Es sei sogar möglich, „dass mindestens die Hälfte der 120 Teilnehmer während der Feier mit der Omikron-Variante angesteckt wurde“, sagt Preben Aavitsland vom norwegischen Institut für öffentliche Gesundheit. Damit wäre der Fall in Oslo „der größte Omikron-Ausbruch außerhalb Südafrikas“.
Nach Angaben der EU-Krankheitsbekämpfungsbehörde ECDC wurden aus dem Europäischen Wirtschaftsraum, zu dem neben der EU auch Norwegen, Island und Liechtenstein gehören, bis Donnerstag 79 Omikron-Infektionen gemeldet.
Weihnachtsfeiern stellen Gefahr da
„Es ist noch zu früh zu sagen, ob das Ereignis der Beweis ist, dass Omikron ansteckender als die Delta-Variante ist“, sagt Aavitsland. „Vorfälle der Super-Verbreitung gibt es auch bei der Delta-Variante.“ Auch für Aussagen über mögliche Unterschiede zwischen Omikron und Delta bei den klinischen Folgen einer Infektion sei es noch zu früh.
Die norwegische Gesundheitsministerin Ingvild Kjerkol findet den Fall in Oslo jedenfalls „beunruhigend“. Die Regierung verhängte daher eine Reihe zusätzlicher Corona-Restriktionen für die Hauptstadt und das Umland. Dazu zählt eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln, außerdem sollen die Menschen wenn möglich im Homeoffice arbeiten.
Die den Norwegern so wichtigen Weihnachtsessen, „Julebord“ genannt, wurden allerdings nicht untersagt. Für private Veranstaltungen in Innenräumen gilt nun lediglich eine Obergrenze von 100 Menschen. Mehrere Unternehmen haben ihre Weihnachtsfeiern trotzdem lieber abgesagt.
„Man sieht, dass sich Omikron sehr schnell und sehr breit ausbreitet, trotz der Impfungen“, sagt der Epidemiologe Antoine Flahault vom Institut für globale Gesundheit der Universität Genf. „Das ist eine erschreckende Information zum jetzigen Verlauf der Pandemie. Selbst in Ländern wie Norwegen, wo 88 Prozent der Erwachsenen gegen Corona geimpft sind, sei zu befürchten, „dass die Deiche durch die Impfungen der Ausbreitung der neuen Variante nicht standhalten könnten“.
Weihnachtsfeiern stellen in solch einer Situation eine zusätzliche Gefahr dar, warnt Flahault. „Sie müssten leider inmitten einer Epidemie-Welle verboten werden.“