Weihnachtsoratorium Es begab sich aber zu jener Zeit ...

Wolfgang Swietek

Vor drei Jahren erklang in der Christuskirche Hildburghausen das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach zum letzten Mal. Wenigstens Teile daraus waren nun, am Vorabend des 3. Advent, dort wieder zu hören.

 
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Das Collegium musicum, die Stadtkantorei sowie einige Solisten brachten in der Christuskirche Teile des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach zur Aufführung. Foto: Swietek

Ein Weihnachtsfest, ohne vorher das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach gehört zu haben, ist für viele undenkbar. Zwanzig Jahre stand bei einer solchen Aufführung Kirchenmusikdirektor Torsten Sterzik an einem der Adventswochenenden am Pult in der Hildburghäuser Christuskirche. Wobei er dabei die Tradition seines Vorgängers Volker Koch fortführte, der dies jährlich im Dezember in der Apostelkirche praktiziert hatte. Drei Jahre mussten die Hildburghäuser inzwischen warten, um dies wieder erleben zu können. Die Gründe hierfür sind hinlänglich bekannt.

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Was macht die Faszination dieses Werkes von Johann Sebastian Bach aus? Dass es immer wieder in der Vorweihnachtszeit erklingt, wo er doch so viele andere und ebenfalls bemerkenswerte Kompositionen geschaffen hat. Einst war dieses Oratorium nicht als Gesamtwerk gedacht – jede der sechs Kantaten hatte Bach für einen einzelnen Weihnachtsgottesdienst komponiert. Erst später wurden diese als ein geschlossenes Weihnachtsoratorium betrachtet. Wobei meist nur drei der sechs Kantaten an einem Abend zur Aufführung kommen. Nur sehr selten erklingen alle sechs Kantaten am Stück. Auch in Hildburghausen hatte sich Torsten Sterzik meist zwischen den Kantaten I bis III oder IV bis VI entschieden, ehe er später auch andere Kombinationen wählte.

Einigkeit: Es gibt nicht Besseres

Gibt es nichts anderes? Nichts Besseres als immer nur das eine Werk von Johann Sebastian Bach? Diese Frage hatte unsere Heimatzeitung bereits bei der letzten Aufführung vor drei Jahren gestellt. Die Antworten waren eindeutig ausgefallen – bei den Besuchern, bei den Musikern, bei den Chorsängern und auch bei den Solisten: Es gibt nichts Besseres! Einig waren sich alle – und sind es in diesem Jahr wieder: Welch eine Botschaft! Welch eine Musik! Selten ist die Weihnachtsgeschichte so eindrucksvoll in Szene – richtiger: in Noten – gesetzt worden, wie dies Johann Sebastian Bach einst gelungen ist.

Auch wenn in diesem Jahr nicht die kompletten Kantaten erklangen, das Konzert nicht mit dem wohl bekanntesten Titel, diesem fulminanten Auftakt von Kantate I „Jauchzet, frohlocket! Auf, preiset die Tage, rühmet, was heute der Höchste getan!“ eröffnet wurde, war die Botschaft dennoch unüberhörbar. Kam sie in früheren Aufführungen allein durch das Werk des Komponisten, so sorgte diesmal Pfarrer Andreas Wucher dafür, in dem er in kurzen Sequenzen zwischen einzelnen musikalischen Teilen die Weihnachtsbotschaft las. Auch diese dürfte unter den Konzertbesuchern hinlänglich bekannt sein: „Es begab sich aber zu jener Zeit ...“, und „Der Engel trat zu ihnen und sprach: Fürchtet euch nicht! Euch ist heute der Heiland geboren“, sowie später „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“ Doch die bekannten Texte bekamen in Verbindung mit der Bachschen Musik eine zusätzliche emotionale Wirkung.

Kirchenmusikdirektor Torsten Sterzik bedankte sich nach der Aufführung bei allen Mitwirkenden, bei den Sängerinnen und Sängern der Stadtkantorei und bei den Solisten. Doch eines war ihm an diesem Abend besonders wichtig, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung betonte: „Vor der Leistung der Mitglieder vom Collegium musicum muss ich besonders meinen Hut ziehen! Sie haben sich in den knapp sechs Wochen, als bekannt wurde, dass die Thüringen Philharmonie in diesem Jahr nicht spielen wird, ihren Part erarbeitet. Obwohl sie alle beruflich noch stark eingebunden sind, und ja auch für sie privat die Adventszeit bevorstand, haben sie außer den normalen Probenabenden noch um zusätzliche Probentermine gebeten, um dieser Aufgabe bestmöglich gerecht zu werden. Diese Musiker sind ja im Gegensatz zu denen der Thüringen Philharmonie Laien. Was sie heute hier geleistet haben, kann ich nicht hoch genug anerkennen!“

Einer, der immer dafür plädiert hat, dass dies doch auch das Collegium musicum übernehmen könne, wenn die Profis aus Gotha einmal nicht können, war der langjährige Hildburghäuser Superintendent Hanspeter Wulf-Woesten. Selbst viele Jahre Geiger in dem kleinen Orchester, hat er diese Aufführung nicht mehr miterlebt, als sein Vorschlag nun Realität geworden ist.

Mitwirkende

Julia Lucas (Sopran), Sylvia Teutschbein-Köhr (Alt), Roland Hartmann (Bass), Andreas Wucher (Lesung), Gary O’Connell (Cembalo), Falko Lösche und Kollegen (Trompetentrio), Collegium musicum, Stadtkantorei Hildburghausen. Musikalische Gesamtleitung: Kirchenmusikdirektor Torsten Sterzik.