Wechsel an MBB-Spitze Ein MBB-Urgestein geht von Bord

red
Am 31. August beendet Winfried Bergner seine Arbeit als Geschäftsführer bei der Meininger Busbetriebs GmbH. Das Foto zeigt ihn bei einer Kreistagssitzung. Foto:  

Winfried Bergner geht nach 30 Dienstjahren in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Mirko Peter, der bereits jetzt als Prokurist in der Busbetriebs GmbH tätig ist.

 
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Meiningen/Sülzfeld - Seit ihrer Gründung vor 30 Jahren im November 1991 lenkt Winfried Bergner die Geschicke der Meininger Busbetriebs GmbH (MBB). Ende des Monats tritt er seinen Ruhestand an. Grund genug, die drei Jahrzehnte Revue passieren zu lassen.

Kurz vor seiner Berufung zum Geschäftsführer hatte der Kreistag die Übernahme des ehemaligen, in Treuhandvermögen befindlichen Volkseigenen Betriebs (VEB) Kraftverkehr Meiningen in die kommunale Trägerschaft beschlossen. Der aus Schweina stammende Bergner, der sein Studium an der Ingenieursschule für Verkehrswesen in Gotha absolvierte, hatte zu diesem Zeitpunkt als Ober- bzw. Bereichsleiter im Kraftverkehr Schmalkalden, Betriebsteil Meiningen bereits Verantwortung für die Bereiche Güterverkehr, Personenverkehr oder EDV getragen. Seine fachliche Eignung, die politische Unbefangenheit und sein Wille, die damit einhergehende große Verantwortung zu schultern, empfahlen ihn für diese Aufgabe. Mit damals 85 Mitarbeitern und 62 Bussen galt es, die Wirren der Wendezeit zu meistern und weiterhin zuverlässig die Koordinierung und Weiterentwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs zu garantieren. Eine große Herausforderung, denn es brachen sowohl die bisherigen Fahrpreisstützen als auch ein Teil der Nachfrage aus dem Arbeiterberufsverkehr weg. Gründe dafür waren die rasant steigende Pkw-Dichte und die Schließung großer Produktionsbetriebe. Auch die übergangsweise agierende Meininger Verkehrsgesellschaft und künftige Meininger Busbetriebs GmbH musste um ihre Existenz und den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen. Winfried Bergner, der sich intensiv für die Belange der MBB einsetzte , sah sich auch politisch stärker gefordert. Mit jedem einzelnen Landrat hat er seitdem um vertretbare Tarifstrukturen, Fahrpreise und Mittelzuwendungen gefochten. Mit Erfolg!

Mit der notwendigen schrittweisen Flottenerneuerung und dem Spatenstich für den neuen MBB-Betriebshof in Sülzfeld Ende des Jahres 1992 wurde der Grundstein für die Konsolidierung gelegt. Bis zum Umzug nach Sülzfeld im Herbst 1994 konnten fabrikneue Omnibusse angeschafft werden. Inzwischen war der Landkreis Schmalkalden-Meiningen im Zuge der Gebietsreform zum Gesellschafter geworden. Im Folgejahr konnte Bergner gemeinsam mit der Stadt Meiningen die Umgestaltung der Haltestellen in der Meininger Lindenallee angehen. Sie wurden ersetzt und dem neuen Busbahnhof am Bahnhof Meiningen Leben eingehaucht. Über den Kauf neuer Gelenkzüge und Überlandbusse konnte die Fahrzeugflotte weiter modernisiert und der Personennahverkehr, insbesondere aber der Schülerverkehr, dauerhaft abgesichert werden.

Bis ins Jahr 2000 begleitete der Geschäftsführer „seinen“ Busbetrieb in den neu gegründeten Konzernverbund der Kreiswerke Schmalkalden-Meiningen GmbH und führte Verschmelzungen mit anderen Verkehrsunternehmen, wie 1997 der Regionalverkehr Landkreis Schmalkalden GmbH oder 2000 der Schmalkalder Verkehrsbetrieb GmbH, herbei. Noch 2001 wurden dadurch auf 91 Linien mit 5,05 Millionen Fahrplankilometern beinahe acht Millionen Personen befördert.

In der Folge navigierte der heute 65-jährige Familienvater die MBB sicher durch alle Wetterlagen. Dabei mussten immer wieder Fahrpreisanpassungen oder die Einstellung unrentabler, wenig frequentierter Linien verteidigt, ausbleibende oder gekürzte Landesgelder abgefangen werden. Prozesse, die Kraft kosten. Und dennoch gelang Bergner die fortwährende Modernisierung und Fachkräftesicherung des Traditionsbetriebes.

Um das Serviceangebot bedarfsgerecht zu erweitern und auf die Wünsche der Nutzer einzugehen, entwickelte oder übernahm Bergner mit seinen Kolleginnen und Kollegen Ski-Tickets, Seniorencard, Azubi-Ticket oder Tagesnetzkarte. Als Mobilitätspartner für Großveranstaltungen im Landkreis, etwa dem Weltcup in Oberhof oder der Landesgartenschau in Schmalkalden, stellte die MBB zusätzliche Beförderungsangebote auf die Beine.

Im Frühjahr 2015 fuhr in einer Teststellung der erste Elektrobus der Marke Ebe Europa durch die Straßen des Landkreises. Der erste strombetriebene Bus sollte jedoch erst sechs Jahre später, ab Februar 2021, im planmäßigen Linienverkehr zum Einsatz kommen.

Inzwischen ist der Mann aus Schweina gemeinsam mit den Busbetrieben am Ende der dritten Berufsdekade angelangt. Wo für den künftigen Pensionär nun Schluss ist, soll es für den Verkehrsbetrieb mit seinen inzwischen knapp 100 Angestellten und 80 Bussen auf den gestellten Weichen zukunftsorientiert weitergehen. Auf der Agenda stehen zum Beispiel die Einführung eines Thüringer E-Tarifs, die weitere Ausstattung wichtiger Haltestellen mit dynamischen Fahrgastinformationsanlagen, die schrittweise Umstellung der Fahrzeugflotte auf alternative Antriebe. Bergner jedenfalls wird „seiner“ MBB noch nicht gleich Lebewohl sagen, hat er doch versprochen, im Zweifelsfall als Berater in schwierigen Angelegenheiten zur Seite zu stehen.

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