Wasserstoff-Forschung Neuer Infopoint in Sonneberg nimmt Form an

Sarah Jakob
Neben dem Elektrolyseur der Firma Kyros Solutions GmbH konnte auch der Kreislaufmotor des WTZ Roßlau und der entstehende Wasserstoff Infopoint besichtigt werden. Foto: Cindy Heinkel/Stadt Sonneberg

Vor Kurzem gab Sonnebergs Bürgermeister Heiko Voigt bekannt, dass in einem Teil des Rathauses ein Info-Point zum Thema Wasserstoff eingerichtet werden soll. Was geschieht wo bis Anfang Januar?

 
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Nachdem vor fast auf den Tag genau zwei Wochen der sogenannte Elektrolyseur per Kran in den Hinterhof des Rathauses transportiert wurde, gibt es neue Informationen zum geplanten Wasserstoff-Infopoint. Dieser soll rund um die neue Energiequelle der Spielzeugstadtzentrale entstehen. Dass ein solcher öffentlichkeitswirksamer Schauplatz für die grüne Energiegewinnung durch Wasserstoff überhaupt möglich ist, ist dem Projekt „Pem4Heat“ zu verdanken.

Zur Erinnerung: Mit Beginn des Jahres 2021 startete die Stadt Sonneberg als einer von sieben Partnern in ein bundesgefördertes Wasserstoffprojekt. Nun befindet sich das mit „Pem4Heat“ überschriebene Verbundvorhaben nach drei Jahren intensiver Bearbeitung auf der Zielgeraden. Die beteiligten Projektpartner stellten in der 45. Kalenderwoche in Gegenwart von Sara Jäckle vom Projektträger, dem Forschungszentrum Jülich, im Sonneberger Rathaus vor, welche Ergebnisse bislang erzielt wurden und welche Schritte nun noch zu gehen sind, um „Pem4Heat“ erfolgreich abzuschließen. Doch was hat das Rathaus mit dem H2-Forschungsprojekt zu tun? Vor Kurzem wurden etwa der Elektrolyseur und seine Einzelteile durch Mitarbeiter der Firma Kyros Hydrogen Solutions im Rathaus-Innenhof installiert. In einem eigens entwickelten Kreislaufmotor werden der Wasserstoff und Sauerstoff eingespeist und so Strom für die Versorgung eines öffentlichen Gebäudes erzeugt. „Wasserstoff ist für mich der Stoff der Zukunft“, sagt Bürgermeister Voigt. Sonnebergs Stadtchef setzte sich von Beginn an dafür ein, dass die Kommune Bestandteil von Pem4Heat wird, um am Beispiel des eigens entwickelten Hochdruckelektrolyseurs, eines sogenannten Zero-Emission Kreislaufmotors sowie von Brennstoffzellen und Wärmespeicher zu zeigen, wie Wasserstoff in der Anwendung funktioniert. „Wir wollen das erste Wasserstoff-teilversorgte Rathaus werden und die Menschen in unserer Region auf diese Zukunftstechnologie aufmerksam machen“, so das Stadtoberhaupt. Das wiederum heißt: Der lokal erzeugte Wasserstoff wird einen Teil des Rathauses heizen und im Bedarfsfall mit Notstrom versorgen.

Zusätzlich soll zudem ein Ort entstehen, an dem Wissen zum Thema für unterschiedliche Zielgruppen aufbereitet wird – mit Infotafeln, mit Experimentiermöglichkeiten und multimedialen Inhalten zum Thema (wir berichteten am 11. November).

Dafür werden seit Sommer dieses Jahres Räumlichkeiten im Erdgeschoss-Ostflügel des Rathauses sowie ein Teil des Innenhofes zu einem Infopoint „Wasserstoff“ ausgebaut. Die Eröffnung ist für Januar 2024 geplant. Der erste Schritt ist bereits gemacht worden, indem die Technik rund um den Elektrolyseur vor Ort angeliefert und aufgebaut wurde. Anfang November brachte die Forschungseinrichtung WTZ Roßlau zudem einen mobilen, schadstofffreien Verbrennungsmotor an den Start. Dieser wird den durch die Elektrolyse entstandenen Wasser- und Sauerstoff in Strom und Wärme für das Rathaus umwandeln. Das Institut für Angewandte Bauforschung Weimar (IAB) steuerte Brennstoffzellen und Wärmespeicher bei. Forschungen zu Materialbeschaffenheit und Ausformung einer möglichst langlebigen Membran für die Verdichtung der Prozessgase betreibt im Projekt fortlaufend die Technische Universität Chemnitz. Bei der Auswertung der Daten für die gesamte Anlage ist die Isle Steuerungstechnik und Leistungselektronik aus Ilmenau mit im Boot. Um die gesamte Anlage in Betrieb nehmen zu können, werden jetzt noch verschiedene Installationsarbeiten ausgeführt.

Partner im Verbundvorhaben ist die SBBS in Sonneberg. Gemeinsam mit der Stadt kümmert sie sich um den Transfer der wissenschaftlichen Inhalte in breite Schichten der Bevölkerung. Unter anderem sind nach Fertigstellung Exkursionen von Schülern aus der thüringisch-bayerischen Grenzregion in den Wasserstoff Infopoint Sonneberg geplant. Weiterhin werden in der Sonneberger Bildungseinrichtung Lehrmodule für die Aus- und Weiterbildung zur Erlangung von Wasserstoff-Expertise erarbeitet und konnte bereits ein IHK-Zertifikat während des Projektzeitraumes etabliert werden.

 

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