Wechseljahre Wie lang muss man verhüten?

Bettina Hartmann
Kondome sind auch in den Wechseljahren eine gute Verhütungsmethode. Foto: dpa/Friso Gentsch

Schwangerschaft in den Wechseljahren? Das passiert zwar sehr selten, aber auch mit über 50 und mit unregelmäßigem Zyklus kann man noch schwanger werden.

 
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Mit das Beste am Älterwerden ist, dass man endlich weiß, was einem gefällt – auch beim Sex. Doch in den Wechseljahren ist auf die Regel kein Verlass mehr. Muss man trotzdem verhüten? Und wann kann man sich sicher sein, dass die fruchtbare Phase wirklich zu Ende ist – und es nicht doch zu einer ungewollten Schwangerschaft kommt?

Inhalt:

  1. Wechseljahre - Ende der Fruchtbarkeit?

  2. Welche Verhütungsmethoden eignen sich?

  3. Hat die Verhütung weitere Effekte?

  4. Eignen sich auch natürliche Methoden?

  5. Macht Hormontherapie fruchtbar?

  6. Gibt es Tests zur Fruchtbarkeit?

  7. Steigt das Risiko für Fehlgeburten?

  8. Wann ist das Thema endgültig beendet?

Wechseljahre - Ende der Fruchtbarkeit?

Klar ist: In den Wechseljahren wird der Zyklus meist unregelmäßig. Anders als manche vermuten, heißt das aber nicht, dass eine Schwangerschaft ausgeschlossen ist. „So lange Eizellen vorhanden sind, ist sie theoretisch möglich“, sagt Katrin Schaudig, Frauenärztin aus Hamburg und Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft.

Selbst nach monatelanger Pause kann plötzlich wieder eine Periode einsetzen. Im Eierstock ist dann eine Eizelle „aus dem Dornröschen-Schlaf“ erwacht, wie es Katrin Schaudig beschreibt. Somit kann es auch zu einem Zyklus mit Eisprung kommen. So lang man Blutungen hat, wenn auch nur sporadisch, kommt man um Verhütung also nicht herum.

Welche Verhütungsmethoden eignen sich?

„Das kommt ganz auf die Situation der Frau an“, sagt Maria Beckermann, Frauenärztin und Psychotherapeutin aus Köln. Wer nur hin und wieder Sex habe, könne Kondome benutzen, die zudem vor Geschlechtskrankheiten schützen. „Aber auch für ein eingespieltes Paar kann das eine praktikable Methode sein.“

Für Frauen, die die Kupferspirale oder die Kupferkette gut vertragen, sei das eine bequeme Lösung: „Man muss sich um nichts mehr kümmern“, so Maria Beckermann. Welche Methode am besten passt, bleibt aber auch in den Wechseljahren „immer eine persönliche und sehr individuelle Entscheidung“, heißt es dazu bei der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung.

Hat die Verhütung weitere Effekte?

Wer verhütet, schließt damit nicht nur eine ungewollte Schwangerschaft aus. „Es ist möglich, mit Verhütung auch Wechseljahresbeschwerden zu lindern. Etwa mit einer Hormonspirale, die gleichzeitig verhütet und starke Blutungen, die in den Wechseljahren möglich sind, verhindert“, sagt Maria Beckermann. Auch der Einsatz einer Estradiol-haltigen Pille kann sinnvoll sein: „Dieses körpereigene Hormon lindert Symptome wie Hitzewallungen und Schlafstörungen, die in den Wechseljahren auftreten können.“

Weiterhin eine „normale Pille“ zu nehmen, also die Kombi-Pille aus Ethinylöstradiol und einem Gestagen, ist laut Maria Beckermann und Katrin Schaudig allerdings nicht angezeigt. Vor allem Frauen mit einem erhöhten Risiko für Thrombosen, Embolien und auch für Brustkrebs sollten bereits ab einem Alter von etwa 40 bis 45 Jahren besser darauf verzichten.

Eignen sich auch natürliche Methoden?

Die Bestimmung der fruchtbaren Tage durch das Messen der Aufwachtemperatur und die Beobachtung des Gebärmutterhalsschleims ist nur möglich, wenn der Eisprung regelmäßig stattfindet. Katrin Schaudig rät somit von derartigen, oft als natürlich“ bezeichneten Methoden, ab: „Schwankt der Zyklus stark, ist diese Methode zu unsicher.“

Ist eine Sterilisation sinnvoll?

„Eine Sterilisation ist auf jeden Fall die sicherste Verhütung, wenn Frauen oder Paare ganz genau wissen, dass sie keine Kinder haben wollen“, erklärt Maria Beckermann. Allerdings lohne sich das mit 50 plus nicht mehr: „Es ist schließlich ein operativer Eingriff. Und man kann diese letzten Jahre der eventuellen Fruchtbarkeit auch anders überbrücken.“ Generell gilt zudem: Beim Mann ist eine Sterilisation ohnehin viel einfacher und risikoärmer durchzuführen.

Macht Hormontherapie fruchtbar?

Manche Frauen befürchten, dass eine Hormonbehandlung bei Wechseljahresbeschwerden ihre Fruchtbarkeit wieder erhöht. „Dem ist aber nicht so“, sagt Katrin Schaudig. Überhaupt sinkt die Fruchtbarkeit der Frau bereits ab Mitte 20. Zwischen 40 und 45 werden dann statistisch gesehen nur noch etwa zwei von 100 Frauen auf natürlichem Weg schwanger. Mit jedem weiteren Jahr geht die Quote drastisch zurück. So kamen 2020 in Deutschland insgesamt 773 144 Babys auf die Welt. Nur 186 der Mütter waren dabei über 50 Jahre alt.

Gibt es Tests zur Fruchtbarkeit?

Ein Verfahren, um genau zu erfahren, ob man noch fruchtbar ist, wäre eine gute Sache. Doch gibt es so einen Text überhaupt? „Nicht wirklich“, schränkt Maria Beckermann ein. „Die Höhe des AMH-Werts, also des Anti-Müller-Hormons, hängt zwar mit der Eizellreserve zusammen, kann aber umgekehrt keine Sicherheit geben, dass nicht doch noch ein Eisprung stattfindet.“

Die Östrogenspiegel schwanken gerade in den Wechseljahren beträchtlich. „Bei einer Östradiolbestimmung gilt das Ergebnis nur für diesen Moment. Schon eine Woche später können sich die Werte wieder verändert haben“, erklärt die Gynäkologin. Alle Methoden können daher nur Anhaltspunkte geben.

Steigt das Risiko für Fehlgeburten?

Je älter die schwangere Frau, umso höher ist das Risiko, eine Fehlgeburt zu erleiden. Denn: „Die Eizellen sind immer so alt wie die Frau“, sagt Maria Beckermann. „Je älter, desto anfälliger werden die Zellen für Mutationen. Es kommt auch öfter zu chromosomalen Störungen der Eizellen.“ Die meisten Chromosomenanomalien sind aber nicht mit dem Überleben vereinbar. Sie werden vom Körper abgestoßen – und führen somit zu Fehlgeburten. Diese finden meist sehr früh statt und werden von den Frauen häufig gar nicht als Fehlgeburt, sondern als Regelblutung eingeordnet. „Genaue Statistiken zur Fehlgeburtenrate in höherem Alter gibt es daher nicht“, fügt Katrin Schaudig hinzu.

Wann ist das Thema endgültig beendet?

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung in Abhängigkeit vom Alter der Frau immer geringer wird, kann es in wenigen Fällen während der Wechseljahre zu spontanen Eisprüngen kommen. Wann ist das Thema Verhütung also durch?

Eine Faustregel der Weltgesundheitsorganisation WHO besagt: Wenn eine unter 50-jährige Frau 24 Monate lang keine Regelblutung mehr hatte, kann davon ausgegangen werden, dass eine Schwangerschaft ausgeschlossen ist – zumindest auf natürlichem Weg. Bei einer über 50-Jährigen gelten laut WHO hingegen zwölf Monate als sicheres Indiz dafür, dass Schwangerschaften mit eigenen Eizellen nicht mehr möglich sind. Somit kann man mit dem Thema Verhütung endgültig abschließen.

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