Zahlreiche Arztpraxen im Freistaat verschieben nach Einschätzung des Thüringer Hausärzteverbandes in der vierten Welle der Corona-Pandemie derzeit weniger dringliche Routineuntersuchungen. Das habe vor allem mit den Impfungen gegen Covid-19 zu tun, sagte Verbandschef Ulf Zitterbart auf Anfrage. «Die Praxen sehen diese Impfungen derzeit als ihre Hauptaufgabe an.» Damit seien viele so in Anspruch genommen, dass für bestimmte Routinechecks kaum Zeit bleibe. Das gelte etwa für Vorsorgeuntersuchungen.

Akute Fälle würden aber behandelt. Auch die bei der Betreuung etwa von Diabetikern notwendigen regelmäßigen Laborkontrollen liefen weiter. Die Beratung der Patienten nach Auswertung der Tests laufe jetzt allerdings häufiger über das Telefon.

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) impfen aktuell 850 niedergelassene Ärzte gegen Covid-19, darunter mehr als 700 Hausärzte. In Thüringen sind laut KV rund 4300 niedergelassene Mediziner tätig, von ihnen sind rund 1600 Hausärzte. Viele Praxen haben separate Infektsprechstunden eingerichtet, wo mögliche Verdachtsfälle auf eine Corona-Infektion abgeklärt und Patienten getestet werden.

Die KV-Vorsitzende Annette Rommel verweist darauf, dass die Verschiebung nicht dringlicher Untersuchungen jeweils in der Entscheidung der Praxisinhaber liegt. «Jeder Vertragsarzt Thüringens hat das Recht, seine Praxis so zu organisieren, dass er zunächst einmal die erkrankten Patienten qualitätsgerecht behandeln kann.» Auch in Krankenhäusern würden derzeit Routineuntersuchungen oder planbare Operationen verschoben.