Was tun gegen Staub im Haushalt? Sichtbarer Staub ist oft gar nicht so schlimm

Angela Stoll

Wirklich gefährlich ist der luftgetragene Staub: Milbenkot, Pollen, Schimmel und Tierhaare können Allergene hervorrufen. Deshalb ein paar wichtige Tipps zum Putzen im neuen Jahr. Fast so wichtig wie richtiges Wischen ist ordentliches Lüften.

 
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Auch das Treppenhaus muss sauber sein. Foto: imago stock&people/imago stock&people

Hausstaub ist eine wunderliche Materie. Für die meisten Menschen sind die winzigen Teilchen und Flusen, die sich gern zu stattlichen Mäusen zusammenballen, ein Graus: Selbst bei geschlossenen Fenstern dringen von außen Erd-, Holz- und Rußpartikel in die Räume. Auch die Hausbewohner selbst tragen durch Haare, Hautschuppen und Kleiderfusseln zu den Staubschichten bei. Für Wissenschaftler ist die Materie ein faszinierendes Forschungsfeld. Das Konglomerat verschiedenster Partikel lässt Rückschlüsse auf Umwelt, Bewohner und ihre Gewohnheiten zu.

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Substanzen in der grauen Masse

Alle paar Jahre wertet das Umweltbundesamt (UBA) volle Staubsaugerbeutel aus Hunderten von Haushalten in Deutschland aus. „Darin findet sich ein Sammelsurium von Partikeln, etwa Plastikabrieb, Haare, Hautschuppen, Schimmelsporen, Kot, Pollen, Humus und Mineralien“, berichtet UBA-Forscher Wolfram Birmili. Beim Vergleich der Analysen lassen sich über die Jahre Veränderungen ablesen, die Basis wertvoller Erkenntnisse sind. „Für so etwas ist Hausstaub eine tolle Sache.“ Zum Beispiel konnten Wissenschaftler sehen, dass die Belastung mit bedenklichen Phthalaten, die als Weichmacher dienen, zurückgegangen ist. Doch schon die Aufzählung all der unterschiedlichen Bestandteile von Hausstaub macht deutlich: Die Substanzen, die sich in der grauen Masse ansammeln, sind alles andere als gesund.

In jedem Innenraum ist Staub

„Es gibt keinen Innenraum, der frei von Allergenen ist“, sagt die Umwelthygienikerin Julia Hurraß vom Gesundheitsamt der Stadt Köln. Wahrscheinlich können sich bestimmte Substanzen in ihrer Wirkung verstärken, wenn sie gemeinsam auftreten – in diesem Bereich ist die Forschung jedoch noch am Anfang. Daneben können im Staub Chemikalien vorkommen, die mitunter auch Nicht-Allergikern Probleme, etwa Atembeschwerden, bereiten.

Kleine Partikel – große Wirkung

Bevor sich Putzteufel ans Werk machen, sollten sie aber wissen: „Der Staub am Boden, den man sieht, ist nicht so schlimm“, sagt der Toxikologe Prof. Jeroen Buters von Zentrum Allergie & Umwelt (ZAUM) der TU München/Helmholtz-Zentrum München. Dabei handelt es sich nämlich um größere Partikel, die nicht eingeatmet werden. „Viel gefährlicher ist luftgetragener Staub.“ Neben verschiedensten Allergenen kann man auf diesem Weg auch winzige Feinstaubteilchen einatmen, die allergische Symptome wie Asthma verschlimmern. Je kleiner die Partikel, desto tiefer können sie in den Körper eindringen. „Je nach Größe und Eindringtiefe der Teilchen sind die gesundheitlichen Wirkungen von Feinstaub verschieden“, heißt es beim Umweltbundesamt. Sie reichen von Schleimhautreizungen über lokale Entzündungen in den Atemwegen bis zu verstärkter Plaquebildung in den Blutgefäßen. Langfristig kann Feinstaubbelastung unter anderem zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lungenkrebs führen.

Vorsicht, Kleinkinder!

Für Erwachsene sind in der Regel nur Partikel gefährlich, die eingeatmet werden können – also sehr kleine Teilchen. Anders ist das bei Kleinkindern, die am Boden krabbeln und viel in den Mund stecken. Sie schlucken auf diesem Weg auch gröbere Körnchen, an denen sich bedenkliche Chemikalien befinden können. „Ein Kleinkind nimmt im Schnitt 100 Milligramm Staub pro Tag auf“, sagt Hurraß. Da hilft nur eines: „Regelmäßig wischen.“ Beim Putzen kann man aber viel falsch machen. Schlimmstenfalls werden die Partikel, die sich an Boden und Oberflächen befinden, nur aufgewirbelt, sodass Allergiker erst recht gefährdet werden. „Bei einem Vergleich mehrerer Schulen zeigte sich: Dort, wo am meisten geputzt wurde, fanden sich die meisten Partikel in der Luft“, berichtet Buters. Also den Staub einfach liegen lassen? Auch das kann keine Lösung sein. Beim Reinigen sollte man allerdings darauf achten, möglichst viele Partikel zu entfernen. Das schließt Feudeln aus, da der Staub dabei nur in der Luft verteilt wird.

Zusätzliche Spezialfilter

Vor allem für Allergikerhaushalte empfiehlt Buters zuerst zu saugen, und zwar mit einem Gerät, das mit einem zusätzlichen Spezialfilter ausgestattet ist. Danach sei Wischen angesagt. Am besten lasse man parallel dazu einen Luftreiniger laufen, um so viele Partikel wie möglich einzufangen: In einer Studie fanden Buters und Kollegen kürzlich heraus, dass bestimmte Luftreiniger die Allergenbelastung in Innenräumen um etwa 80 Prozent reduzieren können.

Gegen Milben und Schimmelpilze

Welches Staubsaugermodell das beste ist, ist umstritten. Auf jeden Fall sollte das Gerät dicht sein, damit der Staub nicht entweicht. Außerdem empfiehlt sich, die Beutel öfters zu wechseln und die Filter regelmäßig zu reinigen. Nass-Sauger bringen nicht unbedingt Vorteile, meint Lämmel. Noch wichtiger als richtiges Putzen ist richtiges Lüften: Am besten sorgt man mehrmals pro Tag für ein paar Minuten Durchzug. „Die Luft draußen ist normalerweise immer besser als drinnen – allein was die Kohlendioxid-Konzentration angeht“, sagt Hurraß. Kommt hinzu, dass dadurch die Luftfeuchtigkeit sinkt. Und das wiederum macht Hausstaubmilben und Schimmelpilzen das Leben schwer.