, genauer gesagt am Melkers Felshäuschen, hängt er wieder, der Briefkasten, in dem Kinder und Erwachsenen ihre Weihnachtspost einwerfen können. Fast immer sind es Wunschlisten, die in der weißen Box landen. Manchmal ist es auch ein schönes Bild oder eine Bastelei, gedacht als Geschenk für den Weihnachtsmann.

 
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Zum Melkerser Briefkasten für Weihnachtspost gibt es ein paar Dinge, die man wissen sollte. Dazu gehört die Tatsache, dass der Briefkasten meist schon vor dem 1. Advent hängt und genutzt werden kann. Die Familie Zentgraf aus Melkers betreut ihn nunmehr das achte Jahr. Vor Ort stellen sie auch vorgedruckte Wunschzettel und Stifte zur Verfügung, weil nicht jeder Spaziergänger, der die Hütte besucht, diese Utensilien dabei hat. Die Zentgrafs betreuen auch den Kasten im Advent, leeren ihn von Zeit zu Zeit und sind so etwas gewissermaßen die Vermittler zwischen den Absendern und den Adressaten. Eine Eigenheit sollte allen Nutzer des Briefkastens noch bekannt sein: Post an den Weihnachtsmann, den Nikolaus oder das Christkind wird nicht beantwortet. Es besteht auch keine Gewähr, dass alle Wünsche ihn Erfüllung gehen.

2015 hing zur Überraschung vieler Spaziergänger und Wanderfreunde der Briefkasten in der Hütte zum ersten Mal. Nur trauten sich damals noch nicht allzu viele, ihn zu nutzen. Vermutlich waren es fünf Kinder aus dem Ort, die seinerzeit als erste dort Zettel einwarfen. Denn im Dorf hatten Mütter und Väter die Kunde von dem Weihnachtswunschbriefkasten verbreitet und den Nachwuchs ermutigt, es doch mal auf diesem Wege zu probieren. Forsch voran gingen drei Mädchen, die ihre Wunschzettel mit bunten Bildern beklebten, aus farbigen Prospekten ausgeschnitten Träume, die Puppen, Puppenstuben und Zubehör, einen weißen Hund, einen hellbraunen Teddy und Spiele zeigten. Die beiden Jungen, darunter auch der damals fünfjährige Sohn der Zentgrafs, ließen – des Schreibens noch nicht mächtig – ihre Wünsche offensichtlich von einem Elternteil fein säuberlich auflisten. Eine heugrüne Uhr mit Zahlen und Zeiger, Langlaufski mit Stöcken und entsprechender Kleidung, ein Saunahandtuch, ein Postschalter, das Bilderbuch „Michel“, eine Papierraupe, ein Tumper-LKW und Legotechnik standen auf den Papierbogen von Paolo. Der andere kleine Knirps lies unter anderem ein ferngesteuertes Boot, Rucksack, Mercedes-Fahne, Arbeitshose, Basketballkorb, Handschuhe und Buntstifte niederschreiben. Mit dem Wunsch nach einem Weihnachtsbaum und „das wir gesund bleiben“ schloss seine Liste.

In all den Jahren, in denen der Briefkasten nun schon in der Hütte hängt, sind insgesamt 67 Wunschzettel und Briefe eingeworfen worden. Übrigens nicht nur von Kindern. Besonders viele waren es in den beiden Coronajahren 2020 und 2021, in denen 22 und 16 Einsendungen eingingen.

Das Melkerser Felshäuschen ist leicht zu finden. Es thront hoch über dem Ort und wird in den Abendstunden beleuchtet. Der Stern im Giebel ist weithin sichtbar.

Melkers Weihnachtswunsch-

geschichten, Teil 1

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