Weihnachtsaktion der Zeitung Fritzis Familie darf hoffen – dank der Zeitungsleser

Klaus-Ulrich Hubert
Nicht mit weißem, Weihnachtsmann-Bart, sondern mit schwarzer Maske zum Schutz von Fritzi überbrachte „Freies Wort hilft“-Mitstreiter Klaus-Ulrich Hubert (2.v.l.) die gute Spendenstand-Nachricht und ein paar Kinder-Überraschungen an Familie Rech Foto:  

Ein großes Geschenke haben die Leser unserer Zeitung der kleinen kranken Fritzi aus Pößneck gemacht: Rund 7000 Spenden-Euro bei der Weihnachtsaktion von „Freies Wort hilft“ machen die Zukunft der Familie ein klein wenig entspannter.

 
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„Ho-ho-hooo!“ Meistens ist es ja gar nicht der Weihnachtsmann selber, der die Geschenke verteilt. Wenige Tage vor Heiligabend konnte das der gemeinnützige Verein „Freies Wort hilft“ mit viel Freude übernehmen. Das Hauptgeschenk der Zeitungsleser aus Südthüringen, neben ein paar schönen Kinderüberraschungen, war indes „nur“ eine Zahl.

Nach ganzen neun Tagen der Weihnachts-Spendenaktion mit dem Zeitungs-Hilfswerk und einer vorangegangenen Pößnecker Spendeninitiative des Frisörsalons von Andrea Rachlock (die 1250 Euro einbrachte) nun dies: Für die sympathische junge Familie der lebensverkürzend kranken Fritzi aus Pößneck (Saale-Orla) stehen ab sofort 7000 Spenden-Euro auf dem Vereinskonto abrufbereit.

Anne Rech fällt es als junger Mutter noch immer schwer, jene möglicherweise bittere Wahrheit auszusprechen, die den Anstoß zu den Spendeninitiativen gegeben hatte: „Unsere Fritzi kam mit schwerstem Herzfehler zur Welt, sie wurde als Baby operiert und fast eine Stunde reanimiert. Sie behielt Behinderungen zurück, bedurfte sogar mit zwei Jahren einer Lebertransplantation …“

Immer neue Komplikationen ließen zunächst kaum erwarten, dass die Kleine trotz vieler Beeinträchtigungen inzwischen ein fröhliches Kindergartenkind einer integrativen Einrichtung würde. „Doch immer unter dem Damoklesschwert, dass es plötzlich wieder böser Wendungen gibt“, erklärt Vater Martin Rech, während er gerade wieder eine Dialyse-Anwendung beendet. Mehrmals täglich muss er daheim an die medizinischen Apparate. Der 41-Jährige wartet dringend auf eine lebensrettende Nierentransplantation. Die telefonischen Vorabanfrage „Wie geht’s denn eurer Süßen heute?“ zum bestmöglichen Fototermin vor dem Fest beantwortet er bemüht optimistisch: „Neuigkeiten gibt’s bei Fritzi nicht. Zum Glück. Denn gäbe es die, dann wären es keine guten!“

Gut waren indes die Idee und der Tipp von Freunden, die wussten: Familie Rech kann ihr Einkommen durch all die genannten Härten nur über Sozialmittel bestreiten, die bekanntermaßen auf Kante genäht sind – und auf die andere Einkünfte oft angerechnet werden. Martin fährt sich durchs Haar: „Man mahnte uns also vorsorglich, mögliche Spendeneingänge unbedingt in Obhut eines gemeinnützigen Vereins wie eurem Zeitungs-Hilfswerk treuhänderisch zu parken. Denn welchen Sinn macht es für die vielen liebenswerten Spender, wenn ihr Geld gleich postwendend wieder von unseren Sozialleistungen abgezogen würde? Leider haben wir das in anderen Fällen schon erlebt?“

Bei „Freies Wort hilft“ können Spender und Empfänger aber sicher sein: Das Geld kommt tatsächlich als Unterstützung bei der Familie an., Geld der späten Weihnachtsaktion 2022, das künftig abrufbar ist, wenn es gilt, für die Familie eigentlich unbezahlbare Rechnungen zu begleichen. Fritzi wird später oft Bedarf an behindertengerechten Anschaffungen haben, für die weder das Sozialamt noch die Krankenkasse aufkommen.

Und dann wäre dann auch eine ganz andere mögliche Ausgabe, über die Anne Rech sagt: „Wir mögen gar nicht näher darüber nachdenken und es aussprechen, alle versuchen wir es eigentlich zu verdrängen: Aber ja, schlimmstenfalls eben leider auch Geld zu einer angemessenen Bestattung unserer schwer geprüften kleinen Kämpferin hier.“

Aus diesen Gründen gelangt die eigentliche Weihnachts-Überraschung heute auch ohne „Ho ho ho“-Ruten-Schnickschnack und die obligatorische Frage „Wart ihr denn immer schön artig?“ zu der fünfköpfigen Familie nach Ostthüringen.

Während die Geschwister Moritz und Sophie die „Weihnachtsmann-Mitbringsel“ aus dem Thüringer Wald – anspruchsvolle Spiele – studieren, möchte man die kleine Kämpferin am liebsten fest in die Arme schließen, so herzerfrischend und zielstrebig erkundet Fritzi die Präsente. So richtig akribisch löst sie Streifen für Streifen des Geschenkpapiers, lässt sie lächelnd zu Boden schweben. Dann folgt aus dunklen Augen des Kindes, zu dessen Behinderungen auch Sprachlosigkeit gehört, das fröhliche Staunen beim ersten neugierigen Ausprobieren ihres Startersets für audio-digitales Lernen und Kreativität. Fürs erste: Die Bildvorlagen antippen, die dann kurze Geschichten erzählen.

Herzlich verabschieden sich die Eltern, bitten um Entschuldigung für den „wuseligen Empfang in der Küche“, wie sie ihr sympathisches Willkommen für den Hilfswerk-Vertreter nennen. Dann verstauen sie ihre Kleine mit deren speziellen Kindersitz im Familienauto. Die nächsten Arzt- und Physiotherapie-Termine drängen natürlich auch kurz vor Weihnachten.

Weder Anne noch Martin hätten in so kurzer Zeit solch ein Spenden-Zwischenergebnis erwartet und so viele Weihnachts männer aus Südthüringen: „Dass sogar in diesen von Krisen und Sorgen derart geschüttelten Zeiten ihre Leser derart solidarisch mit uns fühlen …“ Es treibt nun doch noch – und nicht nur Anne - Tränen in die Augen.

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