Vorsicht Zecken! Wie groß ist das Risiko nach einem Zeckenbiss an FSME zu erkranken?

Markus Brauer

Die vergangenen Monate boten Zecken prächtiges Wetter zum Überleben. Entsprechend aktiv sind die blutsaugenden Parasiten. 2024 ist wieder ein gefährliches Zecken-Jahr werden, warnen Experten. Für eine Seniorin endete eine FSME-Erkrankung tödlich.

 
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„Im Mittel tragen in FSME-Risikogebieten 0,1 bis 5 Prozent der Zecken FSME-Viren in sich“, schreibt das RKI. Foto: Imago

Ein Rentner-Ehepaar will in Bayern segeln. Die Senioren erwartet eine schöne, erholsame Zeit zu zweit. Doch stattdessen erfahren sie Tod und Trauer. Die Frau wird von einer Zecke gebissen und stirbt innerhalb von einer Woche an einer Frühsommer-Meningoenzephalitis – FSME.

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Wie hoch ist das Risiko an FSME zu erkranken?

Ein tragischer Fall. Wie häufig ist so ein dramatischer Ausgang? Selbst in den FSME-Risikogebieten Deutschlands wie Baden-Württemberg und Bayern sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin nur wenige Zecken mit dem FSME-Virus infiziert. Zudem würde das Virus-Vorkommen in den Zecken sehr stark schwanken.

„Im Mittel tragen in FSME-Risikogebieten 0,1 bis 5 Prozent der Zecken FSME-Viren in sich“, schreibt das RKI. Hieraus ein Erkrankungsrisiko nach einem einzelnen Zeckenstich abzuleiten, sei nicht möglich.

Wie häufig sind schwere Krankheitsverläufe?

Nach Angaben der Nationalen Plattform für Zoonosen verursacht FSME bei 70 bis 95 Prozent der Betroffenen keine oder nur milde Symptome. Meist heilt eine FSME innerhalb einer Woche ohne weitere Folgen aus.

Allerdings könne es bei einigen Patienten zu neurologischen Manifestationen der FSME (Meningitis, Enzephalitis, Myelitis) kommen. Sehr selten sind demnach schwere Verläufe mit der Gefahr von bleibenden neurologischen Ausfällen möglich.

Wie viele Menschen sterben an FSME?

Todesfälle durch eine FSME wie jüngst in Süddeutschland sind extrem selten. Etwa einer von 100 Erkrankten verstirbt an einer schweren FSME. Die Zahl gemeldeter FSME-Fälle in Deutschland schwankte in den vergangenen Jahren zwischen 200 und 600 Fällen pro Jahr.

FSME-Risikogebiete in Deutschland.  Foto: RKI

Wie zeigt sich ein schwerer Verlauf?

Bei manchen Erkrankten kommt es wenige Tage nach dem Abklingen der ersten grippeähnlichen Beschwerden und einer vorübergehenden Besserung erneut zu Fieber, starker Müdigkeit und Kopfschmerzen. Zusätzlich können Bewusstseins- und Koordinationsstörungen sowie Lähmungen auftreten.

Menschen ab 40 Jahren haben ein höheres Risiko einer schweren FSME-Erkrankung. Vor allem Senioren sind anfälliger für Komplikationen. Foto: Imago/Depositphotos

Die massiven Beschwerden werden durch eine Entzündung des Gehirns oder der Hirnhäute verursacht. Die Lähmungen sind meist vorübergehend, können selten aber auch dauerhaft bestehen bleiben. Sie machen sich im Gesicht, an den Armen oder an den Beinen bemerkbar. Auch Schluck-, Seh- und Sprachstörungen können auftreten.

Noch seltener ist eine Entzündung des Rückenmarks (Myelitis), die sich durch Muskelschwäche, Lähmungen und Gefühlsstörungen bemerkbar macht. Menschen ab 40 Jahren haben ein höheres Risiko einer schweren FSME-Erkrankung. Vor allem Senioren sind anfälliger für Komplikationen.

Gibt es eine Therapie gegen FSME?

Nein. Gegen FSME gibt es keine kausale Therapie. Spezifische antivirale Medikamente existieren nicht. Es wird daher rein symptomatisch behandelt, indem die Vitalfunktionen gesichert und Schmerzmittel verabreicht werden.

In schweren Fällen ist eine intensivmedizinische Behandlung, eventuell auch Intubation und künstliche Beatmung notwendig. Wenn die Infektion den Hirnstamm erreicht, besteht Lebensgefahr, da sich ein Hirnödem – also eine Ansammlung von Flüssigkeit im Gehirn – bilden kann.

Gibt es eine Schutzimpfung?

Ja. Gegen FSME schützt längerfristig eine aus drei Einzeldosen bestehende Impfung, die alle drei bis fünf Jahre aufzufrischen ist. Von den Erkrankten sind fast alle nicht oder unzureichend geimpft.

Gegen FSME schützt längerfristig eine aus drei Einzeldosen bestehende Impfung Foto: Imago/Jochen Tack

Wie gefährlich ist Borreliose?

Die Lyme-Borreliose ist die am häufigsten durch Zecken übertragene Erkrankung in Deutschland. Sie ist eine durch Bakterien ausgelöste Infektionskrankheit und wird von einem spiralförmigen Bakterium namens Borrelia burgdorferi ausgelöst, das im Darm der Zecke haust. Schätzungen gehen von mehreren Zehntausend Neuerkrankungen pro Jahr aus, die Diagnose ist schwierig. Die Gefahr, sich mit FSME anzustecken, ist dagegen wesentlich geringer.

Wer Zecken frühzeitig entfernt, macht eine Infektion weniger wahrscheinlich. Foto: Imago/Ulrich Wagner

Eine Schutzimpfung gegen Borreliose gibt es nicht. Wer an Borreliose erkrankt muss eine mehrwöchige Antibiotika-Infusions-Kur über sich ergehen lassen. Wer Zecken frühzeitig entfernt, macht eine Infektion weniger wahrscheinlich.

Eine Borreliose kann zu einer ringförmigen Rötung an der Einstichstelle oder grippeähnlichen Beschwerden führen. Sie wird in der Regel mit Antibiotika behandelt.

Info: Umgang mit Zecken

Was tun, wenn man eine Zecke hat?

  • Entfernen Sie Zecken so schnell wie möglich. Zecken lassen sich, unmittelbar nachdem sie gestochen haben, leichter herausnehmen, da sie sich noch nicht vollständig festgehakt haben.
  •  Gehen Sie dabei behutsam vor. Tragen Sie auf keinen Fall Flüssigkeiten wie Nagellack, Klebstoff oder Öl auf, das fördert eher, dass Zecken ihren Speichel und damit potenzielle Keime auf die Wunde übertragen.
  •  Quetschen Sie den Blutsauger nicht heraus, greifen Sie ihn knapp über der Haut mit einer speziellen Zeckenzange oder Zeckenkarte.
  •  Nach dem Entfernen der Zecke müssen Sie die Wunde gründlich desinfizieren.
  •  In den meisten Fällen geht ein Zeckenstich glimpflich aus. Nicht jede Zeckenart ist mit Krankheitserregern infiziert. Wird sie schnell entfernt, bleibt oft nur eine juckende und gerötete kleine Stelle übrig, die nach einigen Tagen wieder verschwindet.

Wann muss man zum Arzt gehen?

  •  Der Kopf der Zecke steckt fest und die Stelle hat sich entzündet. Manchmal reiß der Kopf des Parasit beim Entfernen ab. Meist ist das kein Problem, nur selten entwickelt sich daraus eine Entzündung.
  •  Die Zecke befindet sich an einer Körperstelle, die Sie nicht erreichen können, beispielsweise am Hinterkopf.
  •  Die Einstichstelle entzündet sich oder heilt schlecht ab.
  •  Es tritt eine Wanderröte auf. Dieser kreisförmige Ausschlag taucht einige Tage nach dem Zeckenstich auf und dehnt sich immer weiter aus. Er deutet auf eine Borreliose hin.
  •  Beobachten Sie die die Einstichstelle über 14 Tage genau. Bekommen Sie 5 bis 14 Tage nach dem Entfernen der Zecke Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen und fühlen sich matt und abgeschlagen. Diese Symptome sind sowohl für FSME als auch für Borreliose typisch.