Wahlnachlese Zweitstimmen: SPD wird stärkste Kraft im Wahlkreis 190

svw/wei

Den ganzen Wahlabend sah es nicht so aus. Lange lag die AfD bei den Zweitstimmen vorn. Im Endspurt behaupteten sich dann doch die Sozialdemokraten knapp als stärkste Kraft im Wahlkreis.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Knapp 70 Prozent der Wähler gaben den bereits im Bundestag vertretenen demokratischen Parteien die Stimme Foto: Heiko Matz

Bad Salzungen - Der Gewinner der Wahl im Wahlkreis 190 Wartburgkreis/Unstrut/Hainich ist die SPD. Sie konnte bei den Zweitstimmen 10,5 Prozentpunkte hinzugewinnen und 24,9 Prozent erreichen. Die AfD blieb mit 24,5 Prozent knapp dahinter. Die Sozialdemokraten konnten insbesondere in den Mittelzentren wie Mühlhausen, Eisenach oder Bad Langensalza und in den industriell geprägten Orten wie Unterbreizbach punkten. In Vacha lag die SPD am Ende knapp mit 26,6 Prozent vor der AfD mit 26,3 Prozent. Die meisten Zweitstimmen erhielten die Sozialdemokraten auch in den Städten Ruhla und Bad Liebenstein. Für Tina Rudolph, die nun über die SPD-Liste in den Bundestag eingezogen ist, „ein sensationelles Ergebnis und das zweitbeste Zweitstimmenergebnis in Thüringen“.

Nach der Werbung weiterlesen

Die CDU hat sogar in der Rhön Verluste zu verkraften und verlor Wähler an die AfD. Treu blieben den Christdemokraten die Wähler im Geisaer Amt. In der Stadt Geisa stimmten 35 Prozent für die CDU. In Ketten/Apfelbach/Walkes waren es sogar 47,1 Prozent und in Schleid 45,3 Prozent der Wähler, die bei der CDU ihr Kreuzchen machten. Insgesamt kam das Ergebnis für die CDU aber einem Erdrutsch gleich. Sie verlor 11,7 Prozentpunkte der Stimmen. Spitzenkandidat Christian Hirte räumte eine „bittere und schmerzhafte Niederlage“ ein. Die Linke, der große Verlierer im Bund, die mit 4,9 Prozent nur über drei Direktmandate wieder im Bundestag vertreten ist, musste auch im Wahlkreis 190 mit über fünf Prozent im Vergleich zur letzen Bundestagswahl richtig Federn lassen.

Die Erfolge der AfD sind im Wahlkreis breit gestreut. Doch die genaue Analyse zeigt, dass die AfD im Wahlkreis 190 im Vergleich zur letzten Bundestagswahl vor vier Jahren bei den Erststimmen (24,8 Prozent) lediglich um 3,7 Prozentpunkte und bei den Zweitstimmen (24,5 Prozent) um 2,2 Prozentpunkte zugelegt hat. Bedeutet im Umkehrschluss, dass eine breite bürgerliche Wählerschaft von knapp 70 Prozent die bereits im Bundestag vertretenen demokratischen Parteien gewählt hat. Dabei lassen sich die Wahlerfolge der AfD kaum in ein Schema einordnen. Beispielsweise hat im wirtschaftlich und finanzstarken Wartburgkreis und der langjährigen CDU-Hochburg genauso wie im wirtschaftlich schwächeren und lange von der SPD dominierten Unstrut-Hainich-Kreis ein Viertel der Wähler AfD gewählt. Auch in der Kreisstadt Bad Salzungen gewinnen die Rechten knapp mit 25,2 Prozent vor der SPD mit 24,9 Prozent. Als AfD-Hochburgen können im Wartburgkreis aufgrund der Zweitstimme meist kleinere Orte im ländlichen Raum wie Bischofroda mit 37 Prozent oder Wiesenthal mit 39,5 Prozent gelten. Spitzenreiter ist die Gemeinde Ballhausen im Unstrut-Hainich-Kreis mit 44 Prozent für AfD-Mann Klaus Stöber und 43,2 Prozent der Zweitstimmen für die AfD.

Die höchste Wahlbeteiligung im südlichen Wartburgkreis verzeichnet Unterbreizbach mit 78,3 Prozent und liegt somit über dem Bundes- und Wartburgkreiswert (76,6 beziehungsweise 73,7). Bad Salzungen ist die Stadt mit der größten Zunahme der Wahlbeteiligung; dort haben im Vergleich zu 2017 rund zehn Prozent mehr Wahlberechtigte abgestimmt. Die geringste Wahlbeteiligung gab es in Weilar (51,8). Empfertshausen ist derweil zum Rekordhalter der Region geworden: Gleich drei Parteien haben in dem Rhönort ihre quotenmäßig stärksten Ergebnisse geholt – neben der FDP waren das die Satirepartei Die Partei, die Piratenpartei sowie die ÖDP. Bei allerdings nur 234 Wählern fallen diese „Hochburgen“ für die Parteien nicht ins Gewicht.