Vortrag Jeder Quadratmeter Wiese zählt

Wiesen sind Insekten-Wohnorte voller Geheimnisse. Zu diesen entführte jetzt ein Vortrag. Foto: Roland Günter

Naturfotograf Roland Günter entführte in die Wunderwelt Wiese und holte ein Stück Sommer zurück.

 
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Wiesen sind nicht nur wahre Schätze der Artenvielfalt, sondern sie bieten auch Erholung für die Seele. Blumenwiesen – untermalt vom Summen der Bienen, dem Zirpen der Heuschrecken und dem Gesang der Vögel – sind für uns ein Inbegriff des Sommers. Mit einem beeindruckenden Multivisionsvortrag holte der Naturfotograf Roland Günter die warme Jahreszeit in die Elstalhalle in Oberelsbach.

Zu dem kostenfreien Vortragsabend luden das Brommi-Projekt („Biosphärenreservate als Modelllandschaften für den Insektenschutz“) mit dem WWF Deutschland, die Wildland-Stiftung Bayern sowie die bayerische Verwaltung des Biosphärenreservats Rhön ein. Gespannt lauschten rund 100 Rhöner dem Vortrag des Naturfotografen. In wochenlangen Beobachtungen hatte Roland Günter die „Persönlichkeit“ der Tiere auf einem Quadratmeter Wiese eingefangen. Wildbienen und Schmetterlinge tanken beispielsweise auf einer Margerite Nektar und Pollen und ziehen weiter.

Andere Insekten verbringen ihr ganzes Leben auf einer einzigen Margeriten-Pflanze. Eine davon ist die Magerwiesen-Margeriten-Bohrfliege (Tephritis neesii), die auf einem Margeritenblatt sitzt und mit den Flügeln winkt. Die Geste hat gleich doppelte Funktion: Das Winken vertreibt Konkurrenten oder bezirzt Weibchen. Eindrucksvoll werden die Zuhörer damit in eine Welt von biologischen Kettenreaktionen eingeführt.

Letztlich weist jede einzelne blühende Wiesenpflanze auf einer Magerwiese einen kleinen Kosmos an bis zu zehn auf genau diese Pflanze spezialisierten Insektenarten auf. All diesen Insekten ist gemeinsam, dass sie Zeit brauchen, um sich zu entwickeln. Wird eine Wiese vollständig gemäht oder lückenlos abgeweidet, ist der Lebensraum und damit auch die ganze Kette der Insekten verschwunden.

Roland Günter machte deutlich: „Wir brauchen eine Mosaik-Nutzung aus gemähten und ungemähten Bereichen. Es müssen jeweils Teilbereiche auf einer Wiese für ein bis zwei Jahre stehen bleiben. Nur so kann die formen- und farbenreiche Vielfalt der Insekten erhalten werden.“ Im Projekt Brommi wird seit 2020 in fünf deutschen Biosphärenreservaten mit der Landwirtschaft nach Wegen gesucht, wie die Integration von Insektenlebensraum in die Bewirtschaftung effizient gelingen kann. „Ziel ist, dass Insektenreichtum wieder selbstverständlicher Teil der Landbewirtschaftung wird“, erklärt Wiltrud Fischer, WWF-Projektmanagerin.

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